Deutschland

Fünf bedrohte Arten, die sich in Deutschland wieder wohlfühlen

Mittlerweile geht es mehreren gefährdeten Tierarten hierzulande deutlich besser, doch eine Handvoll braucht noch immer dringend Schutz.
15.01.2023 10:00
Lesezeit: 3 min
Fünf bedrohte Arten, die sich in Deutschland wieder wohlfühlen
Ein Rotkehlchen. Es gab mehrere Erfolge im klassischen Naturschutz in Deutschland im Jahr 2022. (Foto: dpa)

Gute Nachrichten für das neue Jahr: dem Rotkehlchen, der Honigbiene, dem Feldhasen, dem Weißstorch und dem Seehund – all diesen Tierarten geht es mittlerweile wieder besser, doch es gibt Sorgen um andere, die auf der Roten Liste stehen.

Die Honigbiene leidet zwar noch unter Insektiziden und Milben, ist aber nicht mehr gefährdet und seit dem großen Seehundsterben der Neunzigerjahre gibt es jetzt fünfmal so viele Seehunde im Wattenmeer. Die Biene, die zum Synonym für das Artensterben in Deutschland geworden ist, ist nicht mehr bedroht, sagte Andreas Kinser, Leiter des Natur- und Artenschutzbereichs der Deutschen Wildtier Stiftung der Zeit Online. „Die Honigbiene ist ein Nutztier, das vom Menschen gehalten wird. Wenn es viele Imker gibt, gibt es auch viele Honigbienen.“ Seit 2010 gibt es in Deutschland 40 Prozent mehr Bienenstöcke, und heute leben fast eine Millionen Bienenvölker in Deutschland. Auch im kommenden Sommer werden also genug Bienen deutsche Apfelbäume bestäuben, so zumindest berichtet Zeit Online.

Arten-Erfolge

Auch dem Feldhasen geht es besser. Nur noch selten sieht man einen übers Feld springen, weil heute kaum noch Felder brach liegen und der Feldhase so weniger Verstecke und Futter findet. Dennoch ist er nicht mehr gefährdet, sagte Kinser. „Es sind immer noch so viele, dass er nicht vom Aussterben bedroht ist.“

Zu den anderen Tieren, die sich wieder wohlfühlen, gehören der Weißstorch und das Rotkehlchen. Im Jahr 1988 war die Zahl der Weißstorch-Brutpaare auf 3000 gesunken, doch heute gibt es wieder 8,500 brütende Storchenpärchen. „Das der Weißstorch zurückkommt, ist ein Erfolg des klassischen Naturschutzes,“ kommentierte Sebastian Kolberg, Artenschutzexperte vom Naturschutzbund Deutschland. Naturschützerinnen siedelten viele Störche neu an, schützten ihre Nester, studierten ihre Flugrouten und sorgten für mehr Ruhe zum Futtern auf frisch-gemähten Wiesen. Auch das Rotkehlchen – bis vor kurzem bedroht durch intensive Landwirtschaft, Verbauung und Jagd, vor allem in Südeuropa, ist jetzt ungefährdet in der Kategorie der bedrohten Arten mit einem Bestand von etwa 2,5 bis vier Millionen Brutpaaren in Deutschland.

Gefährdet und schutzbedürftig

Zu den Tieren, die immer seltener werden, gehören hingegen der braune Spatz, der Alpenschneehase, das Rebhuhn, der Schweinswal und die Schwebfliege. Der Spatz, ursprünglich ein Bewohner von Baumsavannen, ist Menschen in Dörfer und Städte gefolgt und brütet heute bevorzugt in Gebäuden oder Briefkästen und Ampeln. Zeit Online zufolge ist in Großstädten wie Hamburg, München und London die Hälfte verschwunden, und in ganz Mitteleuropa brechen die Bestände ein.

Und auch Hunderte Arten von Schwebfliegen, die nach den Bienen die wichtigsten Bestäuber der Landwirtschaft sind, sind vom Aussterben bedroht, sagte Kolberg. Klimawandel, Pestizide und die industrielle Landwirtschaft machen ihnen zu schaffen. Der Alpenschneehase, der in Deutschland ab einer Höhe von 1,300 Metern lebt, ist hauptsächlich vom Klimawandel und Lärm der Skigebiete bedroht.

Historischer UN-Weltnaturgipfel in Montreal

Der historische Vertag zum Schutz der Natur, der vor ein paar Monaten in Montreal von rund 200 Staaten (die einst die UN-Konvention zur Biodiversität unterzeichnet hatten) verhandelt wurde, ist ein Grund zur Hoffnung. Dem Vertrag zufolge will die Weltgemeinschaft 30 Prozent der Landflächen und Ozeane des Planeten bis 2030 unter Schutz stellen. 30 Prozent geschädigte Natur sollen renaturiert und die Rechte indigener Völker dabei respektiert werden. Junge Menschen sollen mitgestalten, wie die Welt in Zukunft Ressourcen nutzt und Industrieländer sollen ab sofort die artenreichen Staaten des globalen Südens mit fast dreimal so viel Geld wie bisher unterstützen.

„Wahrscheinlich ist die Einigung von Montreal das beste Naturschutzabkommen, das die Vereinten Nationen jemals zustande bekommen haben,“ kommentierte die Zeit Online. „Der Masterplan hat dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Pariser Klimaabkommen: Er kommt noch rechtzeitig. Das Artensterben, das der Mensch mit intensiver Landwirtschaft, Pestiziden und Dünger, dem Abholzen von Wäldern und der ungebremsten Bebauung einst wilder Flächen beschleunigt, lässt sich stoppen. Der Kollaps der Biosphäre kann abgewendet werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Mindeststeuer im Fokus: EU stellt US-Sonderregeln infrage
24.12.2025

Die globale Mindestbesteuerung gerät erneut unter Druck, nachdem die USA weitreichende Ausnahmen durchgesetzt haben. Droht Europa nun ein...

DWN
Politik
Politik Putin braucht keinen Weltkrieg: Darum ist eine globale Eskalation nicht Russlands Ziel
24.12.2025

Russlands Kriegspolitik wird häufig als Vorstufe einer globalen Eskalation interpretiert, doch historische Vergleiche zeichnen ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobörsen im Vergleich: Darauf sollten Anleger bei Auswahl und Sicherheit achten
24.12.2025

Kryptowährungen sind längst im Finanzalltag angekommen, doch der Einstieg beginnt mit der Wahl der passenden Handelsplattform. Worauf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...