Unternehmen

Strompreis-Explosion: Ersten Supermärkten droht das Aus

Lesezeit: 2 min
19.09.2022 14:00
Die Energiekrise sorgt für immer größere Probleme. Viele Supermärkte verlieren ihre günstigen Stromverträge. Das hat dramatische Folgen.
Strompreis-Explosion: Ersten Supermärkten droht das Aus
Die Sorge in deutschen Supermärkten wegen der Energiekrise wächst. (Foto: dpa)
Foto: Joel Carrett

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Durch die stark steigenden Energiepreise, wächst in Deutschland nicht nur die Angst vor kalten Büros und Wohnungen. Ein großes Problem ist das Thema Strom, speziell der deutsche Mittelstand ist laut den Lübecker Nachrichten stark betroffen. So berichtet die Zeitung über den Fall Osnabrück. Die Stadtwerke in der 165.000 Einwohner-Stadt sollen über 1000 Firmen die Verträge gekündigt haben. Die Folgen sind für die Unternehmen verheerend. Ihnen wurden keine Anschlussverträge angeboten und nun stehen selbst Supermärkte vor einer Herausforderung diese Situation zu meistern.

Fünf Edeka-Filialen betroffen

Im konkreten Fall geht es um fünf Edeka-Filialen. Die Betreiberin Mechthild Möllenkamp berichtete Wirtschaftswoche von ihrer Notsituation. Möllenkamp ist von der Kündigungsflut in Osnabrück betroffen, denn ihre Filialen stehen nach aktuellem Stand 2023 ohne Strom da. Der Vertrag sei zum Jahreswechsel sowieso ausgelaufen. Im Vergleich zu den letzten 24 Jahren, gab es dieses Mal kein neues Angebot für einen Anschlussvertrag, wie Möllenkamp gegenüber der Wirtschaftswoche erklärt: „Die Stadtwerke haben gar nichts angeboten, das ist die große Enttäuschung für mich“.

Wenn die Betreiberin keinen neuen Anbieter findet, dann würde sie in die von den Stadtwerken angebotene Grundversorgung rutschen. Diese Grundversorgung würde drei Monate gehen und einen Preis von bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde betragen. Ein Problem für Möllenkamp. Im Worst-Case drohen laut der Wirtschaftswoche mehr als eine Million Euro Mehrkosten für die fünf Edeka-Supermärkte. Möllenkamp verdeutlicht gegenüber dem Wirtschaftsmagazin die Situation: „ Wir können nicht einfach mal zwei Monate zu machen, schon gar nicht ohne Strom, dann vergammelt ja alles in unseren Tiefkühltruhen und Kühlhäusern.“

Die Stadtwerke Osnabrück haben dem Branchenmagazin zu Folge bestätigt, dass eine „kleinere vierstellige Anzahl“ Geschäftskundinnen und -kunden von den Kündigungen betroffen sind. Grund dafür seien die aktuell stark schwankenden Preise, die es unmöglich machten, neue Verträge anzubieten. „Die Kalkulierbarkeit von Preisen bei stichtagsbezogenen Verträgen ist de facto unmöglich geworden“, heißt es von einem Sprecher der Stadtwerke.

Supermarktbetreiber haben Angst

Das Beispiel von Osnabrück ist nur eines von vielen derzeitigen Fällen in Deutschland. Besonders kleinere Stromversorger beenden laut der Wirtschaftswoche ihre Kontrakte, aber auch große Konzerne wie E.ON kündigen Stromkunden. So klagt ein Betonwerkchef aus dem ostwestfälischen Lintel gegenüber der Wirtschaftswoche über Angebote, die circa das 20-Fache betragen als aktuell und in Ludwigshafen musste laut den Lübecker Nachrichten eine Eishalle schließen, da ein neuer Stromvertrag 70.000 Euro über dem aktuellen Preis lag.

Ein Betreiber eines Edeka-Marktes in der niedersächsischen Stadt Stadthagen kalkuliert der Wirtschaftswoche gegenüber mit einer Stromrechnung von 500.000 Euro. Bisher lag die Rechnung bei 74.000 Euro. Möllenkamp hat mit ihren Filialen wohl Glück im Unglück. Sie kann die Schließung ihrer fünf Edeka-Märkte wohl abwenden und fand einen neuen Anbieter. Dennoch muss sie sich dabei auf einen fünfmal höheren Grundpreis einstellen.

Andere Supermarktbetreiber haben noch keinen Anbieter gefunden und sind in größter Sorge. Sie haben Angst die eigenen Filialen nicht mehr mit Energie versorgen zu können, wie Möllenkamp gegenüber der Wirtschaftswoche schildert. Die Unternehmerin ist sich deswegen sicher, dass sich die Preissteigerungen in einem Bereich befinden, der nicht mehr finanzierbar ist.

Die Fälle in Osnabrück, Ludwigshafen und im Emsland zeigen, wie stark der deutsche Mittelstand von der Energiekrise betroffen ist. Wenn es mehr Kommunen gibt, in denen eine ähnliche Problematik auftritt, dann könnte dies die Stimmung noch mehr drücken. Wie lange die Mittelständler dann noch ruhig bleiben, oder sich der Druck auf die Regierung massiv erhöht, wird zu beobachten sein.

 



 

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...