Jeder spürt den Druck. Preise in Großstädten weltweit sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich 8,1 Prozent in lokaler Währung gestiegen, zum einen wegen dem Ukraine-Krieg, und zum anderen wegen den Auswirkungen der von China verhängten Covid-19-Beschränkungen auf globale Lieferketten.
Insgesamt zeigt eine Economist-Studie, dass die Lebenshaltungskosten in verschiedenen Städten in der Welt so schnell steigen, wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Der jüngste Economist-EIU-Worldwide Cost of Living Survey (Economist EIU-Weltweite Umfrage zu Lebenshaltungskosten) hat die Preise von mehr als 200 Produkten und Dienstleistungen in über 170 Städten verglichen.
Hauptgründe für starken Preis-Druck
Der Krieg in der Ukraine ist einer der wichtigsten Gründe für die starken Preissteigerungen. Seit dem Jahr 2021 sind Energiepreise in Westeuropa um durchschnittlich 29 Prozent, und weltweit um 11 Prozent in die Höhe geschnellt, verschärft durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar letzten Jahres.
Auch Lebensmittel-Kosten sind rasant gestiegen. Die Ukraine und Russland sind sind wichtige Erzeuger von Getreide, Ölsaaten und Düngemitteln, und die weltweiten Lebensmittelpreise sind letztes Jahr so schnell wie noch nie in diesem Jahrhundert gestiegen. Ein weiterer Faktor sind die Auswirkungen der von China verhängten Covid-19-Beschränkungen auf globale Lieferketten.
Studien-Spitzenreiter und die beiden größten Aufsteiger
Singapur, das seit 2014 bis 2019 jedes Jahr den ersten Platz belegt hat, ist wieder die teuerste Stadt der Welt, zusammen mit New York, so die Studie. Preise in ganz Amerika sind gestiegen: Sechs der zehn größten Aufsteiger in der Umfrage sind amerikanische Städte, darunter Atlanta und Boston.
Doch die beiden größten Aufsteiger sind in Russland zu finden: St. Petersburg ist seit 2021 um 70 Plätze auf Platz 73 gestiegen, und Moskau ist um 88 Plätze auf Platz 37 geklettert. Die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verhängten westlichen Sanktionen haben die Preise vor Ort in die Höhe getrieben, und die Inflation in Moskau beträgt jetzt 17,1 Prozent (im Jahresvergleich) in lokaler Währung, und 19,4 Prozent in St. Petersburg.
Wenigstens waren die russischen Städte sicher genug, um befragt zu werden, so die Economist-Forscher. Sie konnten wegen des Krieges nicht nach Kiew reisen, um Daten zu sammeln, und daher ist die ukrainische Hauptstadt nicht teil des Lebenshaltungskosten-Index. In Bezug auf die Städte am untersten Ende der Rangliste, war Damaskus in Syrien ein gutes Stück hinter Libyens Hauptstadt Tripolis, ebenfalls beides Städte in vom Krieg heimgesuchten Ländern.
Entlastung für Haushalte
Es gibt auch einige positive Nachrichten für Haushalte. Laut den Studien-Autoren dürften sich die Probleme in den weltweiten Lieferketten allmählich auflösen, da die Nachfrage nachlässt und Frachtkosten sinken. Der Drewry World Container Index, der die Preise für 40-Fuß-Container auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten misst, ist im Jahresvergleich 2022 zu 2021 um 74 Prozent gesunken.
„Und wenn der Krieg in der Ukraine nicht eskaliert, werden die Rohstoffpreise für Energie, Nahrungsmittel und Metalle nach Einschätzung im Jahr 2023 fallen“, so die Autoren. Insgesamt prognostizieren die Studie einen Rückgang der weltweiten Verbraucherpreisinflation von durchschnittlich 9,4 Prozent im Jahr 2022 auf 6,5 Prozent für dieses Jahr (2023). Dies ist zwar immer noch hoch, sollte aber eine gewisse Erleichterung für gestresste Haushalte bringen.
Eine weitere aktuelle Economist-Studie über die Lebensqualität in europäischen Großstädten hat vor Kurzem festgestellt, dass die drei Spitzenreiter in Deutschland Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg sind. Laut der Studie haben die drei Städte ihre Lebensqualität vor allem dank großer Sprünge bei Kulturwerten verbessert.