Deutschland

Große Koalition genehmigt sich Rekord-Gehälter: 9.000 Euro im Monat

Die erste effektive Maßnahme von Angela Merkel und Sigmar Gabriel ist eine saftige Gehaltserhöhung: Die Bezüge werden auf über 9.000 Euro angehoben. Warum? An mehr Arbeit kann es nicht liegen – die Abgeordneten heben zu 70 Prozent die Hand für Gesetze, die in Brüssel beschlossen wurden. Man fragt sich: Warum kann ein Politiker nicht mit 5.000 Euro auskommen?
11.02.2014 00:21
Lesezeit: 2 min

Der Deutsche Bundestag wird seinen Abgeordneten künftig deutlich mehr Geld überweisen als bisher: Die große Koalition will zu Beginn der Legislaturperiode die Bezüge der Bundestagsabgeordneten auf über 9000 Euro anheben. Die Diäten sollen in zwei Schritten zum 01. Juli 2014 und 01. Januar 2015 um jeweils 415 Euro auf 9082 Euro steigen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf haben die Fraktionsspitzen von CDU/CSU und SPD am Montag in Berlin gebilligt.

Die große Koalition hat eine Kommission eingesetzt, hinter der sie sich jetzt verstecken kann: Sie orientiert sich offiziell an den Empfehlungen der sogenannten Schmidt-Jortzig-Kommission, die noch in der vergangenen Legislaturperiode Vorschläge vorgelegt hatte. Danach sollen die Abgeordneten Anfang 2015 das seit längerem angestrebte Niveau der Richter-Besoldung erreichen. Die Steigerung der Bezüge soll künftig automatisch an die allgemeine Lohnentwicklung (Normallohnindex) gekoppelt werden. Bisher waren jeweils Abstimmungen im Parlament nötig.

Warum aber müssen die Bezüge überhaupt angehoben werden? Angela Merkel lässt keine Gelegenheit aus, um den Deutschen, Griechen und Portugiesen zu erklären, dass alle „über ihre Verhältnisse gelebt“ hätten und daher nun den Gürtel enger schnallen müssten.

Warum kann ein Abgeordneter nicht von 5.000 Euro monatlich leben? Er bekommt ohnehin noch ein Büro dazu, eine Dienst-Limousine, diverse andere Vergünstigungen wie eine „Kostenpauschale“, über die der Abgeordnete niemandem Rechenschaft schuldig ist.

Die Abgeordneten im Deutschen Bundestag müssen zu 70 Prozent Gesetze abnicken, die in Brüssel beschlossen wurden. Wäre da nicht eine Kürzung angebracht? Die ESM-Debatte hat gezeigt, dass die meisten Abgeordneten zu einem solch wichtigen Thema keine eigene Meinung haben, geschweige denn, dass sie die Mittel aus der Kostenpauschale dazu verwendet hätten, sich kundig zu machen, worum es bei diesem dramatischen Souveränitäts-Verlust eigentlich ging.

Der Vergleich mit den Richtern hinkt ebenfalls: Die müssen studieren und sind in der wachsenden Gesetzesflut – die die Abgeordneten verursachen, ohne die Gesetze zu kennen! – heute tatsächlich mehr gefordert als früher.

Die Mehrkosten beziffert die Unionsfraktion auf 1,7 Millionen Euro in diesem und auf 3,5 Millionen Euro im nächsten Jahr.

Würden die Abgeordneten auch nur einen Bruchteil ihrer Phrasen glauben, sie würden in den kommenden zwei Jahren auf eine Erhöhung verzichten, um den Staatshaushalt zu entlasten. So aber geht das Spiel weiter, das die Bürger so sehr verdrießt: Bereits in wenigen Monaten werden Angela Merkel und Sigmar Gabriel den Deutschen vermutlich mitteilen, dass „wir alle unseren Beitrag leisten müssen, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen“.

Oder aber sie werden den kommenden Generationen weitere Schulden auferlegen, weil sie fürchten, dass sich doch irgendjemand an ihre eigene Maßlosigkeit erinnern könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...