Wirtschaft

FedEx – das „Barometer des Welthandels“ mottet Frachtflugzeuge ein

Der global aktive Logistiker registriert einen Abschwung im Welthandel und reagiert. Auch eine führende Reederei warnt vor einer Handelsrezession.
20.11.2022 09:00
Lesezeit: 3 min
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Der Logistikkonzern FedEx mottet angesichts einer deutlichen Abschwächung des Welthandels einen Teil seiner Flugzeugflotte des Konzernzweigs FedEx Express ein. Dies gab der Finanzchef der Sparte, Michael Lenz, am 8. November im Rahmen einer Industriekonferenz bekannt. Lenz sagte demnach mit Blick auf die geparkten Flugzeuge:

„Wir haben etwa acht oder neun internationale Frequenzen eliminiert, bisher etwa 23 inländische Frequenzen, die in die Flugplanänderung kamen, die wir im Oktober vorgenommen haben. Wir haben weitere acht oder neun Inlandsfrequenzen, die im November stillgelegt werden.

(…)

Sehen Sie, wir werden in der zweiten Jahreshälfte auf jeden Fall mehr von den strukturellen Kosteneinsparungen realisieren. Insbesondere in Form von Flugstreichungen bei der Sparte Express.

Wenn Sie Flugzeuge parken, insbesondere die älteren Flugzeuge, die wir einmotten, dann verschieben Sie die Wartung, was erhebliche Kosten verursacht. Gleichzeitig haben Sie für die geparkten Jets relativ niedrige Betriebskosten.

Es ist also eine operativ und finanziell flexible Möglichkeit, die Kapazität dort zu verwalten. Wie ich bereits sagte, prognostizieren wir hier für die absehbare Zukunft eine niedrigere Nachfrage.

Ich habe keine perfekte Kristallkugel, um zu sagen, wie die gesamte Makroumgebung aussehen wird. Ich kann Ihnen keine Gewinnaussichten für das Geschäftsjahr 2023 geben. Ich habe also keine spezifische Prognose, die ich Ihnen geben könnte, aber seien Sie versichert, wie einige der von mir hervorgehobenen Besonderheiten veranschaulichen, dass wir uns voll und ganz dafür einsetzen, weiterhin die Maßnahmen zu ergreifen, die wir für veränderte Erwartungen an das Betriebsumfeld benötigen.“

Mitarbeiter werden freigestellt

Die Straßenfracht-Sparte von FedEx, FedEx Freight, wird in den USA offenbar einen Teil ihrer Belegschaft freistellen. Wie eine Sprecherin sagte, sollen die Freistellung Anfang Dezember beginnen und vorerst 90 Tage dauern. In dieser Zeit hätten die Beschäftigten weiterhin Anspruch auf ihre Krankenversicherung und auf staatliche Arbeitslosenhilfe ihres Bundesstaates, zitiert der Branchenblog Freight Waves die Sprecherin.

Die Freistellung solle freiwillig erfolgen und in erster Linie Lastwagenfahrer betreffen. Wie viele der rund 45.000 Mitarbeiter von FedEx Freight das Angebot der Firma annehmen werden, ist derzeit nicht abschätzbar.

FedEx Freight ist die kleinste der drei Logistiksparten von FedEx – neben der Luftfrachtsparte FedEx Express gibt es auch noch den Paketzusteller FedEx Ground.

Grund für die zeitlich begrenzte Reduzierung der Belegschaft seien die derzeitigen schwierigen Geschäftsbedingungen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Der DHL-Rivale wolle die wirtschaftliche Entwicklung weiter beobachten und bei einer Verbesserung der Geschäfte die betroffenen Mitarbeiter zurückholen. Einigen Angestellten wolle man dauerhaft Arbeitsplätze in anderen Bereichen anbieten, in denen Personal benötigt werde.

FedEx hatte Mitte September wegen der Konjunkturabkühlung seinen Ausblick für das Gesamtjahr zurückgezogen. Der Konzern strebt zudem im nächsten Jahr deutliche Kostenersparnisse an. Das Unternehmen gilt wie sein heimischer Rivale UPS auch als Barometer der US-Wirtschaft, da es Waren aus den verschiedensten Branchen befördert.

Lesen Sie dazu: Logistik-Riese FedEx registriert abrupten Abschwung im Welthandel

Maersk reduziert Frequenzen

Auch die zweitgrößte Reederei der Welt, AP Möller Maersk, reduziert ihre Kapazitäten angesichts einer schwachen Nachfrage. Wie der Branchenblog g Captain Ende September berichtete, soll das Unternehmen die Frequenzen auf einigen Routen zwischen Asien und Nordamerika und zwischen Nordamerika und Europa reduziert haben. „Sobald sich die Nachfrage nach Warentransporten erholt, drehen wir die Kapazitäten wieder auf“, zitiert g Captain die Rederei.

Konzernchef Soren Skou sagte Anfang November gegenüber Bloomberg Television, dass sich der „Welthandel in diesem Jahr rückwärts bewegen“ würde. Am Montagabend zeichnete er im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten ein ungewisses Bild der Lage. Mit Blick auf die Frachtraten, die die Reedereien für den Transport der Container kassieren, sagte Skou, er rechne mit einem weiteren Rückgang. Sinken die Frachtraten, ist dies in der Regel Folge einer nachlassenden Nachfrage.

Auf die Frage, wie schnell dies gehen werde, antwortete er: „Superschnell. Schneller als mir lieb ist.“ Die Containerlinien haben in den vergangenen Jahren massiv von den gestiegenen Frachtpreisen profitiert, die Gewinne waren explodiert. Ebenso wie FedEx kommt dem Geschäftsverlauf bei Maersk eine Signalfunktion für den Zustand des Welthandels zu.

Oilprice berichtet, dass sich in vielen Häfen derzeit Container stauen, weil nicht genug Durchlauf aufgrund der schwachen Nachfrage vorhanden sei. Die auf die Schifffahrt spezialisierten Analysten des Recherchehauses Drewry gehen davon aus, dass 14 Prozent aller Fahrten auf den wichtigsten Handelsrouten Ende November und Anfang Dezember gestrichen werden.

Containerschifffahrt an der Kapazitätsgrenze

Die Containerschifffahrt stößt nach Ansicht von Skou inzwischen an Grenzen. Sowohl was die Größe der Schiffe als auch was die Frachtpreise angehe, sei ein Wendepunkt erreicht, sagte der Konzernchef. Mit 20.000, 22.000 und mehr Standardcontainern (TEU) sei eine Dimension erreicht, ab der sich die Frage der Wirtschaftlichkeit stelle, zumal der Welthandel nicht mehr so stark wachse. „Die Schiffe werden nicht größer werden,“ prognostizierte Skou. Maersk ist die weltweit zweitgrößte Containerreederei nach MSC aus der Schweiz.

Man könnte zwar auch Frachter für 30.000 TEU bauen. Dann seien zwar die Stückkosten niedriger. „Aber wie will man die Schiffe füllen“, fragte Skou. Solche Riesenschiffe müssten mehr Zwischenstopps in Asien einlegen, um Ladung aufzunehmen. Dadurch verlängere sich die Fahrzeit. Containerschiffe brauchen je nach Geschwindigkeit jetzt schon mehrere Wochen von Asien nach Europa.

Der Maersk-Chef verglich die Schifffahrt mit der Luftfahrt. Man könne zwar ein Flugzeug für 1000 Passagiere bauen. „Wir alle wissen, wenn Sie nicht jeden Tag nach New York fliegen, rentiert sich das nicht.“ Das Gleiche gelte für Containerschiffe. „Wir brauchen eine bestimmte Frequenz.“

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