Die wirtschaftliche Krise in Europa ist ein perfekter Zeitpunkt für chinesische Investoren, um in den Ländern der EU lukrative Geschäfte abzuschließen. Die Chinesen wollen sich nicht auf die traditionellen Märkte wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich beschränken, sagte Chen Xin, Direktor des Europäischen Institutes der Chinese Academy of Social Sciences.
„Chinas Investmentziele sind nicht gleichmäßig genug verteilt“, sagte Chen der europäischen Ausgabe von China Daily. Man müsse weg von der Finanzindustrie in Großbritannien und dem Tourismus in Südeuropa. „Wir müssen neue Märkte erobern“.
Der Geldfluss in Europa ist aufgrund der anhaltenden Staatsschuldenkrise und der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung stark eingeschränkt. Banken leihen sich untereinander nur noch zu schlechten Konditionen Geld. Die Zahl der faulen Kredite ist größer, als vor der Krise (mehr hier). Unternehmen in Südeuropa haben es schwer, günstige Kredite für Investitionen zu erhalten.
Das ist der beste Zeitpunkt für chinesische Investoren, um den europäischen Markt zu erschließen“, sagte Tong Jisheng, leitender Manager der Shanghai Construction Group. Die SCG investiert seit 2005 in den Ausbau der A2 in Polen.
Investiert wird im großen Stil in Infrastrukturprojekte. Die Beijing Construction Engineering Group will knapp 200 Millionen Dollar in den Ausbau des United Kingdom Manchester Airport stecken. Weitere beliebte Interessensfelder sind Immobilien in der Schweiz sowie Technologieunternehmen aus Deutschland (hier).
Chinesische KMU investieren in Europa
Der Geldfluss aus China werde anhalten, sagte Pascal Gondrand, Frankreichs Investmentberater in China. „Er wird aber mehr von privaten Unternehmen kommen, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen“. Bis 2020 sollen die Investitionen nach Angaben des chinesischen Außenministeriums auf 500 Milliarden Dollar ansteigen.
Über 15.000 Franzosen arbeiten bereits für chinesische Firmen, die in Frankreich ansässig sind. 21 Prozent aller Investitionen aus China gehen nach Frankreich, gefolgt von Großbritannien (16%) und Deutschland (7%). Aufgrund der kulturellen und industriellen Vielfalt eröffnen sich auch in Osteuropa gute Einstiegsmöglichkeiten für chinesische Investoren. Die günstigen Arbeitsbedingungen vor Ort bieten einen guten Zugang zum entwickelten europäischen Markt (hier).
Dabei bieten Investitionen in Europa nicht automatisch erfolgreich sein. Die Einstellung zur Investition muss stimmen, sagte Cui Honjian, vom chinesischen Institute of International Studies. Man solle auf „Spekulationen und nicht nur nach einem hohen Ertrag „geiern“, so Cui.
Schwierigkeiten bei Handelsabkommen mit EU
Nach einem Handelskrieg, der im Juni über den Import billiger Solarmodule nach Europa entbrannt ist (mehr hier), versuchen die EU und China ihre Handelsbeziehungen wieder zu verbessern. Beide Seiten sind auf der Suche nach einem Handelsabkommen. Die EU will einen besseren Zugang zur chinesischen Industrie und dem Bankenwesen und will Investoren aus China dafür einen attraktiven Zugang zum EU-Markt gewähren.
Im Gegenzug will sie verhindern, dass europäische Unternehmen mit einem chinesischen Joint Venture Partner zusammen arbeiten und wichtiges Know-How abgeben müssen, dass den Technologietransfer beschleunigt, berichtet Reuters. Die EU hält die staatlichen Subventionen in China für illegal, da sie die Produktionspreise vor Ort niedrig halten, ihren eigenen Export stärken und dadurch europäische Firmen benachteiligen.
„Das ganze System der Subventionen ist eines der größten Probleme in unserer Handelsbeziehungen, sagte, EU-Handelskommissar Karel De Gucht.