Wirtschaft

Abkühlung auf Ungarns Immobilienmarkt

Die Immobilienpreise in Ungarn sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Nun kommt es zu ersten Rücksetzern.
24.11.2022 16:40
Lesezeit: 2 min
Abkühlung auf Ungarns Immobilienmarkt
Die Zeiten des zweistelligen Preiswachstums im ungarischem Immobilienmarkt sind vorbei (Foto: dpa) Foto: Tibor Illyes

Die Preise am ungarischen Immobilienmarkt geraten unter Druck, nachdem die Zentralbank den Leitzins auf 18 Prozent angehoben hat - den höchsten Wert in der Europäischen Union. Hohe Zinssätze verringern jetzt auch in Ungarn, wie in vielen anderen Teilen der Welt, die Nachfrage nach Hypothekenkrediten.

Rekordtiefe Zinsen, ein rasanter Anstieg der Reallöhne und hohe Wohngeldzuschüsse hatten den ungarischen Immobilienboom in den vergangenen Jahren angeheizt. Ungarn ist ein besonders beliebter Markt für Deutsche, insbesondere Rentner, die daneben auch Ferienhäuser in Rumänien, Kroatien, Bulgarien und Griechenland bevorzugen.

Lesen Sie dazu: Deutsche kaufen immer mehr Immobilien in Griechenland

Weltweite Trendwende

Die jetzige Immobilien-Trendwende in Ungarn verläuft ähnlich wie in anderen Ländern: Während die Aussichten für den globalen Immobiliensektor Ende 2021 noch sehr positiv waren, hat sich nicht einmal ein Jahr später alles verändert: Hausbesitzer kämpfen mit zunehmend unbezahlbaren Hypothekenzahlungen und Erstkäufer werden mit Hauspreisen konfrontiert, die schneller steigen als ihr Einkommen.

In Deutschland sinken erstmals seit Jahren die Preise für Immobilien. Gegen den allgemeinen Trend der hohen Inflation sind die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen nach Daten des Finanzierungsvermittlers Interhyp im dritten Quartal gesunken, hauptsächlich weil viele Menschen es sich nicht mehr leisten können, ein Haus oder eine Wohnung wegen der hohen Zinsen zu kaufen.

Ungarn: Weitere Abschwächung in Sicht

Bloomberg zufolge ging die Zahl der ungarischen Immobilientransaktionen im September um ein Drittel zurück, während die Vergabe von Hypothekarkredite im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent zurückging.

Einem Bericht der ungarischen Zentralbank zufolge gibt es eine Reihe von Anzeichen, dass es im dritten Quartal eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt gab. „Wir erwarten eine weitere Abschwächung,” so die Bank.

Bloomberg zufolge befindet sich Ungarn wahrscheinlich bereits in einer Rezession, und kämpft mit einer der höchsten Inflationsraten in der EU. Eine Energiekrise und die Ungewissheit über wichtige EU-Gelder, die erwartet werden aber wegen der eskalierenden Spannungen zwischen Brüssel und Budapest noch nicht eingetroffen sind, hat die Währung unter Druck gesetzt und die Zentralbank gezwungen, den Leitzins auf 18 Prozent zu erhöhen.

Kleiner Hoffnungsschimmer

Zwar sind die Immobilienpreise bisher noch nicht gesunken, aber die Tage des zweistelligen Preiswachstums sind vorbei, so die ungarische Zentralbank. Die Immobilienpreise sind im dritten Quartal real um 1,7 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von 25 Prozent im zweiten Quartal und 21 Prozent im Jahr 2021.

Ein Hoffnungsschimmer ist die Abschwächung der Landeswährung Forint, dessen Wechselkurs in diesem Jahr um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Euro gefallen ist. Die Abwertung dürfte ausländische Käufer anlocken und könnte die Preise dadurch stützen. Dem Bericht der Zentralbank zufolge hat sich der Anteil ausländischer Käufer im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bargeldloses Schweden: So schützen sich Banken und Behörden vor Cyberangriffen und digitalen Bedrohungen
27.10.2025

Schweden gilt als Vorreiter bei digitalen Zahlungen, doch diese Abhängigkeit macht das Land verwundbar. Sicherheitsbehörden und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ASML Energieversorgung: Der Strommangel bedroht Europas Technologievorsprung
26.10.2025

ASML ist das Rückgrat der globalen Chipproduktion – doch der Konzern kämpft mit einem paradoxen Problem: Es fehlt an Strom. Während...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ruhestand aufschieben: So regelt man die Weiterbeschäftigung
26.10.2025

Auch unbefristete Arbeitsverträge haben in den meisten Fällen ein natürliches Ablaufdatum: das Erreichen des Renteneintrittsalters. Aber...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kompetenzen der Zukunft: Mit diesen Fähigkeiten sichern Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit
26.10.2025

Die Arbeitswelt verändert sich rasanter denn je. Unternehmen, die auf Kompetenzen der Zukunft setzen, sichern sich nicht nur Talente,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China setzt Europa unter Druck: Billigimporte stellen globalen Handel und Sicherheit auf die Probe
26.10.2025

Der europäische Markt steht vor wachsenden Herausforderungen durch den massiven Zustrom importierter Waren aus China. Zwischen Logistik,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Von Bier bis Cola - viele Getränke werden teurer
26.10.2025

Nach Ankündigungen von Brauereien könnte es erstmals seit mehreren Jahren wieder zahlreiche Preiserhöhungen bei Bier geben. Krombacher...

DWN
Panorama
Panorama Abbrecherquote steigt weiter: Immer mehr verlassen die Schule ohne Abschluss
26.10.2025

Die Zahl derjenigen, die nicht wenigstens mit einem Hauptschul- oder vergleichbarem Zeugnis die Schule verlassen, steigt weiter. Woran das...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz Arbeitsmarkt: Warum die KI auch Manager ersetzt
26.10.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in Büros, Management...