Panorama

Schach-Weltmeister Carlsen wirft US-Spieler Betrug vor

Lesezeit: 2 min
27.09.2022 12:01
Nach wochenlangen Andeutungen beschuldigt Weltmeister Magnus Carlson aus Norwegen den aufstrebenden US-Großmeister Hans Niemann nun ganz offen des Betrugs.
Schach-Weltmeister Carlsen wirft US-Spieler Betrug vor
Magnus Carlsen, die souveräne Nummer 1 im Schach, lässt sich auch von mutmaßlichem Betrug nicht aus der Ruhe bringen. (Foto: dpa)
Foto: Fredrik Varfjell

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Endlich hat sich Schachweltmeister Magnus Carlsen am Montag zu dem Skandal geäußert, der gerade die Schachwelt erschüttert. Erstmals beschuldigt er den 19-jährigen amerikanischen Großmeister Hans Niemann ganz ausdrücklich, beim Schach geschummelt zu haben.

In einer auf seinen Social-Media-Accounts veröffentlichten Erklärung verwies Carlsen auf Niemanns ungewöhnlich schnellen Aufstieg in der Schachwelt und sein überraschend entspanntes Verhalten, während die beiden Schachspieler am 4. September beim Sinquefield Cup in St. Louis gegeneinander spielten.

„Ich glaube, dass Niemann mehr - und öfter - betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat“, schreibt Carlsen. „Seine Fortschritte am Brett waren ungewöhnlich, und während unserer Partie beim Sinquefield Cup hatte ich den Eindruck, dass er nicht angespannt war oder sich in kritischen Stellungen nicht einmal voll auf das Spiel konzentrierte, während er mich mit den schwarzen Figuren auf eine Art und Weise ausspielte, wie es meiner Meinung nach nur eine Handvoll Spieler kann.“

Niemann hat bisher jegliche Anschuldigungen von Unregelmäßigkeiten beim Schach am Brett zurückgewiesen, obwohl er zugab, bei zwei Gelegenheiten in Online-Partien betrogen zu haben. Niemann bezeichnete diese Vorfälle als jugendliche Fehler.

Die Webseite Chess.com hat Niemanns Account gesperrt und diesen Monat erklärt, dass Niemann im Hinblick auf „den Umfang und die Schwere“ seiner Betrügereien nicht ehrlich gewesen sei.

In seiner Erklärung sagte Carlsen, dass er zunächst in Erwägung gezogen habe, sich vom Sinquefield Cup zurückzuziehen, als Niemann zur Teilnahme eingeladen wurde. Doch dann habe er sich entschieden, trotzdem zu spielen.

Bei einem weiteren Turnier, das online stattfand, gab Carlsen eine Partie gegen Niemann nach nur einem Zug auf und schaltete seine Kamera aus. Carlsen gab anschließend ein kurzes Interview, in dem den Skandal nicht direkt ansprach. Er sagte lediglich, dass „die Leute ihre eigenen Schlüsse“ aus seiner Entscheidung ziehen könnten. Obendrein gewann Carlsen das Turnier trotz seiner „Niederlage“ gegen Niemann.

„Bisher konnte ich nur mit meinen Taten sprechen, und diese Taten haben deutlich gemacht, dass ich nicht bereit bin, mit Niemann Schach zu spielen“, so Carlsen in der Erklärung vom Montag. Und weiter: „Wir müssen etwas gegen Betrug unternehmen, und ich für meinen Teil möchte in Zukunft nicht gegen Leute spielen, die in der Vergangenheit wiederholt betrogen haben, weil ich nicht weiß, wozu sie in der Zukunft fähig sind.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Netzentgelte: Bundesnetzagentur plant vorzeitig steigende Gaspreise – bis zu 40 Prozent Erhöhung möglich
17.09.2024

Preistreiber Energiewende: Erdgasnetze werden überflüssig und sollen schrittweise bis 2045 abgebaut werden, doch die Endnutzer müssen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel: Weg frei für Fachkräfte aus Kenia – eine „Win-win-Situation“?
17.09.2024

Mit der Begründung, dass Deutschland Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen, hat die Bundesregierung ein Anwerbungsabkommen mit Kenia...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Intel verschiebt Baustart von Chipfabrik in Magdeburg
17.09.2024

Der US-Konzern Intel pausiert seine Pläne für die Chipfabrik in Magdeburg wegen Verluste und Sparprogramme. In der Regierung ging sofort...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen in Brandenburg: Alles, was man wissen sollte
17.09.2024

Das politische Deutschland blickt gespannt auf die anstehende Landtagswahl in Brandenburg. Wofür stehen die Spitzenkandidaten von SPD,...

DWN
Politik
Politik Schöne neue Arbeitswelt? Oder wie wir uns in Zukunft alle nur noch langweilen wollen
17.09.2024

Der Begriff der Arbeit hat sich über die Jahrhunderte extrem gewandelt. Von der physischen Plackerei ging es für die Menschen in ihrer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ende einer Ära: Volkswagen verabschiedet sich vom Bulli - Ford baut den Transporter
16.09.2024

Aus und vorbei! Für die einen soll es wohl das Zeichen sein, dass Volkswagen mit allen Mitteln aus der Krise kommen will und sich deshalb...

DWN
Finanzen
Finanzen Erneuter Goldpreis-Rekord: 2.600 Dollar nur noch eine Frage der Zeit
16.09.2024

In unsicheren Zeiten wie aktuell ist Gold als „Safe-Haven“-Anlage sehr beliebt. Hinzu kommen sinkende Zinsen, die Investitionen in das...

DWN
Technologie
Technologie Unser neues Magazin ist da: Die disruptive Kraft der Arbeit 4.0
16.09.2024

Arbeit prägt unser Leben und unsere Gesellschaft – doch sie steht vor einem gewaltigen Wandel. In unserem neuen DWN-Magazin beleuchten...