Politik

Türkei bombardiert Kurden-Milizen in Syrien und im Irak

Das Nato-Land Türkei bombardiert Stellungen kurdischer Milizen in den Nachbarländern. Diese schießen zurück.
21.11.2022 11:00
Aktualisiert: 21.11.2022 11:51
Lesezeit: 2 min
Türkei bombardiert Kurden-Milizen in Syrien und im Irak
Syrien: Menschen inspizieren einen Ort, der durch türkische Luftangriffe beschädigt wurde, die ein Elektrizitätswerk getroffen haben. (Foto: dpa) Foto: Baderkhan Ahmad

In der Nacht zum Sonntag hatte das türkische Militär schwere Luftangriffe gegen kurdische Milizen in Syrien und im Nordirak geflogen. Betroffen waren die YPG und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Dabei seien mindestens 35 Menschen getötet worden, meldete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Kurdische Milizen hatten Vergeltung angekündigt.

Am Montag ist die Türkei dann eigenen Angaben zufolge aus Syrien beschossen worden. Dabei seien in der Provinz Gaziantep drei Menschen getötet und sechs verletzt worden, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Montag. Der Gouverneur von Gaziantep machte die syrische Kurdenmiliz YPG für den Beschuss verantwortlich. Kurdische Aktivisten und die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten von Schusswechseln mit kurdischen Milizen und schwerem türkischen Beschuss im ländlichen Norden der Region Aleppo und in Kobane.

Die türkische Regierung hatte die Angriffe in Zusammenhang mit einem Anschlag auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal am Sonntag vor einer Woche gebracht. Sie behauptet, YPG und PKK seien die Drahtzieher des Anschlags. Beide Organisationen haben das zurückgewiesen. Die Ermittlungen in der Türkei dazu laufen noch.

Unter anderem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte die türkischen Angriffe auf kurdische Stellungen scharf kritisiert. Auf Twitter schrieb er: „Erdogans Bomben auf Kurden, die IS-Terroristen erfolgreich bekämpft haben, sollen vom wirtschaftlichen Desaster in der Türkei ablenken.“

Lesen Sie dazu: Erdogan will schärfsten Rivalen ins Gefängnis stecken

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zieht nach Luftangriffen auf kurdische Stellungen in Syrien und Irak auch Bodenoffensiven in Betracht. Es stehe außer Frage, dass man sich nicht auf Lufteinsätze beschränke, „es muss entschieden werden, wie viele Kräfte sich von den Bodentruppen beteiligen müssen, und dann werden Schritte unternommen“, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Konkreter wurde er nicht.

Grüne: Bombardements sind innenpolitisch motiviert

Die Grünen haben die Luftangriffe des türkischen Militärs auf Stellungen kurdischer Milizen im Norden Syriens und des Iraks scharf verurteilt. Die Vorsitzende Ricarda Lang forderte am Montag in Berlin nach Beratungen im Parteivorstand außerdem, die Hintergründe des Terroranschlags in Istanbul in der vergangenen Woche müssten aufgeklärt werden.

Lesen Sie dazu: Türkei: Baerbock streitet mit Cavusoglu, spricht demonstrativ mit Opposition

Sie habe den Eindruck, dass der Anschlag vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan „als Ausrede verwendet wird für die aktuellen Bombardements der Kurdengebiete in Syrien und im Nordirak“, sagte Lang. „Wir können nicht akzeptieren, dass ein Nato-Staat auf ein furchtbares Verbrechen mit völkerrechtswidrigen militärischen Angriffen reagiert“, fügte sie hinzu. Diese Angriffe „scheinen auch vor allem innenpolitisch motiviert zu sein“, sagte die Co-Vorsitzende. Ein Zusammenhang mit den für Juni geplanten Wahlen sei nicht auszuschließen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...