Finanzen

Italien: Mindestens zehn Städte leiden unter massiven Finanzproblemen

Wie in Spanien muss sich auch Italien zunehmend mit den Finanzen italienischer Städte und Kommunen auseinander setzen. Selbst im wirtschaftlich starken Norden des Landes gibt es große Schwierigkeiten. Sizilien ist nicht die einzige Region mit massiven Schulden.
23.07.2012 13:05
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Wegen Sparmaßnahmen: Italienische Provinzen können sich Schulen nicht mehr leisten

Sizilien scheint nur der Anfang gewesen zu sein. Vergangene Woche machte der italienische Premier Mario Monti deutlich, dass die Region kurz vor der Pleite stehe (hier). Und auch der Bürgermeister der sizilianischen Hauptstadt Palermo, Leoluca Orlando, warnte vor der „explosiven Mischung von Verzweiflung, die viele Familien erfahren, und dem Würgegriff des organisierten Verbrechens, die zu einem Ausbruch eines Bürgerkriegs führen könnte.“

Doch Sizilien ist bei weitem nicht das einzige Problem in Italien. Wie in Spanien, wo sich nach und nach Regionen mit beunruhigend großen finanziellen Problemen um Staatshilfe bemühen (hier), gibt es auch in Italien Schuldenprobleme auf regionaler Ebene. Zehn italienische Städte, unter ihnen auch Neapel und Palermo, haben beunruhigende Schwierigkeiten mit ihren Finanzen, wie die italienische Tageszeitung La Stampa am Montag berichtete. „Mindestens zehn große Städte sind in Gefahr“, zitiert La Stampa Regierungsquellen.

Das Problem der italienischen Städte liegt in einer Bestimmung der Regierung, die in Folge der Ausgabenüberprüfung die Kommunen dazu verpflichtet, die Buchwerte ihrer Vermögenswerte um 25 Prozent zu senken. Das reißt große Löcher in die Haushaltsbücher der Städte. Denn die betreffenden Vermögenswerte enthalten auch erwartete Einnahmen aus Geldbußen oder eingehenden Steuern aus der Abfallwirtschaft. Sie sind oft überbewertet in die Haushaltspläne eingeflossen, da nicht erwartet werden kann, dass diese Einnahmen tatsächlich erzielt werden.

Ein weiteres Problem ist die Ausgabenkürzung der italienischen Regierung trotz der tiefen Rezession, in der sich die Wirtschaft befindet. Nach und nach wurden die Budgets der Kommunen gekürzt, trotzdem ihre öffentlichen Aufgaben in keinem Umfang geschmälert wurden. Selbst im wohlhabenderen Norden, etwa in Alessandria bei  Genua, gibt es finanzielle Schwierigkeiten. Allessandria ist mit 100 Millionen Euro verschuldet. Und dennoch leiden vor allem in Süditalien die Haushalte der Städte nichtsdestotrotz unter einem aufgeblähten und verschwenderischen Verwaltungsapparat, der hohe Kosten verursacht.

Zwar haben die lokalen Finanzierungsprobleme in Italien, anders als in Spanien, nicht unmittelbare Auswirkungen auf die Staatsverschuldung in Höhe von 2 Billionen Euro, aber sie unterstreichen den wachsenden Druck auf die Regierung: Die Rezession im Land schwächt die öffentliche Finanzlage erheblich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...