Deutschland

Ford verhandelt über Verkauf von deutschem Werk an China

Ford verhandelt mit dem chinesischen Autobauer BYD über einen Verkauf des Werks in Saarlouis. Für beide Unternehmen wäre der Deal ein wichtiger Schritt.
Autor
25.01.2023 11:30
Aktualisiert: 25.01.2023 11:30
Lesezeit: 2 min
Ford verhandelt über Verkauf von deutschem Werk an China
IG Metall-Mitglieder am 14. Januar bei der Kampagne "Saarlouis muss leben". (Foto: dpa) Foto: Oliver Dietze

Ford verhandelt mit dem chinesischen Autobauer BYD über einen Verkauf des Werks in Saarlouis. Vertreter des Ford-Managements in Deutschland reisen dazu kommende Woche nach China, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider. Die Gespräche sind demnach in einem frühen Stadium, und das Geschäft könnte noch scheitern. Ford hat bereits Gespräche mit ungefähr 15 Interessenten gesucht.

Neben BYD führt Ford dem Bericht zufolge auch Gespräche mit anderen Interessenten, darunter der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna International und Finanzinvestoren, die sich möglicherweise mit einem Hersteller zusammenschließen könnten. Auch VDL Nedcar aus den Niederlanden ist an dem Ford-Werk interessiert, berichtet die Automobilwoche unter Berufung auf Unternehmenskreise.

"Wir untersuchen verschiedene Optionen für die zukünftige und nachhaltige Nutzung des Standorts Saarlouis. Im Rahmen dieses Prozesses befinden wir uns in laufenden Gesprächen mit einer Reihe von potenziellen Käufern und haben zu diesem Zeitpunkt nichts weiter zu sagen", sagte ein Sprecher von Ford.

Der Verkauf des Werks in Saarlouis wäre ein weiterer Schritt in den Bemühungen von Ford, seine europäischen Aktivitäten neu zu ordnen und vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Es wäre auch ein wichtiger Schritt für die chinesische Elektroautoindustrie, die begonnen hat, in europäische Märkte zu expandieren.

BYD ist der größte Hersteller von Elektroautos in China, dem weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge. Zudem verkauft das Unternehmen bereits einige Elektrofahrzeuge in Europa, darunter auch Busse. Der Kauf des Werks würde BYD einen Stützpunkt für die weitere Expansion in Europa verschaffen, wo der Markt für Elektro- und Hybridfahrzeuge ein starkes Wachstum verzeichnet.

In dem Werk in Saarlouis wird derzeit der Ford Focus hergestellt, doch Ford hatte im Juni angekündigt, dass die Produktion dort 2025 eingestellt werden soll. Das Unternehmen erklärte letztes Jahr zudem, dass künftige Elektroautos für Europa in seinem Werk in Valencia (Spanien) und in seinem Hauptwerk in Köln (Deutschland) gebaut werden sollen.

In dieser Woche erklärten Gewerkschaftsvertreter, Ford habe garantiert, dass etwa 500 bis 700 Beschäftigte der aktuell 4.600 in Saarlouis auch nach dem Ende der Fahrzeugproduktion im Jahr 2025 weiterhin Komponenten herstellen würden. Die Gewerkschaftsvertreter verhandeln derzeit über die Weiterbeschäftigung weiterer Mitarbeiter, doch die Zukunft des Großteils der Belegschaft ist ungewiss.

Sollten BYD und Ford zu einer Einigung kommen, wäre dies ein wichtiger Meilenstein für das chinesische Unternehmen, das im vergangenen Jahr 1,86 Millionen Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge verkauft hat, dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Die potenzielle Investition folgt auf die Expansion von Tesla, das im vergangenen Jahr mit der Produktion im neuen Werk in Grünheide nahe Berlin begonnen hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...