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Einsparen: Henkel setzt auf Industrie 4.0

Durch die Digitalisierung von Produktion und Lieferketten hat der Konsumgüterproduzent Henkel eigenen Angaben zufolge viele Einsparmöglichkeiten realisiert.
08.11.2022 09:00
Lesezeit: 3 min
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Der Konsumgüterhersteller Henkel ist mit der Digitalisierung von Produktion und Lieferketten eigenen Angaben zufolge sehr erfolgreich. Beim Consumer Goods Forum auf der Supply Chain Konferenz, die vom 24. – 26. Oktober in Amsterdam stattgefunden hat, erklärte Supply-Chain-Chef Dirk Holbach laut der Lebensmittelzeitung, wie Henkel durch die Umstellung Kosten gespart und Flexibilität gewonnen hat und dabei noch den CO2-Ausstoß senkte.

37 Prozent Energieeinsparungen

Die Industrie 4.0 verändert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Produkte herstellen, optimieren und vertreiben. Hersteller lassen dabei neue Technologien, wie das Internet der Dinge (IoT), Cloud Computing (Ein Modell, das über das Internet Computerressourcen als Dienstleistung bereitstellt), Analysen, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in ihre Produktionsanlagen und den gesamten Betrieb einfließen.

Die Werke der Unternehmen sind mit fortschrittlichen Sensoren, eingebetteter Software und Robotik ausgerüstet. Diese sammeln Daten, analysieren diese und ermöglichen eine verbesserte Entscheidungsfindung. So kann ein noch höherer Nutzen entstehen, wenn man Daten aus Produktionsabläufen mit Betriebsdaten aus ERP-, Lieferketten-, Kundendienst- und anderen Unternehmenssystemen miteinander verbindet.

Bei Henkel hat die immer weitergehende Einführung von Industrie-4.0-Prozessen bereits aktuell schon deutliche Energie- und damit CO2-Einsparungen ermöglicht. Laut Holbach spart der Konsumgüterproduzent in seiner Herstellung durch eine Vielzahl an technischen Verbesserungen mit Blick auf das letzte Vergleichsjahr 2011 37 Prozent Energie ein, was eine entsprechende Reduktion von CO2 mit sich bringt. Von diesen ginge fast die Hälfte (18 Prozent) auf Verbesserungen durch Digitalisierung der Werke: „Unsere digitale Plattform ermöglicht uns, den Energieverbrauch zu senken und gibt uns außerdem die notwendige Daten-Transparenz, um nicht-erneuerbare Energiequellen zu ersetzen.“

Energieverbrauch von Zerstäubungstrocknung wird verringert

Wie Holbach erklärt gibt es in den Fabriken von Henkel inzwischen mehr als 5.000 vernetzte Sensoren für den Energieverbrauch, die ihre Daten in den Digitalen Hauptstrang des Unternehmens einfließen lassen. Sowas ermöglicht eine durchgängige Verbesserung der Produktion beispielsweise durch Benchmarking zwischen vergleichbaren Anlagen und ein schnelleres Reagieren auf Störungen.

Als Beispiel verdeutlicht der Manager die für die Pulverherstellung wichtige Zerstäubungstrocknung in Sprühtürmen. Den Energieverbrauch für die Trocknung konnte Henkel seit 2005 um 65 Prozent verringern, eine entscheidende Rolle habe dabei die Industrie-4.0 Technik gespielt. Die komme auch dem Klima zugute und verringere in der gleichen Zeit allein in diesem Detail 500.000 Euro Energiekosten jährlich, gerechnet zu den alten Preisen. Ein weiterer Hebel zur Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Logistik ist laut Holbach die intensivierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen. So erspart Henkel der Umwelt in Spanien durch ein Lastwagen-Sharing mit dem lokalen Molkereikonzern Capsa Fooda 250.000 LKW-Kilometer jährlich.

Das Beispiel von Henkel zeigt, wie man als Großkonzern durch Digitalisierungsschritte wie das Nutzen von Künstlicher Intelligenz und Cloud Computing Kosten reduzieren kann und Energie einspart und gleichzeitig den eigenen CO2-Ausstoß verringern kann. Es bleibt abzuwarten ob in Deutschland weitere Unternehmen einen ähnlichen Weg gehen.

Henkel hebt Prognose an

Henkel kann Preiserhöhungen für seine Produkte durchsetzen und hebt nach einem deutlichen Umsatzplus im dritten Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr an. Vor allem im Geschäft mit Klebstoffen konnte der Düsseldorfer Konzern zulegen. Der Hersteller von Pritt und Persil erwartet nun im Gesamtjahr ein organisches Umsatzwachstum von sieben bis acht Prozent. Zuvor hatte Henkel noch ein Plus von 5,5 bis 7,5 Prozent in Aussicht gestellt. Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit-Marge) werde nun in einer Bandbreite zwischen zehn und elf Prozent (vorher: neun bis elf Prozent) erwartet.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz vor allem dank florierender Geschäfte der Klebstoffsparte auf rund sechs Milliarden Euro. Henkel verzeichnete damit ein organisches Umsatzwachstum von 11,3 Prozent. Die Klebstoffsparte - die größte des Konzerns - wies dabei ein organisches Umsatzplus von 16,8 Prozent aus. Auch bei den Waschmitteln lief es rund, hier profitierte Henkel ebenfalls von höheren Preisen für seine Produkte. Die Konsumgüterkonzerne ächzen unter steigenden Kosten für Material, Energie und Logistik. Sie erhöhen im Gegenzug die Preise für ihre Produkte und steigern damit die Erlöse. Auch Konkurrenten wie Beiersdorf oder Unilever hatten zuletzt ihre Umsatzziele angehoben. Beiersdorf rechnet für 2022 mit einem organischen Wachstum in einer Spanne von neun bis zehn Prozent.

Der Düsseldorfer Konzern befindet sich im Umbau, Konzernchef Knobel legt das kriselnde Kosmetikgeschäft mit der Waschmittelsparte zusammen. Er will mit der neuen Sparte mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Euro Henkel schlagkräftiger machen - aber auch die Kosten drücken. Der Umbau gehe schneller voran als geplant, sagte Knobel. Henkel zieht sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus Russland und Weißrussland zurück. Bis zum Jahresende wollen die Düsseldorfer Russland den Rücken kehren. Henkel hatte zuletzt über reges Interesse an seinen Aktivitäten in Russland berichtet.

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