Die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse will mit einer Kapitalerhöhung, Entlassungen im großen Stil und einem radikalen Umbau des Investmentbankings aus der Krise kommen.
Die Saudi National Bank werde bei der beschlossenen Kapitalerhöhung mit 1,5 Milliarden Franken (1,51 Mrd Euro) einsteigen und dann 9,9 Prozent des Aktienkapitals besitzen, teilte die Credit Suisse (CS) am Donnerstag mit. Die Bank kündigte die Ausgabe neuer Aktien im Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Schweizer Franken an. Das entspricht fast einem Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung.
Der Schweizer Finanzblog Inside Paradeplatz kommentiert den Einstieg der Saudis folgendermaßen:
Mit der Rettung durch das mächtige Saudi-Arabien wird die Nummer 2 des Schweizer Finanzplatzes ein arabisches Geldinstitut. Zu ihren bisherigen grossen Eigentümern zählen mit Katar und der reichen saudischen Familie Olayan bereits zwei Einflussreiche aus dem Mittleren Osten. Zusammen mit dem neuen Hauptaktionär, der Saudi-Notenbank, passiert in Zukunft nichts mehr ohne den Segen des Öl-Staats.
Credit Saudi.
Aus Sicht des Landes eine Katastrophe. Bei der UBS vor 14 Jahren war neben es neben Bern Singapur, das rettete. Der Asien-Stadtstaat agierte zurückhaltend und zog sich später zurück. Die CS holte schon damals mit Katar Araber an Bord. Nun, eine halbe Ewigkeit später und mitten in der nächsten Grosskrise, übergibt die ausgeblutete Grossbank die Schlüssel vollends ins Wüstenreich.
Statt Bern jetzt Riad. Die Tragödie ist die Schuld von historischem Missmanagements. Die CS wurde von ihren Masters of the Universe ausgenommen bis zum bitteren Ende.
Seit Jahren in Schieflage
Die nach der UBS zweitgrößte Schweizer Bank legte einen erneut großen Quartalsverlust vor, den vierten in Folge. Im dritten Quartal lag der Verlust bei gut vier Milliarden Franken und deutlich höher als von Analysten erwartet. Der Verlust umfasst den Angaben zufolge eine Wertberichtigung latenter Steuerguthaben in Verbindung mit der Strategieüberprüfung der Bank in Höhe von 3,7 Milliarden Franken. Vor Steuern lag der Verlust bei 342 Millionen Franken - nach einem Gewinn von rund einer Milliarde im Vorjahreszeitraum.
„Das dritte Quartal und der bisherige Jahresverlauf 2022 wurden durch die anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen erheblich beeinträchtigt“, zitierte die Bank Konzernchef Ulrich Körner. Er ist als harter Sanierer bekannt und hat im Sommer den Chefposten übernommen. Die Credit Suisse werde ihren Fokus künftig auf die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft ausrichten. Er kündigte neben der Stärkung der Kapitalbasis und Kosteneinsparungen eine tiefgreifende Umstrukturierung der Investmentbank an.
Nach zuletzt starken Verlusten im Investmentbanking will die Credit Suisse sich von einem bedeutenden Anteil des kapitalintensiven Verbriefungsgeschäfts (Securitized Products) trennen, bei dem Kredite in Wertpapiere umgewandelt werden. Er soll an ein Konsortium um das Private Equity Unternehmen Apollo verkauft werden.
Das Verbriefungsgeschäft und andere Bereiche, die aufgegeben werden, sollen zunächst in eine Abwicklungseinheit (Capital Release Unit/CRU) geführt werden. Leiterin wird Louise Kitchen, die von der Deutschen Bank zur CS wechselt. Investmentbank-Chef Christian Meissner tritt mit sofortiger Wirkung zurück.
Zudem sollen das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft in den nächsten drei Jahren in die neue Einheit CS First Boston ausgegliedert werden. „Die künftige CS First Boston strebt die Einwerbung von Fremdkapital sowie eine bevorzugte, langfristige Partnerschaft mit der neuen Credit Suisse an“, teilte die Bank mit.
Umfangreiche Stellenstreichungen
Die Bank will zudem 17 Prozent ihrer 52 000 Stellen abbauen. Es sollen Ende 2025 nur noch 43 000 Angestellte sein. Die Kosten sollen bis Ende 2025 um etwa 15 Prozent auf dann 14,5 Milliarden Franken sinken. Bereits bestätigt hatte die Bank den geplanten Verkauf des traditionsreichen Hotels Savoy in Zürich. Das Gebäude wurde auf bis zu eine halbe Milliarde Franken geschätzt.
Die Bank ist seit den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds im vergangenen Jahr stark angeschlagen. Durch eine Serie von Skandalen und Gerichtsverfahren ist das Vertrauen in die Bank angeschlagen. Der Börsenwert der Bank ist seit 2017 von damals 45 Milliarden Franken auf im Oktober zeitweise unter zehn Milliarden Franken gefallen. Der Aktienkurs lag Anfang Oktober bei einem Allzeittief von unter vier Franken, ehe er sich leicht erholte.