Finanzen

Credit Suisse: Anhaltende Kapitalabflüsse bringen Management unter Druck

Die Credit Suisse kämpft weiter mit Kapitalabflüssen ihrer Kunden. Das bringt das Management der Schweizer Bank zunehmend in die Bredouille, das die Lage nicht in den Griff bekommt.
13.02.2023 09:48
Lesezeit: 2 min
Credit Suisse: Anhaltende Kapitalabflüsse bringen Management unter Druck
Axel P. Lehmann, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group, ist auf Bildschirmen zu sehen, während er eine Rede nach der außerordentlichen Generalversammlung hält. (Foto: dpa) Foto: Michael Buholzer

Die überraschend hohen Abflüsse von verwalteten Vermögen bei der krisengeplagten Großbank Credit Suisse verunsichern die Investoren. „Die Anleger waren auf jeden Fall enttäuscht“, erklärte am Freitag Andreas Thomae, Corporate-Governance-Spezialist bei der Fondsgesellschaft Deka Investment.

Konzernchef Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann hätten wiederholt erklärt, dass sich die Abflüsse stabilisiert hätten. „Und dann erfahren wir, dass sich die Abflüsse zwar verlangsamt haben, aber anhalten. Die Firmenspitze hat dadurch leider an Vertrauen beim Anleger eingebüßt“, erklärte der Experte.

Credit Suisse verliert weiter massiv Kundengelder

Credit Suisse gab am Donnerstag bekannt, dass die Kunden alleine im vierten Quartal verwaltete Vermögen von 110,5 Milliarden Franken abgezogen hatten und die Schweizer Großbank zum Jahresende noch 1,29 Billionen Franken unter ihrer Obhut hatte. Körner erklärte zudem, dass das Institut im Januar in der Region Asien-Pazifik und im Schweizer Geschäft Neugeld eingesammelt habe. Die Frage, ob die Kunden über die ganze Gruppe hinweg netto Geld zum Institut getragen hätten, wollte er aber nicht beantworten.

Er sei sich gegenwärtig nicht sicher, ob das Unternehmen eine volle Kehrtwende hinlege, schrieb JP Morgan-Analyst Kian Abouhossein. „Es stellt sich die Frage, ob die Restrukturierung angesichts des Verfalls des Geschäfts schnell genug geht.“ Nach einem Einbruch von fast 15 Prozent am Donnerstag machte die Credit-Suisse-Aktie am Freitag einen Teil der Kursverluste wett und gewann 3,4 Prozent. Dennoch blieben Marktteilnehmer skeptisch. „Wie schnell wird sich die CS von dem massiven Schaden erholen, den sie im letzten Jahr erlitten hat?“ fragte Vontobel-Analyst Andreas Venditti.

Ratingagentur warnt vor Risiken für die Bank

Die Rating-Agentur Fitch erklärte, der Abschluss, der einen Quartalsverlust von 1,4 Milliarden Franken enthielt, zeige das Ausmaß der Herausforderung, Credit Suisse zurück in die schwarzen Zahlen zu führen. Fitch warnte vor den Risiken in Zusammenhang mit der Umsetzung der Sanierung in den kommenden zwei bis drei Jahren. Sollten sich die verwalteten Vermögen der Bank nicht nachhaltig erholen, würde das Kerngeschäft mit Reichen und Superreichen anhaltend Schaden nehmen.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma bezeichnete die Geldabflüsse als „erheblich“. Die Großbank habe allerdings über sehr hohe Liquiditätspuffer verfügt, die ihre beabsichtigte stabilisierende Wirkung entfaltet hätten. „Es ist klar, dass die Finma die Banken in solchen Situationen sehr genau überwacht.“ Der Preis von Kreditausfall-Versicherungen kletterten am Freitag Angaben von S&P Global Market Intelligence zufolge um 24 Basispunkte auf einen Schlussstand von 320 Basispunkte.

„Die anhaltenden Abflüsse sind erschreckend“, erklärte Deka-Spezialist Thomae. Das müsse sich unbedingt ändern. „Wir brauchen Belege, dass die Maßnahmen zur Kundenbindung funktionieren.“ Das Kapital der Bank sei erst mal ausreichend. Credit Suisse habe die Chance, den Turnaround zu schaffen.

Aber gleichzeitig im Kerngeschäft Geld zu verdienen, im Investmentbanking zu punkten, die Kosten zu senken und die Bank umzubauen, sei eine Mammutaufgabe. „Wenn das alles nicht funktioniert und die Investmentbank ein Klotz am Bein bleibt, wird die Konzernspitze nochmals über die Bücher gehen und den nächsten Schritt ins Auge fassen müssen: Zu einem reinen Vermögensverwalter wie Julius Bär zu werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Lawrows Verschwinden: Wo steckt eigentlich der russische Außenminister?
11.11.2025

Seit einigen Tagen bleibt der russische Außenminister Sergej Lawrow öffentlichen Terminen fern. Ist Lawrow bei Präsident Wladimir Putin...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Minus: Nvidia-Investor Softbank verkauft Aktien
11.11.2025

Nach einem starken Wochenstart der Tech-Werte an den US-Börsen richtet sich der Blick auf die Nvidia-Aktie. Während Anleger Hoffnungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Elektroindustrie: ZVEI meldet Aufschwung
11.11.2025

Die deutsche Elektroindustrie sendet nach schwierigen Monaten ein deutliches Lebenszeichen. Aufträge, Produktion und Umsätze steigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Home-Office und Feierabend: Warum das Recht auf Abschalten jetzt gesetzlich gestärkt wird
11.11.2025

Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen, besonders im Home-Office. Viele fühlen sich nach Feierabend verpflichtet, E-Mails...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland verschlechtern sich unerwartet
11.11.2025

Die ZEW-Konjunkturerwartungen liefern ein wichtiges Signal für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Doch die Stimmung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EuGH kippt Teile der EU-Mindestlohnrichtlinie: Was das für den Mindestlohn in Deutschland bedeutet
11.11.2025

Die EU-Mindestlohnrichtlinie sollte faire Bezahlung europaweit sichern – doch nun hat der Europäische Gerichtshof zentrale Teile...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern will weiter zulegen – Ziele enttäuschen Anleger
11.11.2025

Die Hensoldt-Aktie gerät nach ambitionierten Wachstumsprognosen und enttäuschenden Kurzfristaussichten in Bewegung. Zwischen hohen...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Prognose: Bitcoin-Kurs zwischen Stabilisierung und freiem Fall
11.11.2025

Kryptowährungen befinden sich im Abwärtstrend, auch der Bitcoin-Kurs geht am Dienstag wieder auf Tauchstation. Sicherheitsvorfälle und...