Deutschland

Bundesbank warnt vor Immobilien-Blase

Lesezeit: 2 min
17.02.2014 18:40
In Großstädten weichen die Immobilien-Preise um durchschnittlich 25 Prozent nach oben ab. Für den Fall einer längeren Niedrigzins-Phase kann eine Spekulationsblase nicht komplett ausgeschlossen werden, so der Bundesbank-Vorstand Dombret.
Bundesbank warnt vor Immobilien-Blase

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das extrem niedrige Zinsniveau könnte nach Ansicht der Bundesbank zu einer Spekulationsblase am Immobilienmarkt führen. Vorstand Andreas Dombret sagte dem Fernsehsender n-tv: „Für den Fall, dass wir eine weiterhin so langanhaltende Niedrigzinsphase haben bei so hoher Liquidität, kann man das in Zukunft nicht komplett ausschließen.“ Aktuell sei allerdings noch keine Spekulationsblase erkennbar, vielmehr übersteige die Nachfrage das Angebot und treibe die Preise. So seien in einigen deutschen Großstädten seit 2010 die Preise bereits um ein Viertel, in Einzelfällen sogar noch stärker gestiegen. Dombret bezeichnete dies als „signifikante“ Preissteigerungen.

Erste Warnungen hatte die Bundesbank bereits im Herbst ausgesprochen. Damals erklärten die Notenbanker, dass die Immobilienpreise in einigen besonders beliebten Stadtvierteln um gut 20 Prozent zu hoch seien. Dieser Trend hat sich fortgesetzt: „In den Großstädten weichen die Preise für Wohnimmobilien im Durchschnitt vermutlich um 25 Prozent nach oben ab“, heißt es in dem jetzt veröffentlichten Monatsbericht.

Im vergangenen Jahr verteuerten sich nach Berechnungen der Bundesbank Wohnimmobilien in 125 Städten um durchschnittlich 6,25 Prozent. Den größten Preisanstieg gab es bei Eigentumswohnungen in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf, die dort im Schnitt um neun Prozent teurer wurden. Seit Beginn des Preisauftriebs 2010 haben sich städtische Wohnimmobilien um fast ein Fünftel verteuert. Die Bundesbank schätzt, dass 2013 deutlich mehr als 177.000 neue Wohneinheiten fertiggestellt wurden. Um den zusätzlichen Bedarf zu decken, seien aber rund 260.000 neue Einheiten pro Jahr erforderlich.

Banker beobachten vor allem bei Mehrfamilienhäusern steigende Preise. Diese hätten sich 2013 um 4,7 Prozent verteuert, während selbst genutzte Wohnimmobilien um 3,2 Prozent zulegten, wie der Verband Deutscher Pfandbriefbanken am Montag in Berlin mitteilte. „Die Nachfrage nach Wohnimmobilien bleibt angesichts der günstigen Finanzierungsbedingungen und der stabilen Einkommensperspektiven der Privathaushalte hoch“, erklärte Verbands-Chef Jens Tolckmitt.

Das sieht auch die Bundesbank so. Der durchschnittliche Zins für Wohnungsbaukredite sank 2013 auf 2,75 Prozent - der Leitzins der EZB auf das Rekordtief von 0,25 Prozent. Wegen der immer geringeren Finanzierungskosten sind Immobilien für immer mehr Käufer erschwinglich geworden. Im vergangenen Jahr vergaben die Banken 2,25 Prozent mehr Wohnbaukredite an private Haushalte. Aus Sicht der Bundesbank ist diese Steigerung noch moderat.

Die Preise steigen auch, weil sich die Deutschen immer größere Wohnungen und Häuser leisten. Wohnte ein Bundesbürger 1998 laut Statistischem Bundesamt im Schnitt auf 39 Quadratmetern, waren es 2012 nach Reuters-Berechnungen knapp 46 Quadratmeter. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) wächst die Pro-Kopf-Wohnfläche vor allem wegen der zunehmenden Zahl an Ein- und Zweipersonenhaushalten. Ein weiterer Grund sei die wachsende Zahl von rüstigen Senioren. Sie blieben immer länger in der Wohnung, in der einst die ganze Familie gelebt hat.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europawahl und die AfD: Unternehmen äußern wirtschaftliche Bedenken
22.05.2024

Neue IW-Studie: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen lehnt die AfD deutlich ab. Sie sind besorgt über den Wirtschaftsstandort...