Finanzen

Zentralbanken horten Dollar-Einlagen, planen für den Notfall

Die Zentralbanken bereiten sich auf mögliche Notfälle vor, die den Einsatz von massiven Dollarbeständen nötig machen würden, um die eigenen Währungen zu retten.
Autor
08.10.2022 10:31
Aktualisiert: 08.10.2022 10:31
Lesezeit: 2 min

Zentralbanken auf der ganzen Welt haben Puffer aus Dollar-Einlagen aufgebaut, indem sie US-Staatsanleihen verkauft haben. Damit bereiten sie sich auf den möglichen Notfall vor, dass sie auf den Finanzmärkten intervenieren müssen, um ihre eigenen Währungen mit dem Verkauf von Dollars zu stützen.

Ausländische Zentralbanken haben in der am 5. Oktober zu Ende gegangenen Woche US-Staatsanleihen im Wert von 29 Milliarden Dollar verkauft. Damit erhöht sich der vierwöchige Rückgang der Bestände auf 81 Milliarden Dollar, wie aus den Daten der Federal Reserve hervorgeht. Dies ist der stärkste Abfluss von US-Staatsanleihen seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020.

Insgesamt halten ausländische Notenbanken nun US-Staatsanleihen im Umfang von 2,91 Billionen Dollar bei der Federal Reserve. Die folgende von der Fed zur Verfügung gestellte Grafik zeigt, wie stark und schnell die ausländischen Bestände an US-Staatsanleihen in den letzten Monaten zurückgegangen sind.

Da der Dollar stärker ist als je zuvor und das Rezessionsrisiko steigt, ist es wenig überraschend, dass die Zentralbanker ihre Dollarbestände aufstocken. Zentralbanken überall auf der Welt haben mit den Dollars auch schon an den Devisenmärkten interveniert, um ihre Währungen zu stützen, etwa durch den direkten Verkauf der US-Währung auf dem Markt.

Dennoch „scheint ein Großteil der offiziellen Verkäufe im September vorsorglich gewesen zu sein“, zitiert Bloomberg aus einer Kundenmitteilung von Lou Crandall beim Geldmarktanalyseunternehmen Wrightson ICAP. Der Ökonom verweist auf einen Anstieg der Einlagen, die ausländische Institutionen bei der Federal Reserve halten.

Während die Bestände ausländischer Staatsanleihen zurückgingen, haben die Zentralbanken die Menge an Dollar-Einlagen erhöht, die sie bei der Reverse-Repurchase-Agreement-Fazilität der Fed unter dem Titel „Ausländische offizielle und internationale Konten“ parken. Im Vier-Wochen-Zeitraum bis zum 5. Oktober, in dem die Staatsanleihen-Bestände um 81 Milliarden Dollar schrumpften, legten die Dollar-Einlagen um 61 Milliarden Dollar zu.

Dies „deutet darauf hin, dass sie ihre Cash-Positionen möglicherweise zur Verteidigung ihrer Währungen aufstocken wollen“, zitiert Bloomberg Alex Etra, einen leitenden Strategen bei Exante Data.

Im Gegensatz zum Gesamttrend sind die Devisenreserven in Südostasien zurückgegangen. Denn der steigende Dollar hat die Neubewertung von Vermögenswerten vorangetrieben und die dortigen Zentralbanken mussten bereits Fremdwährungen verkaufen, um ihre Währungen zu stützen. Die Dollarreserven von Malaysia und Indonesien fielen im September auf das niedrigste Niveau seit 2020. Die Dollarbestände von Thailands fielen sogar auf ein Fünfjahrestief.

Japans Währungsreserven beliefen sich Ende September auf 1,24 Billionen Dollar, ein Rückgang um 54 Milliarden Dollar gegenüber dem Vormonat, wie das Finanzministerium mitteilte. Ausländische Wertpapiere hatten Ende August einen Wert von 985 Milliarden Dollar gegenüber 1,04 Billionen Dollar. Auch dies deutet darauf hin, dass Japan bereits erhebliche Dollarbestände verkauft hat, um seine Intervention zur Stützung des Yen zu finanzieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
31.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...