Unternehmen

USA: Aldi profitiert von explodierenden Lebensmittelpreisen

Immer mehr wohlhabende Verbraucher kaufen in Discount-Supermärkten ein. Experten sagen, dieser neue Trend wird sich so schnell nicht ändern.
12.10.2022 16:51
Lesezeit: 2 min
USA: Aldi profitiert von explodierenden Lebensmittelpreisen
Aldi in den USA profitiert enorm von der hohen inflation. Der Discounter führt in seinen Märkten den neuen Slogan „It's an Aldi Thing“ ein. (Foto: dpa)

Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe und US-Verbraucher ändern ihre Einkaufsgewohnheiten. Das sind extrem gute Nachrichten für Lebensmitteldiscounter Aldi und auch andere.

Mehr als eine Million neue Haushalte haben im vergangenen Jahr in den USA bis September bei Aldi eingekauft und so zu einem zweistelligen Umsatzwachstum beigetragen, berichtet CNN.

Laut Marktforschung Platform Placer.ai, stieg die Kundenfrequenz in den meisten der 2.200 Aldi US-Filialen im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 Prozent, auch wenn die Zahl der Besuche im Lebensmittelsektor etwa gleichblieb.

Neue Trends

Dieses explosive Wachstum ist Teil eines allgemeinen Trends in der Branche, sagen Experten. „Wir haben eine eindeutige Veränderung bei Verbrauchern festgestellt. Viele fangen an, bei Discountern wie Aldi, Trader Joe's und Lidl einzukaufen“, so R.J. Hottovy, Leiter der analytischen Forschung bei Placer.ai. Er ginge davon aus, dass sich dieser Trend auch in der Zukunft fortsetzen würde, da Lebensmittelpreise voraussichtlich noch für längere Zeit hoch bleiben werden.

Andere Analysten wiesen darauf hin, dass die hartnäckig hohe Inflation, steigenden Lebensmittelkosten und die veränderten Kaufgewohnheiten der Verbraucher den Lebensmitteleinzelhandel vor eine große Herausforderung stellt.

Laut Joan Driggs, stellvertretende Vorsitzende bei Marktforschungsunternehmen IRI, verlieren die großen Lebensmittelläden zur Zeit Marktanteile. „Dies ist ein absoluter Schlüsselmoment in der Branche“, sagte Driggs.

Vor allem wohlhabendere Haushälter sind verantwortlich für die Veränderungen, berichtet CNN. Die Mehrheit der neuen Aldi-Kunden im vergangenen Jahr waren Haushälter mit mittlerem und hohem Einkommen, mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 50.000 bis 100.000 US-Dollar, und auch 100.000 US-Dollar und mehr.

Auch in Deutschland profitieren die Discountsupermärkte durch die hohe Inflation und steigenden Energiekosten.Verunsicherten Kunden greifen wieder vermehrt zu Waren von Discountern.

Umstieg auf Eigenmarken

In den USA steigen außerdem immer mehr Verbraucher auf Eigenmarken um, die oft eine vergleichbare Qualität und einen niedrigeren Preis haben als die der großen Supermärkte. Bei Aldi sind etwa 90 Prozent der verpackten Waren Eigenmarken.

„Ich glaube nicht, dass man die Stärke all dieser Eigenmarkenangebote unterschätzen kann“, sagte Heather Lalley, Chefredakteurin von Fachzeitschrift Winsight Grocery Business. „Jetzt sehen wir, wie andere Einzelhändler versuchen, dasselbe zu tun“.

Kroger, die größte Lebensmittel-Supermarktkette und der drittgrößte Einzelhändler in den USA, kündigte zum Beispiel letzten Monat eine neue preisgünstige Eigenmarke namens „Smartway“ an, die einige andere Eigenmarken der Supermarktkette unter einem Dach zusammenfasst.

It's an Aldi Thing

Doch wenn die Discounter ihre neuen Kunden auch nach Abklingen der Inflation halten wollen, müssen sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen, so der CNN Bericht.

Aldi zum Beispiel führt einen neuen Slogan ein, um zu erklären, worum es im Unternehmen geht: „It's an Aldi Thing“ („Es ist ein Aldi-Ding“). Der Slogan, der bereits auf einigen Kanälen zu sehen ist und in diesem Quartal offiziell eingeführt wird, soll zusammenfassen, was Kunden überraschen soll beim Einkauf (zum Beispiel Produkte in Kartons anstatt in Regalen).

Der Discounter testet auch einen Online-Einkaufsdienst und hofft, diesen in Zukunft auf breiterer Basis anbieten zu können. Während Unternehmen wie Aldi sich aktiv darum kümmern ihren Umsatz zu steigern, müssen Konkurrenten schnell ihre eigenen Wege finden, sagte Driggs von IRI.

„Dies ist eine dynamische Branche mit sehr niedrigen Gewinnspannen. Einzelhändler müssen sich gut überlegen, wie sie sich differenzieren (und wie sie für die Kunden attraktiv bleiben können)“, so Driggs.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...