Politik

Bürger verweigern EU den Gehorsam: Banken müssen SEPA-Frist verlängern

Die EU-Kommission muss die Umstellung auf das umstrittene SEPA-System verlängern. Die Banken klagen über das große Chaos. Viele Unternehmen und Vereine ignorieren die 22-stelligen Zahlenungetüme einfach. Die EU-Bürokratie ist gescheitert.
09.01.2014 13:07
Lesezeit: 2 min

Die EU ist gescheitert: Mit SEPA hat die Kommission ein absurd bürokratisches System geschaffen, bei dem jeder kleine Handwerker jedesmal eine 16stellige Gläubigeridentifikationsnummer eingeben muss, wenn er eine Rechnung stellt oder eine Rechnung bezahlen muss.

Bereits in den vergangenen Wochen ist es immer häufiger zu Zahlungsausfällen gekommen, weil die Datenmengen Mensch und Maschinen gleichermaßen überfordert haben (mehr zum Chaos hier).

Doch das Hirngespinst kommt nicht auf die virtuellen Beinchen:  Die europäischen Unternehmen verweigern sich dem bürokratischen Wahnsinn - indem sie die Vorgaben aus Brüssel ignorieren. Denn anders als die Beamten, die sich das Konzept ausgedacht haben, haben polnische Handwerker, deutsche Elektriker oder italienische Gastwirte keine Sachbearbeiter und Sekretärinnen, die ihnen jede wirkliche Arbeit abnehmen.

Der mit der SEPA-Einführung verbundene zeitliche Aufwand ist gigantisch. Für Unternehmen bedeutet dies beispielsweise, dass sie ihre Kundenstammdaten umstellen müssen. Statt Kontonummer und Bankleitzahl sind zukünftig die IBAN und bei grenzüberschreitenden Transaktionen bis Februar 2016 der BIC zu verwenden. Insgesamt 22 Stellen umfasst die IBAN in Deutschland. In anderen Ländern ist die Kennnummer aber noch komplizierter. In Malta muss man sich künftig an 31-stellige Kontonummern gewöhnen, in Polen, Ungarn und Zypern an 28-stellige.

Es ist kein Wunder, dass das nicht funktioniert.

Nun rudert die EU-Kommission zurück und fordert, dass die Frist zur Umstellung des elektronischen Zahlungsverkehrs auf das neue SEPA-System verlängert wird. Damit würden Unternehmen und Vereine sechs Monate mehr Zeit bekommen, um die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Vorher hatte die EU stets verkündet, es werde keine Verlängerung der Umstellungsfrist geben.

Die Kommission befürchtet, es könne zum 1. Februar 2014 – an dem die Frist ablaufen würde – zu Zahlungsausfällen bei Unternehmen kommen. Um weitreichende wirtschaftliche Folgen zu verhindern, soll nun doch noch einmal Aufschub gewährt werden. Wenn die EU-Staaten und das EU-Parlament dem Vorhaben zustimmen, können sich Unternehmen mit der Umstellung noch bis August Zeit lassen.

Er bedauere die Entscheidung, wolle dadurch aber verhindern, dass es zu Unterbrechungen im Zahlungsverkehr komme, sagte der EU-Kommissar Michel Barnier in Brüssel.

Die Deutsche Bundesbank wollte auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten keine Stellung zu der Fristverlängerung geben.

In einer Pressemitteilung der EZB heißt es, man habe den Vorschlag der Kommission zur Verlängerung der Frist zur Kenntnis genommen. Unternehmen sollten die Umstellung aber unbedingt zum 1. Februar 2014 durchführen, da der Vorschlag noch nicht verbindlich ist.

Die beste Lösung: Den unsinnigen Vorschlag der Zentralisten einfach in die Tonne treten. 

Wenn die EU Steuerhinterzieher und Geldwäscher sucht, kann das nicht mit einer bürokratischen Artillerie-Feuer geschehen, bei dem die kleinen und mittleren Unternehmen nachhaltig und nutzlos in der Ausübung ihrer Arbeit gestört werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...