Wirtschaft

Drei deutsche Städte gehören zu den Top-Standorten Europas

Eine Studie hat die Lebensqualität in europäischen Großstädten untersucht. Große Unterschiede gibt es zwischen Ost- und West-Europa. Unter den Top 10 sind auch drei deutsche Großstädte.
01.01.2023 08:25
Lesezeit: 2 min
Drei deutsche Städte gehören zu den Top-Standorten Europas
Hamburg ist eine der drei Spitzenreiter in Deutschland in der aktuellen Economist-Studie über die lebenswertesten, und die am wenigsten lebenswerten, Städte in Europa. (Foto: dpa) Foto: Ulrich Perrey

Für viele Menschen in Westeuropa ist die Pandemie eine Sache der Vergangenheit. Maskenträger sind in der Minderheit und „Lockdowns“ sind eine ferne, wenn auch schmerzhafte, Erinnerung. Diese Rückkehr zur Normalität spiegelt sich in einer Economist-Studie wider, die jedoch auch zeigt, dass es eine große Kluft gibt zwischen Ost- und Westeuropa.

Der Economist EIU-Index hat 172 Städte weltweit verglichen und in fünf Kategorien aufgeteilt: Kultur und Umwelt, Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Stabilität. Viele der lebenswertesten Städte der Welt lagen, wie vor einem Jahr, wieder in Westeuropa: Wien belegte zum dritten Mal in fünf Jahren den ersten Platz, und Kopenhagen und Zürich schafften es unter die ersten fünf. Und der Rest des Kontinents?

Spitzenreiter in Deutschland: Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg

Die Wiedereröffnung von Städten in Westeuropa hat die Durchschnittswerte der Region in die Nähe der Vor-Pandemie-Werte gebracht und damit ist Westeuropa auch die lebenswerteste Region weltweit, so die Studie.

In der EIU-Index-Liste liegen die zehn größten Verbesserungen des Jahres – mit einer Ausnahme (Los Angeles) – alle in Westeuropa. Die drei Spitzenreiter in Deutschland waren Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg, die ihre Lebensqualität vor allem dank großer Sprünge bei den Kulturwerten (nachdem die Corona-Beschränkungen gelockert wurden), verbessert haben.

Ost und Westeuropa: radikale Unterschiede

Nicht überall gab es jedoch die gleichen positiven Entwickelungen: Städte in Osteuropa erholen sich langsamer von den Rückgängen der Lebensqualität während der Corona-Ära. Der Durchschnittswert im Osten liegt jetzt 20 Punkte niedriger als im Westen.

Die ohnehin schon angespannten Gesundheitssysteme seien durch die Pandemie gelähmt worden und in vielen Städten herrsche nach wie vor Korruption, so die Autoren der Studie. Istanbul, die einzige Stadt in der Türkei, die in die Rangliste aufgenommen wurde, hatte die niedrigste Punktzahl in Europa. Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans – laut Transparency International eines der korruptesten Länder in der Region – hat die zweitschlechteste Lebensqualität in Europa.

Moskau und St. Petersburg rutschten aufgrund der massiven geopolitischen Spannungen und der Sanktionen ab. Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine im Februar konnten die Analysten der Studie ihre Umfrage für Kiew nicht abschließen. Die ukrainische Hauptstadt belegt seit 2014 den letzten oder vorletzten Platz in der europäischen Rangliste.

Blick in die Zukunft

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass schwierige Zeiten noch vor uns liegen. Die Kämpfe in der Ukraine werden in vielen Teilen Europas weiterhin ihre Spuren hinterlassen. Die Inflation hat Europa besonders hart getroffen, da viele Länder von russischem Gas abhängig sind und höhere Preise werden die Freuden des Stadtlebens für viele in der vorhersehbaren Zukunft weniger erschwinglich machen.

Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist der Zenit der Inflation noch nicht überschritten, und die EZB plane daher weitere Zinserhöhungen. Lagarde rechne nicht damit, dass sich der Inflationstrend im Euroraum kurzfristig umkehren wird. Die Preise in Großstädten in der Welt sind im vergangenen Jahr in lokalen Währungen um durchschnittlich 8,1 Prozent gestiegen, so eine weitere aktuelle Economist-Studie.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Verhängung von Sanktionen und die Energie-Embargos sind Hauptgründe dafür. Die Energiepreise sind seit dem letzten Jahr in Westeuropa und weltweit um 11 Prozent rasant gestiegen, wie auch die Kosten für Lebensmittel. Ein weiterer Faktor sind die Auswirkungen von Chinas Covid-19-Beschränkungen auf die globalen Lieferketten. Insgesamt zeigte die Studie, die die Preise von mehr als 200 Produkten und Dienstleistungen in über 170 Städten verglichen hat, dass die aktuellen Lebenshaltungskosten so schnell steigen wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien richtig beobachten: Mit diesen Tipps vermeiden Anleger Verluste
04.11.2025

Anleger stehen vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf ihrer Aktien zu erkennen. Dabei spielen sowohl...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Frankfurt: DAX-Kurs aktuell mit Verlusten – Börse heute von drohendem US-Shutdown belastet
04.11.2025

Der DAX-Kurs steht im Börsenhandel am Dienstag erneut unter Druck: Nach dem kurzen Zwischenhoch zum Wochenstart folgt die Ernüchterung an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise in der Autoindustrie: Mahle-Stellenabbau trifft Stuttgart besonders hart
04.11.2025

Der Mahle-Stellenabbau erschüttert die Automobilbranche: Der traditionsreiche Zulieferer reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Krise....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Donald Trumps Industriepolitik: US-Regierung prüft Einstieg in Schlüsselindustrien
04.11.2025

Angesichts globaler Spannungen und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit gewinnen staatliche Eingriffe in Schlüsselindustrien an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand-Beschäftigungsrekord erreicht – Bürokratie bleibt Bremse
04.11.2025

Der Mittelstand in Deutschland erreicht einen historischen Mittelstand-Beschäftigungsrekord, doch die Euphorie bleibt gedämpft. Steigende...

DWN
Finanzen
Finanzen SAF-Holland-Aktie: US-Zölle bremsen Nachfrage – Lkw-Zulieferer senkt erneut Umsatzziel
04.11.2025

Die SAF-Holland-Aktie steht erneut im Fokus: Der Lkw-Zulieferer muss seine Umsatzprognose senken, während US-Zölle und schwache Märkte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sun Contracting-Pleite erschüttert den europäischen Solarmarkt – und deutsche Landwirte
04.11.2025

Die Sun Contracting-Pleite erschüttert Europas Solarmarkt: Millionenverluste, Ermittlungen und betroffene Landwirte zeigen, wie riskant...