Wirtschaft

Chinas Außenhandel im Oktober geschrumpft

Erstmals seit Langem schrumpften sowohl Importe als auch Ausfuhren in der nach Kaufkraftparitäten größten Volkswirtschaft der Welt.
07.11.2022 14:00
Aktualisiert: 07.11.2022 14:51
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Gebremst von strikten Corona-Lockdowns und der globalen Wirtschaftsflaute ist Chinas Außenhandel überraschend geschrumpft. Erstmals seit Mai 2020 gingen im Oktober sowohl die Exporte als auch die Importe zurück - ein weiteres Anzeichen, dass die einst boomende Wirtschaft angesichts der Corona-Krise und einer anhaltenden Immobilienkrise in schwereres Fahrwasser gerät.

Die Ausfuhren schrumpften laut Angaben der Zollbehörden vom Montag im abgelaufenen Monat um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nachdem im September noch ein Plus von 5,7 Prozent erreicht wurde.

Die Exporte blieben damit deutlich hinter den Erwartungen von Ökonomen zurück, die mit einem Anstieg von 4,3 Prozent gerechnet hatten. Allerdings beschleunigten sich die Exporte nach Russland. Reuters-Berechnungen zufolge ergab sich auf Dollar-Basis ein Plus gegenüber dem Vorjahresmonat von 34,6 Prozent, nach einem Zuwachs von 21,2 Prozent im September. Die Nachfrage aus der Europäischen Union und den USA nach Waren aus China ging hingegen zurück.

Auch Importe schwächeln

Die schwache Inlandsnachfrage, die durch neue Corona-Maßnahmen und Lockdowns im Oktober sowie durch die Abkühlung des Immobilienmarktes belastet wurde, schlug sich auf die Importe nieder. Die chinesischen Einfuhren gingen im Jahresvergleich um 0,7 Prozent zurück - nach einem Zuwachs im September um 0,3 Prozent.

Als Stütze erwiesen sich erneut die Einfuhren aus Russland, die laut Reuters-Berechnungen auf Dollar-Basis um 36 Prozent zum Vorjahr anzogen. Im September hatte es sogar einen Zuwachs um 55,2 Prozent gegeben.

Die schwachen Handelszahlen für Oktober verdeutlichen die Herausforderung für die politische Führung in China, da der Export bislang einer der Lichtblicke für die angeschlagene Wirtschaft war. „Das schwache Exportwachstum spiegelt wahrscheinlich sowohl die schwache Auslandsnachfrage als auch die Versorgungsunterbrechungen aufgrund von Corona-Ausbrüchen wider“, analysiert der Chefökonom bei Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang.

Als Beispiel nannte er die Produktionsbeeinträchtigungen in einer Foxconn-Fabrik, einem großen Apple-Zulieferer. Die Behörden haben vorläufige Corona-Beschränkungen über ein Industriegebiet der Stadt Zhengzhou verhängt. Auf dem Gelände befindet sich ein wichtiges Werk von Foxconn. Der Apple-Zulieferer produziert 70 Prozent aller iPhones weltweit. Apple erwartet angesichts der Produktionskürzung, dass weniger iPhone 14-Modelle als erwartet ausgeliefert werden.

Zugleich gibt es Rätselraten darüber, ob Chinas Führung trotz der Konjunkturschwäche an der strikten Corona-Politik festhalten wird. Zwar erklärte die chinesische Gesundheitsbehörde am Wochenende, das Land werde bei der „dynamischen Beseitigung“ von Covid-19-Fällen bleiben, sobald diese auftauchten.

Dieselben Beamten kritisierten jedoch auch einige Regionen für ihre „pauschalen“ Abriegelungen und versprachen, solche Mängel zu beheben. „Insgesamt glauben wir, dass China auf dem Weg ist, seine Kontrolle zu lockern, auch wenn es noch Monate von einem endgültigen Schwenk entfernt sein könnte“, sagte Tommy Xie, China-Experte der OCBC Bank.

Lesen Sie dazu: China dämpft Hoffnungen auf Lockerung seiner Corona-Politik

Peking kündigte am Montag an, seine Corona-Präventionspolitik in der Hauptstadt zu verbessern. So soll es den Menschen erleichtert werden, Peking zu verlassen und dorthin zurückzukehren. Dabei soll es auch um Hilfe bei dringenden Besuchen in der Stadt wie etwa Krankenhausterminen und bei wichtigen Geschäftsanlässen gehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sondergipfel in Katar: Forderung nach internationalem Waffenembargo gegen Israel
15.09.2025

Der Sondergipfel in Katar hat mit scharfer Kritik auf das israelische Vorgehen reagiert. Mehrere Staaten der Region erklärten ihre...

DWN
Politik
Politik UN-Kritik: Israel zielt auf Journalisten um eigene Gräueltaten zu vertuschen
15.09.2025

252 Reporter sind in gut zweieinhalb Jahren im Gazastreifen getötet worden. Diese Zahl sei kein Zufall, meinen Menschenrechtsexperten und...

DWN
Politik
Politik Elektroautos: Autofahrer revoltieren gegen Brüsseler Kurs
15.09.2025

Subventionen statt Innovation: Während China den Markt dominiert, setzt die EU auf Elektroautos um jeden Preis. Für Autofahrer und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apothekennetz schrumpft - Branche verlangt Reform
15.09.2025

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken: Allein im ersten Halbjahr sank die Zahl der Standorte um 238 auf 16.803. Damit hat in den...

DWN
Technologie
Technologie Klage gegen Google: Streit um KI-Zusammenfassungen
15.09.2025

Der US-Medienkonzern Penske Media, zu dem Titel wie Rolling Stone und Hollywood Reporter gehören, hat Google wegen seiner neuen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Handel und Öl: China droht nach Trumps Vorstoß
15.09.2025

Nach den jüngsten Forderungen von Ex-US-Präsident Donald Trump an die Nato-Partner, hohe Zölle auf chinesische Waren zu erheben und den...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Zeit für Gewinnmitnahmen und ein Dämpfer für Bitcoin
15.09.2025

Rekorde an der Wall Street, Warnungen vor Rezession und ein Rückschlag für Bitcoin: Anleger fragen sich, ob jetzt die Zeit für...

DWN
Politik
Politik Hybrider Krieg: Moskau intensiviert Angriffe auf Europa
15.09.2025

Russische Drohnen über Polen, Drohungen gegen die NATO: Moskau intensiviert seinen hybriden Krieg. Für Deutschland wächst der Druck,...