Politik

Lagebericht Syrien: Erdogan erwägt Treffen mit Assad und Putin

Die türkische Regierung zeigt sich offen für direkte Gespräche mit Damaskus. Israel verstärkt seine Luftangriffe auf Syrien.
20.12.2022 11:00
Aktualisiert: 20.12.2022 11:04
Lesezeit: 2 min

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich für ein gemeinsames Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ausgesprochen. Putin habe den Vorschlag begrüßt, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Dem sollten Treffen auf Ebene der Geheimdienste, Außenminister und Verteidigungsminister vorgeschaltet sein.

Die Türkei hatte unter Erdogan die diplomatischen Beziehungen zu Damaskus aufgekündigt. Erdogan hatte in der Vergangenheit Assad etwa einen „Mörder“ genannt, zuletzt aber den Willen zur Wiederannäherung geäußert. Nach mehr als elf Jahren Stellvertreterkrieg in Syrien kontrollieren Assads Regierungstruppen wieder rund zwei Drittel des Landes. Der Machthaber wird unter anderem von Russland und dem Iran unterstützt.

Die Annäherung Erdogans an Assad folgt einem politischen Tauwetter zwischen Syrien und mehreren arabischen Staaten. Zuletzt traf Assad im März zu Gesprächen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein. Assad führte dort Gespräche mit dem Kronprinzen Abu Dhabis und faktischen Herrscher des Golfstaats, Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, sowie mit Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, dem Emir von Dubai.

Die Reise war ein weiteres deutliches Zeichen, dass die Isolation der syrischen Regierung in der arabischen Welt bald enden und das Land in die Arabische Liga zurückkehren könnte. Syriens Mitgliedschaft war dort 2011 ausgesetzt worden. Im November 2021 hatte der emiratische Außenminister Abdullah bin Sajid den damals international noch weitgehend isolierten Präsidenten Assad in Damaskus besucht.

Lesen Sie dazu: Die diplomatische Front des Westens gegen Syrien bricht zusammen

Die Türkei kontrolliert nach Invasionen Gebiete im Norden Syriens und hat angekündigt, diese auf einen breiten Grenzstreifen ausweiten zu wollen. Ankara geht derzeit mit einer weiteren Luftoffensive in weitgehend von der syrischen Kurdenmiliz YPG kontrollierten Gebieten vor.

Israel bombardiert erneut Ziele in Syrien

Israels Armee hat syrischen Angaben zufolge in der Nacht auf Dienstag erneut Ziele in Syrien angegriffen. Bei den Attacken auf Waffenlager der libanesischen Hisbollah-Miliz in der Hauptstadt Damaskus seien zwei Menschen getötet worden, meldete die in London ansässige sogenannte Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Beide hätten wahrscheinlich mit der proiranischen Miliz zusammengearbeitet.

Syriens Luftverteidigung habe mehrere „feindliche“ Raketen abgeschossen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärkreise. Zwei Soldaten seien verletzt worden. Zudem entstand den Angaben zufolge Sachschaden. Israels Armee wollte die Berichte, wie in diesen Fällen üblich, nicht kommentieren.

Israel bombardiert regelmäßig Ziele im benachbarten Syrien und will so verhindern, dass der verfeindete Iran dort seinen Einfluss weiter ausbaut. Der Iran unterstützt im internationalen Stellvertreterkrieg den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der Syrischen Beobachtungsstelle zufolge war es der 32. israelische Angriff auf syrischem Gebiet in diesem Jahr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....