Finanzen

Kunden ziehen weiterhin Gelder von Credit Suisse ab

Noch immer ziehen Kunden Milliarden von der in Schieflage geratenen Bank ab. Eine Kapitalerhöhung soll Abhilfe schaffen.
23.11.2022 13:44
Lesezeit: 2 min
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Das Vertrauen der Kunden in die krisengeplagte Großbank Credit Suisse bleibt angeschlagen. Trotz des Ende Oktober angestoßenen radikalen Konzernumbaus ziehen sie weiterhin Milliarden von dem Schweizer Institut ab, wie Credit Suisse am Mittwoch vor der Abstimmung der Aktionäre über eine Kapitalerhöhung mitteilte. Auf Gruppenebene beliefen sich die Nettoabflüsse gemessen an den zum Ende des dritten Quartals verwalteten Vermögen auf rund sechs Prozent. Vontobel-Analyst Andreas Venditti bezifferte die Nettoabflüsse damit auf 84 Milliarden Franken.

„Im Wealth Management sind diese Abflüsse gegenüber den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen 2022 deutlich zurückgegangen, haben sich aber noch nicht umgekehrt und betrugen am Ende des dritten Quartals 2022 rund zehn Prozent der verwalteten Vermögen“, hieß es in der Mitteilung. In der Schweiz-Einheit hätten sich die Kundenguthaben stabilisiert.

Das Geldhaus konkretisierte zudem die im Oktober abgegebene Verlustwarnung für das vierte Quartal und stellte für den Zeitraum Oktober bis Dezember vor Steuern einen Fehlbetrag von rund 1,5 Milliarden Franken in Aussicht. Das wäre der fünfte Quartalsverlust in Folge.

Geringere Einlagen und verwaltete Vermögen dürften den Nettozinsertrag sowie die wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenaufkommen schmälern und zu einem Verlust im Bereich Wealth Management führen, erklärte die Credit Suisse. Hinzu kämen negative Ertragseffekte durch den angekündigten Ausstieg aus Nicht-Kerngeschäften. Die Kundenaktivität im Wealth Management und bei der Schweizer Bank sei nach wie vor gedämpft und das Institut geht davon aus, dass diese Marktbedingungen auch in den kommenden Monaten anhalten werden.

An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Die Credit-Suisse-Aktien sackten um 5,4 Prozent ab. „Die massiven Nettoabflüsse im Wealth Management, dem Kerngeschäft der CS neben der Schweizer Bank, sind sehr besorgniserregend - umso mehr, als sie sich noch nicht umgekehrt haben“, erklärte Vontobel-Analyst Venditti. „Die CS muss das Vertrauen so schnell wie möglich wiederherstellen - aber das ist leichter gesagt als getan.“

Die Ziele für die Kapitalisierung bekräftigte die Credit Suisse. 2025 wird eine Kernkapitalquote (CET1) vor der Basel-III-Reform von mehr als 13,5 Prozent angestrebt. Während des gesamten Transformationszeitraums von 2023 bis 2025 soll eine Quote von mindestens 13 beibehalten werden.

Araber bauen Einfluss aus

Das Bezugsrechtsangebot an die Aktionäre soll der Credit Suisse früheren Angaben zufolge brutto 2,2 Milliarden Franken einbringen, die Privatplatzierung rund 1,8 Milliarden. Großanleger wie die Saudi National Bank haben sich verpflichtet, im Rahmen der Privatplatzierung Titel zum Preis von 3,82 Franken je Aktien zu kaufen. Bei der Bezugsrechtsemission steht der Preis noch nicht endgültig fest, er dürfte aber um 2,52 Franken liegen. Der Bezugsrechtshandel soll vom 28. November bis zum 6. Dezember dauern. Als erster Handelstag für die neuen Aktien ist der 9. Dezember vorgesehen. Die definitiven Bedingungen des Bezugsrechtsangebots will die Bank voraussichtlich am 24. November 2022 bekanntgegeben.

Zuvor war wenig Kritik an den Kapitalerhöhungen aufgekommen. Zwar hatte sich die Schweizer Ethos Stiftung angesichts der Verwässerung für die bestehenden Besitzer gegen den Einstieg eines neuen strategischen Aktionärs ausgesprochen, die deutlich größeren Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS hatten den Vorschlag aber unterstützt. „Es ist klar, dass der Konzern Kapital benötigt,“ hatte ISS erklärt.

Mit den Transaktionen erhalten Anleger aus dem Nahen Osten noch größeres Gewicht bei dem Zürcher Institut. Zu den bestehenden Eignern, dem Staatsfonds von Katar und der saudischen Olayan-Familie, kommt nun neu die teilweise im Besitz des Königreichs stehende Saudi National Bank. Trotz der Kapitalspritze hat die Bank noch einen steinigen Weg vor sich. Mit dem Abbau von 9000 Stellen und dem Ausstieg aus Teilen der Investmentbank will Credit Suisse in den kommenden Jahren wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Für 2025 peilt die Bank dann eine im Branchenvergleich immer noch bescheidene Eigenkapitalrendite von sechs Prozent an.

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