Politik

Weltklimakonferenz: EU-Agenda stößt auf Ablehnung der Entwicklungsländer

Da sich die Staaten bisher nicht einigen konnten, wurde die Weltklimakonferenz in Ägypten verlängert. Kann Geld den Widerstand gegen die EU-Agenda aufweichen?
19.11.2022 14:24
Lesezeit: 2 min

Bei der Weltklimakonferenz in Ägypten droht die Europäische Union mit einem Ausstieg aus den stockenden Verhandlungen über eine Abschlusserklärung. "Wir hätten lieber keine Entscheidung als eine schlechte Entscheidung", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, der auch EU-Klimakommissar ist, am Samstag am Rande des Gipfels in Scharm el-Scheich vor Journalisten. "Wir müssen vorwärts schreiten, nicht zurück."

Alle EU-Minister seien bereit, der UN-Klimakonferenz COP27 den Rücken zuzukehren, "wenn wir nicht zu einem Ergebnis kommen, das dem gerecht wird, worauf die Welt wartet - nämlich dass wir etwas gegen die Klimakrise unternehmen", sagte Timmermans. Er glaube immer noch, dass "ein positives Ergebnis" im Laufe des Tages möglich sei. "Aber wir sind besorgt über einige der Dinge, die wir in den letzten, sagen wir, zwölf Stunden gesehen und gehört haben", schränkte er ein.

Am Nachmittag kursierte ein neuer Entwurf für eine Abschlusserklärung. Für eine Verabschiedung benötigte dieser aber die Zustimmung der fast 200 Teilnehmerstaaten. Ob dies gelingt, war vorerst nicht klar. Unterhändler mussten den Text zunächst im Detail prüfen. Die zweiwöchige Konferenz sollte eigentlich nur bis Freitag dauern, wurde aber kurzfristig verlängert, weil es den Teilnehmern nicht gelungen war, einen gemeinsamen Beschluss zu fassen.

Der niederländische Umweltminister Rob Jetten sagte der Nachrichtenagentur Reuters, viele Länder seien unglücklich mit dem Stand der Verhandlungen. Vermisst würden konkretere Zusagen zur angestrebten Einhaltung des Ziels, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. "Das ist einfach nicht gut genug." Es scheine, dass man hinter das im Vorjahr auf der COP26 in Glasgow vereinbarte Klimaabkommen zurückfalle. "Und das wird nicht akzeptabel sein."

NEUER ENTWURF: STRITTIGE FRAGEN AUF 2023 VERSCHIEBEN

Im Vordergrund des diesjährigen Treffens stand das Thema Verluste und Schäden infolge des Klimawandels. Mehr als 130 Entwicklungsländer hatten eine Einigung über einen neuen Fonds gefordert, der ihnen bei der Bewältigung der irreparablen Schäden durch Überschwemmungen, Dürren und andere klimabedingte Auswirkungen helfen soll. Die USA und die EU hatten sich zunächst gegen diese Idee gewehrt, da sie befürchteten, dass damit die Tür für die Einführung einer gesetzlichen Haftung geöffnet werden könnte.

Der am Nachmittag vorgelegte Entwurf sieht vor, die Klärung vieler strittiger Punkte auf nächstes Jahr zu verschieben - insbesondere die Frage, wie der Fonds finanziert werden soll. Ein sogenanntes Übergangskomitee soll Empfehlungen erarbeiten, die dann auf dem der COP28 im November 2023 verabschiedet werden könnten.

Am Donnerstag hatte die EU vorgeschlagen, dass auch wichtige Schwellen- und Industrieländer in den Finanztopf einzahlen sollen. Schwellenländer mit hohen Emissionen wie etwa China müssten dann ebenfalls einen Beitrag zum Fonds leisten, statt nur die reichsten Länder, die in der Vergangenheit am meisten zur Erderwärmung beigetragen haben. Ob China und die USA als die größten CO2-Emittenten diesen Vorschlag unterstützen, blieb aber zunächst offen. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Buffett kauft Google, Bitcoin stürzt ab - beginnt jetzt der große Marktumbruch?
17.11.2025

Die Märkte taumeln und die Nvidia-Aktie wird in wenigen Tagen zum Brennpunkt der globalen Finanzwelt. Kleinanleger überraschen die Wall...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Absturz unter 93.500 Dollar verunsichert Anleger – geht der Krypto-Crash weiter?
17.11.2025

Der Bitcoin erlebt turbulente Tage: Kursabstürze, Liquiditätsstress und widersprüchliche Analystenstimmen prägen die Lage. Während...

DWN
Panorama
Panorama Globale Anti-Tabak-Strategien unter Druck: WHO-Konferenz warnt vor Rückschritten
17.11.2025

Eine weltweite Initiative zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinprodukten steht vor Herausforderungen: Trotz internationaler Abkommen setzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Vize warnt: KI-Hype könnte Börsenkorrektur auslösen
17.11.2025

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlägt Alarm: Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz und hoch bewertete US-Tech-Aktien...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kinderarmut in Deutschland steigt – jedes siebte Kind ist armutsgefährdet
17.11.2025

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet – das entspricht rund 15...

DWN
Politik
Politik Ein diplomatischer Sturm zwischen Japan und China. Grund: Taiwan
17.11.2025

Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi stellt klar: Ein chinesischer Angriff auf Taiwan wäre ein direkter Angriff auf Japans...