Deutschland

Gericht: Akten über den Tod von Uwe Barschel bleiben unter Verschluss

Lesezeit: 1 min
27.11.2013 17:43
Informationen, die der Bundesnachrichtendienst über Uwe Barschel hat, sind weiterhin nicht zugänglich. Das Bundesverwaltungsgericht wies die Klage eines Journalisten ab, der Einsicht in die Geheimdienstakten begehrte. Damit bleiben die Umstände von Barschels Tod bis auf Weiteres ein treu gehütetes Geheimnis.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der BND muss Journalisten keine Einsicht in Akten gewähren, die der Geheimdienst über den 1987 unter fragwürdigen Umständen zu Tode gekommenen CDU-Mann Uwe Barschel besitzt. Einer Klage des Journalisten Hans-Wilhelm Saure auf Akteneinsicht erteilten die Richter am heutigen Mittwoch eine Absage. Grund sei laut Urteil des Bundesverwaltungsgerichts das Bundesarchivgesetz, nach dem Akten erst nach 30 Jahren geöffnet werden müssten. Da es von dieser Regelung auch keine Ausnahme gebe, sei der BND nicht verpflichtet, Einsicht zu gewähren.

Die Pressefreiheit verpflichte staatliche Einrichtungen zwar, Journalisten deren Fragen zu beantworten. Dies schließe aber nicht das Vorlegen oder gar das Kopieren von Originalmaterial mit ein. Damit brauchen die Behörden lediglich ein Mindestmaß an Informationen bereitzustellen, um der grundgesetzlich verankerten Pressefreiheit zu genügen.

Prekär ist die Entscheidung gerade in diesem Fall. Denn schon seit seinem mutmaßlichen Freitod im Jahr 1987 ranken sich diverse Ungereimtheiten um Uwe Barschel. Der damalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins war durch seinen Medienreferenten Reiner Pfeiffer in den Verdacht geraten, SPD-Gegenkandidat Björn Engholm im Wahlkampf um den Posten des Ministerpräsidenten mit schmutzigen Tricks und Diffamierungskampagnen ins politische Abseits befördern zu wollen. Zudem gibt es ungeklärte Verbindungen Barschels in die damalige DDR sowie nach Südafrika. Mit diesem Hintergrund ranken sich bis heute viele Theorien um den angeblichen Selbstmord Barschels in einem Genfer Hotel, bei dem viele von einem Mord ausgehen.

Was weiß und wusste also der westdeutsche Geheimdienst? Welche Informationen in Staatshand helfen, den Nebel um den Mythos Barschel zu lichten? Warum hilft der Geheimdienst nicht dabei, zur Aufklärung beizutragen und die Bevölkerung zu informieren, sondern verbarrikadiert sich stattdessen lieber hinter Formalien? Gerade im Angesicht dieser Geschichte hat die Öffentlichkeit ein großes Interesse daran, alle Informationen zu diesem Fall zu erfahren. Informationen aus erster Hand sind die authentischsten Quellen, mit denen Journalisten arbeiten können. Entsprechend kämpferisch gibt sich dann auch der Kläger. Man werde die Urteilsbegründung genau prüfen und im Zweifel vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, ließ Saures Anwalt verlauten.

Bis dahin bleibt es allerdings dabei, dass der Staat seinen Bürgern Informationen vorenthalten darf. Die Zensur nach außen hin findet weiterhin in Form der Verschließung von Originaldokumenten statt. Die Presse und damit die Bürger sind auf das Wohlwollen der Presseabteilungen und Sprecher der jeweiligen Behörden abhängig.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Nato-Staaten einig – Ukraine soll Mitglied werden
01.06.2023

Nato-Chef Stoltenberg gab am Donnerstag in Oslo bekannt, dass alle Mitgliedsstaaten sich darin einig seien, die Ukraine in das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neues Liefergesetz aus Brüssel stranguliert deutsche Wirtschaft
01.06.2023

Was die Wirtschaft in Deutschland und insbesondere der Mittelstand befürchtet hatte, ist nun eingetreten: Das Europäische Parlament hat...

DWN
Politik
Politik Selenskyj fordert Patriot-Raketen und Kampfjets vom Westen
01.06.2023

Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert von seinen Verbündeten weitere militärische Unterstützung. Konkret benötige die Ukraine...

DWN
Technologie
Technologie Hollywood-Stars zittern – Macht KI sie bald arbeitslos?
01.06.2023

Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist zentrales Thema bei Gagen-Verhandlungen in Hollywood. Denn Schauspieler könnten durch...

DWN
Deutschland
Deutschland Garmischer Zugunglück: Beschädigte Betonschwellen verursachten den Unfall
01.06.2023

Fünf Menschen starben im Juni 2022 beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen, 78 wurden verletzt. Kurz vor dem Jahrestag liegt nun der...

DWN
Deutschland
Deutschland Urteil im Fall Lina E.: Linksextremisten kündigen bundesweite Randale an
01.06.2023

Die Studentin Lina E. wurde vom Oberlandesgericht Dresden wegen linksextremistischer Gewalttaten zu einer Haftstrafe von mehr als 5 Jahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DIHK: Arbeitsmarkt für Absolventen der Höheren Berufsbildung „komplett leergefegt“
01.06.2023

Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich laut Deutscher Industrie- und Handelskammer (DIHK). Absolventen der Höheren...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Afghanistan tritt Chinas Seidenstraße bei
31.05.2023

Afghanistan wird Teil der Seidenstraße. Das krisengeschüttelte Land birgt große wirtschaftliche und geostrategische Potenziale, aber...