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Dank Kernenergie: Eon verdient mehr als erwartet

Lesezeit: 2 min
08.02.2023 10:42  Aktualisiert: 08.02.2023 10:42
Der Energiekonzern Eon hat 2022 besser abgeschnitten als erwartet. Dies lag auch an den höheren Einnahmen aus der Atomkraft und am Wetter.
Dank Kernenergie: Eon verdient mehr als erwartet
Kühlturm des von Eons Tochterfirma Preussenelektra betriebenen Atomkraftwerks Isar 2 in Niederbayern. (Foto: dpa)
Foto: Armin Weigel

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Der Energiekonzern Eon hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Dies hatten die Essener in der Energiekrise nicht zuletzt höheren Einnahmen aus der Atomkraft zu verdanken. Im frühen Handel am Mittwochmorgen zeigte sich die Aktie gestärkt. Analysten bewerteten die Resultate zwar generell wohlwollend - ein gewisses Manko ist für einige Beobachter allerdings, dass ausgerechnet das Nicht-Kerngeschäft die überraschend starken Resultate speist.

Kurz nach Börsenöffnung verteuerten sich die Eon-Titel zuletzt um mehr als zwei Prozent auf 9,97 Euro und näherten sich damit wieder der 10-Euro-Marke, unter die sie zuletzt gerutscht waren. 2023 hat sich die Eon-Aktie bisher gut geschlagen, mit einem Gewinn von fast sieben Prozent seit dem Jahreswechsel hinkt sie aber dem Dax etwas hinterher. Bereits seit dem im vergangenen Oktober erreichten mehrjährigen Tief bei 7,28 Euro ist die Aktie wieder im Aufwind.

Goldman-Analyst Alberto Gandolfi sprach von starken Zahlen, welche die Konsensschätzungen übertroffen hätten. Ein Händler sagte, die Aktien dürften zunächst von den soliden Zahlen profitieren. Die positive Überraschung verdanke Eon allerdings primär dem Nicht-Kerngeschäft, dies sei deshalb auch nur temporärer Natur. Im weiteren Tagesverlauf hält der Börsianer daher Gewinnmitnahmen für möglich.

Laut der Analyse von Ahmed Farman profitierte Eon vor allem vom Wetter, sowie von geringeren Abschreibungen im Nicht-Kerngeschäft. Dass die Markterwartungen beim Nettogewinn übertroffen wurden, sei nur zu einem kleineren Teil operativ bedingt und liege im Wesentlichen an Sondereffekten, schrieb der Jefferies-Experte. Auch Alexander Wheeler von der kanadischen Bank RBC hob die Stärke des Nicht-Kerngeschäfts hervor. Seiner Meinung nach konnte Eon aber auch den Gegenwind im - zum Kerngeschäft gehörenden - Netzgeschäft offenbar gut bewältigen.

Eon stellt nach vorläufigen Berechnungen für den Gesamtkonzern ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) von etwa acht Milliarden Euro in Aussicht. Das Management um Konzernchef Leonard Birnbaum hatte zuletzt selbst im optimistischsten Szenario 200 Millionen Euro weniger erwartet. Auch soll der bereinigte Konzerngewinn mit 2,7 Milliarden Euro das obere Ende der Management-Prognose übersteigen.

Die einzelnen Segmente werden zwar jeweils lediglich am oberen Ende der im November aktualisierten Prognosespannen liegen, wie Eon am Dienstagabend nach Börsenschluss überraschend in Essen mitteilte. Aufsummiert für den Gesamtkonzern wird die Prognose für den operativen Gewinn dann aber übertroffen. Auch die Analysten hatten weniger auf dem Zettel.

Verglichen mit den von der Nachrichtenagentur Bloomberg erhobenen Schätzungen schnitt Eon 2022 beim operativen Gewinn um 250 Millionen Euro besser ab, als die Experten erwartet hatten. Laut Jefferies-Experte Farman hat das Kerngeschäft 140 Millionen Euro dazu beigetragen. Hier hätten sich das Wetter und höhere Absatzmengen positiv ausgewirkt. Die restlichen 90 Millionen Euro kommen ihm zufolge aus der Auflösung von Rückstellungen. Er bezieht sich dabei auf Gespräche mit Eon.

Eon unterteilt sein Geschäft in zwei Segmente: Den Großteil macht das sogenannte Kerngeschäft aus. Darunter fällt zum einen der Betrieb der Verteilernetze. Hier sollte der operative Gewinn laut der Prognose im besten Fall 5,5 Milliarden Euro beitragen. Zum anderen zählt der Energievertrieb zum Kerngeschäft, dessen Ergebnisbeitrag sich auf maximal 1,7 Milliarden Euro belaufen sollte. In beiden Fällen würden die Kennziffern besser ausfallen als im Vorjahr.

Allerdings hatte der Konzern seine Ziele für das Netzgeschäft im November gedämpft. Eon kämpfte zu dieser Zeit zum einen mit dem warmen Wetter, da weniger Strom und Gas durch die Netze geleitet wurde. Gleichzeitig lasteten die gestiegenen Energiekosten auf den Ergebnissen. Denn die Betreiber sind verpflichtet, ihre Verteilernetze mit einer gewissen Grundspannung zu versorgen - dafür wird auch teurer Strom am Markt zugekauft.

Im sogenannten Nicht-Kerngeschäft bündeln die Essener sowohl den Betrieb des von Eons Tochterfirma Preussenelektra betriebenen Atomkraftwerks Isar 2 in Niederbayern als auch den Rückbau der anderen ehemaligen Kernkraftwerke und das Erzeugungsgeschäft in der Türkei. Der Beitrag zum operativen Gewinn sollte laut den Erwartungen des Managements maximal 1,1 Milliarden Euro betragen, was eine halbe Milliarde weniger wäre als 2021. Diese Ziele hatte Eon vor zwei Monaten wiederum erhöht. Begründet wurde dies mit der erwarteten Mehrproduktion durch den von der Bundesregierung beschlossenen längeren Betrieb (Streckbetrieb) von Atomkraftwerken. Die endgültigen Ergebnisse will Eon am 15. März präsentieren. (dpa-AFX)

 


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