Gute Nachrichten für das neue Jahr: dem Rotkehlchen, der Honigbiene, dem Feldhasen, dem Weißstorch und dem Seehund – all diesen Tierarten geht es mittlerweile wieder besser, doch es gibt Sorgen um andere, die auf der Roten Liste stehen.
Die Honigbiene leidet zwar noch unter Insektiziden und Milben, ist aber nicht mehr gefährdet und seit dem großen Seehundsterben der Neunzigerjahre gibt es jetzt fünfmal so viele Seehunde im Wattenmeer. Die Biene, die zum Synonym für das Artensterben in Deutschland geworden ist, ist nicht mehr bedroht, sagte Andreas Kinser, Leiter des Natur- und Artenschutzbereichs der Deutschen Wildtier Stiftung der Zeit Online. „Die Honigbiene ist ein Nutztier, das vom Menschen gehalten wird. Wenn es viele Imker gibt, gibt es auch viele Honigbienen.“ Seit 2010 gibt es in Deutschland 40 Prozent mehr Bienenstöcke, und heute leben fast eine Millionen Bienenvölker in Deutschland. Auch im kommenden Sommer werden also genug Bienen deutsche Apfelbäume bestäuben, so zumindest berichtet Zeit Online.
Arten-Erfolge
Auch dem Feldhasen geht es besser. Nur noch selten sieht man einen übers Feld springen, weil heute kaum noch Felder brach liegen und der Feldhase so weniger Verstecke und Futter findet. Dennoch ist er nicht mehr gefährdet, sagte Kinser. „Es sind immer noch so viele, dass er nicht vom Aussterben bedroht ist.“
Zu den anderen Tieren, die sich wieder wohlfühlen, gehören der Weißstorch und das Rotkehlchen. Im Jahr 1988 war die Zahl der Weißstorch-Brutpaare auf 3000 gesunken, doch heute gibt es wieder 8,500 brütende Storchenpärchen. „Das der Weißstorch zurückkommt, ist ein Erfolg des klassischen Naturschutzes,“ kommentierte Sebastian Kolberg, Artenschutzexperte vom Naturschutzbund Deutschland. Naturschützerinnen siedelten viele Störche neu an, schützten ihre Nester, studierten ihre Flugrouten und sorgten für mehr Ruhe zum Futtern auf frisch-gemähten Wiesen. Auch das Rotkehlchen – bis vor kurzem bedroht durch intensive Landwirtschaft, Verbauung und Jagd, vor allem in Südeuropa, ist jetzt ungefährdet in der Kategorie der bedrohten Arten mit einem Bestand von etwa 2,5 bis vier Millionen Brutpaaren in Deutschland.
Gefährdet und schutzbedürftig
Zu den Tieren, die immer seltener werden, gehören hingegen der braune Spatz, der Alpenschneehase, das Rebhuhn, der Schweinswal und die Schwebfliege. Der Spatz, ursprünglich ein Bewohner von Baumsavannen, ist Menschen in Dörfer und Städte gefolgt und brütet heute bevorzugt in Gebäuden oder Briefkästen und Ampeln. Zeit Online zufolge ist in Großstädten wie Hamburg, München und London die Hälfte verschwunden, und in ganz Mitteleuropa brechen die Bestände ein.
Und auch Hunderte Arten von Schwebfliegen, die nach den Bienen die wichtigsten Bestäuber der Landwirtschaft sind, sind vom Aussterben bedroht, sagte Kolberg. Klimawandel, Pestizide und die industrielle Landwirtschaft machen ihnen zu schaffen. Der Alpenschneehase, der in Deutschland ab einer Höhe von 1,300 Metern lebt, ist hauptsächlich vom Klimawandel und Lärm der Skigebiete bedroht.
Historischer UN-Weltnaturgipfel in Montreal
Der historische Vertag zum Schutz der Natur, der vor ein paar Monaten in Montreal von rund 200 Staaten (die einst die UN-Konvention zur Biodiversität unterzeichnet hatten) verhandelt wurde, ist ein Grund zur Hoffnung. Dem Vertrag zufolge will die Weltgemeinschaft 30 Prozent der Landflächen und Ozeane des Planeten bis 2030 unter Schutz stellen. 30 Prozent geschädigte Natur sollen renaturiert und die Rechte indigener Völker dabei respektiert werden. Junge Menschen sollen mitgestalten, wie die Welt in Zukunft Ressourcen nutzt und Industrieländer sollen ab sofort die artenreichen Staaten des globalen Südens mit fast dreimal so viel Geld wie bisher unterstützen.
„Wahrscheinlich ist die Einigung von Montreal das beste Naturschutzabkommen, das die Vereinten Nationen jemals zustande bekommen haben,“ kommentierte die Zeit Online. „Der Masterplan hat dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Pariser Klimaabkommen: Er kommt noch rechtzeitig. Das Artensterben, das der Mensch mit intensiver Landwirtschaft, Pestiziden und Dünger, dem Abholzen von Wäldern und der ungebremsten Bebauung einst wilder Flächen beschleunigt, lässt sich stoppen. Der Kollaps der Biosphäre kann abgewendet werden.“