Politik

USA warnen Südafrika vor Verstößen gegen Russland-Sanktionen

US-Finanzministerin Yellen hat Südafrika gewarnt, dass ein Verstoß gegen die Russland-Sanktionen Folgen hätte. Zugleich umgarnt sie das Land mit schönen Worten.
Autor
27.01.2023 17:28
Aktualisiert: 27.01.2023 17:28
Lesezeit: 3 min

US-Finanzministerin Janet Yellen und einige ihrer engsten Mitarbeiter in den Bereichen internationale Angelegenheiten und Sanktionen trafen sich diese Woche mit hochrangigen südafrikanischen Beamten, darunter auch Präsident Cyril Ramaphosa. Zuvor hatten US-Beamte Bedenken wegen der engen Beziehungen der südafrikanischen Regierung zu Moskau geäußert.

Für die US-Delegation war es die letzte Station auf ihrer Reise in drei Länder Afrikas. Zeitgleich hielten sich auch hochrangige Außenpolitiker aus Russland und aus der Europäischen Union zu Besuch in Südafrika auf, der am weitesten entwickelten Volkswirtschaft Afrikas, die seit 2010 dem Staatenbündnis BRICS angehört.

Im Dezember wurde ein russisches Handelsschiff, gegen das die USA Sanktionen verhängt hatten, weil seine Eigner angeblich Waffen für den Kreml transportieren, bei der Anlieferung und Verladung von Fracht auf einem südafrikanischen Marinestützpunkt gesichtet. US-Beamte haben auch Pläne des südafrikanischen Militärs kritisiert, im nächsten Monat eine gemeinsame Marineübung mit Russland und China abzuhalten.

Lesen Sie dazu auch: Russische Fregatte mit Hyperschall-Raketen bei Manöver mit China und Südafrika

Yellen sagte am Freitag, dass sie die südafrikanischen Beamten bei ihren Treffen aufgefordert habe, die US-Sanktionen einzuhalten, eine Botschaft, die sie zuvor auch in Sambia und im Senegal übermitteln musste. "Meine Hauptbotschaft ist, dass wir die Sanktionen, die wir als Reaktion auf den brutalen Einmarsch in der Ukraine gegen Russland verhängt haben, sehr ernst nehmen", zitiert sie das Wall Street Journal.

"Auf Verstöße gegen diese Sanktionen durch lokale Unternehmen oder Regierungen würden wir schnell und hart reagieren, und wir drängen natürlich darauf, dass diese Sanktionen eingehalten werden. Das ist die Diskussion, die ich hier geführt habe", sagte die US-Finanzministerin bei einer Tour durch Südafrikas Kohlebergbauregion.

USA wägt ab: Strafen oder Charme

Beamte des US-Finanzministeriums lehnten es ab, konkrete Fälle zu nennen, in denen Südafrika möglicherweise gegen US-Sanktionen verstoßen hat und welche Strafen möglicherweise drohen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine haben die USA und ihre Verbündeten weitreichende Sanktionen gegen Russland verhängt.

Die Sanktionen richten sich primär gegen den russischen Staat, gegen Oligarchen und gegen Unternehmen, die mit dem Kreml verbunden sind. Doch nach US-Recht kann das Finanzministerium außerdem sogenannte Sekundärsanktionen gegen Regierungen, Personen oder Unternehmen verhängen, die mit sanktionierten russischen Einrichtungen zusammenarbeiten.

Die Frage, wie aggressiv die USA die Sanktionen gegen Russland weltweit durchsetzen will, ist für die US-Beamten eine schwierige diplomatische Frage. Denn sie versuchen eigentlich, ihre Beziehungen zu Ländern wie Südafrika zu stärken, die erklärt haben, in der eskalierenden Konfrontation zwischen Russland und dem Westen nicht Partei zu ergreifen.

Die Reise von Finanzministerin Yellen ist Teil einer breit angelegten Charmeoffensive zur Wiederbelebung der Beziehungen zu Afrika. Südafrika ist das einzige afrikanische Mitglied der G-20. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) unterhält jedoch enge Beziehungen zu Russland, die auf Moskaus Unterstützung für den Kampf des ANC gegen die Herrschaft der weißen Minderheit zurückgehen.

Zeitgleich Treffen mit Russland

Nach einem Treffen mit ihrem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow am Montag wies Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor Kritik zurück, ihre Regierung würde Russland wegen des Ukraine-Kriegs nicht kritisieren. Sie wiederholte ihre Forderung nach Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. Die im Februar geplante Marineübung sei Teil der "natürlichen Kraft der Beziehungen" zwischen befreundeten Ländern.

Yellen betonte hingegen die Vorteile eines engen Bündnisses mit Washington. Während einer Rede in einer Ford-Fabrik in Pretoria am Donnerstag sagte die Finanzminsterin, dass die USA hofften, mehr Handel mit befreundeten Nationen zu treiben, als Teil ihres Vorstoßes für das so genannte "Friendshoring", um die Lieferketten weg von China zu diversifizieren.

"Lassen Sie es mich deutlich sagen: Wir zählen Südafrika zu unseren Freunden", sagte sie. Nach einem Besuch in einem Wildtierreservat unterzeichnete sie außerdem ein neues Abkommen mit Südafrika zur Bekämpfung der Wilderei, indem der Austausch von Finanzinformationen zwischen den beiden Ländern verstärkt wird.

US-Beamte betonten, dass sie die afrikanischen Länder nicht vor die Wahl stellen, ob sie mit den USA oder ihren Rivalen zusammenarbeiten wollen. Yellen hingegen machte Russlands Angriff auf die Ukraine für die Verschlimmerung der Ernährungsunsicherheit in Afrika verantwortlich. Doch nach Ansicht afrikanischer Beamter hat sich die Ernährungslage als Folge der US-Sanktionen noch verschärft.

Yellen argumentierte auch, dass der vom Westen eingeführte Preisdeckel auf russische Ölprodukte den afrikanischen Ländern zugute komme, da sie die Weltmarktpreise niedrig halte. Diese Maßnahme könnte den 17 größten afrikanischen Netto-Ölimporteuren jährliche Einsparungen in Höhe von rund 6 Milliarden Dollar bringen, sagte Yellen am Dienstag im ländlichen Sambia.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Venezuela-Manöver: Maduro reagiert auf US-Flugzeugträger in der Karibik
12.11.2025

Während die USA ihren größten Flugzeugträger in die Karibik schicken, reagiert Venezuela mit einem massiven Militärmanöver....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grüner Wasserstoff aus Dänemark: Export nach Deutschland eröffnet Chancen für die grüne Transformation
12.11.2025

Dänemark produziert grünen Wasserstoff im Überfluss, doch der heimische Markt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...