Unternehmen

Allianz nimmt 2023 nächsten Rekordgewinn ins Visier

Lesezeit: 2 min
17.02.2023 15:25  Aktualisiert: 17.02.2023 15:25
Der Versicherungsriese Allianz nimmt Risiken aus der Bilanz. Die Altbestände von Allianz Leben sind dabei kein Tabu mehr. Der „Structured Alpha“-Skandal bremst jedoch den Anstieg des Nettogewinns.
Allianz nimmt 2023 nächsten Rekordgewinn ins Visier
Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Allianz, strebt 2023 mit seinem Konzern ein Rekordergebnis an. (Foto: dpa)
Foto: Sven Hoppe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Allianz will Inflation und wackligen Kapitalmärkten weiter trotzen und nimmt den nächsten Rekordgewinn ins Visier. Im vergangenen Jahr kletterte das operative Ergebnis um sechs Prozent auf 14,2 Milliarden Euro, so viel wie noch nie.

„Wir hatten ein echt starkes Jahr in einem schrecklichen Umfeld“, fasste Vorstandschef Oliver Bäte auf der Bilanzpressekonferenz von Deutschlands größtem Versicherer am Freitag zusammen. 2023 soll im besten Fall nochmals eine Milliarde mehr herausspringen, im schlechtesten Fall eine Milliarde weniger.

Vorstand: Allianz Leben keine „Heilige Kuh“

„Wir dürften operativ mindestens den Gewinn des Vorjahres erreichen“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol. „Wir sind nur wegen des Marktumfelds vorsichtig.“ Im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft verdiente die Allianz dank eines Endspurts deutlich mehr als erwartet.

„Dass man da fünf Milliarden Euro Gewinn im Jahr machen kann, hätte keiner geglaubt“, sagte Bäte. Um weniger Kapital vorhalten zu müssen, hatte der Versicherer hier im vergangenen Jahr Risiken aus Altbeständen von Leben-Policen in den USA und in der Schweiz auf Rückversicherer abgewälzt.

Das könnte so weitergehen – nicht einmal das Aushängeschild, die deutsche Allianz Leben, sei dabei tabu, machte der Vorstandschef deutlich: „Es gibt keine heiligen Kühe.“ Bisher hatte Bäte einen Verkauf von Policen an Investoren nach dem Vorbild von Generali, AXA oder Zurich stets ausgeschlossen.

„Structured Alpha“-Skandal drückt Bilanz

Beim Nettogewinn spürte die Allianz im vergangenen Jahr noch die Nachwehen eines Vergleichs im Skandal um die „Structured Alpha“-Hedgefonds der Tochter Allianz Global Investors, mit denen Pensionskassen und andere Anleger in den USA Milliardenverluste erlitten hatte.

Das belastete den Nettogewinn nochmals mit 1,6 Milliarden Euro - nach 2,8 Milliarden 2021. Dazu kamen rund 400 Millionen für den Verkauf des Russland-Geschäfts. Unter dem Strich lag das Ergebnis mit 6,7 (6,6) Milliarden Euro nur leicht über Vorjahr. Der Konzernumsatz - also die Bruttobeiträge in der Versicherung und die Provisionen in der Vermögensverwaltung - stieg um 2,8 Prozent auf 152,7 Milliarden Euro.

Der Vorstand will die Dividende um 60 Cent auf 11,40 Euro je Aktie anheben. Damit hatten von der Allianz befragte Analysten gerechnet, während der operative Gewinn ihre Prognosen übertraf. Dennoch gab die Allianz-Aktie am Freitag um 2,6 Prozent auf 215,20 Euro nach. „Solide wie immer, aber nicht mehr“, fasste ein Händler die Ergebnisse zusammen.

Trotz Marktlage: 2023 könnte Rekordjahr werden

Die Allianz steuert mit großen Schritten auf ihre Ziele für das Jahr 2024 zu, für das sie sich einen operativen Gewinn von mindestens 14,5 Milliarden Euro und eine Eigenkapitalrendite von 13 Prozent vorgenommen hat. Das sei „klar erreichbar, trotz der makroökonomischen Wirren“, hieß es in einer Präsentation.

Allein sieben Milliarden Euro soll dann die Schaden- und Unfall-Sparte abwerfen. 2022 waren es 6,2 Milliarden, obwohl sie besonders unter den Kostensteigerungen etwa für Kfz-Reparaturen leidet. Mit Preiserhöhungen stemmte sie sich dagegen. Ob Bäte den erwarteten Erfolg noch als Allianz-Chef feiern wird, ließ er offen: „Ich bin mindestens noch bis nächstes Jahr hier. Lassen wir uns alle überraschen.“ Der Vertrag des Managers, der in zwei Wochen seinen 58. Geburtstag feiert, läuft noch bis September 2024.

Am stärksten bekam die Allianz die abrupte Zinswende und die schwachen Finanzmärkte in der Vermögensverwaltung zu spüren. Aus den Fonds der Asset-Management-Töchter Pimco und Allianz Global Investors flossen 81 Milliarden Euro ab, der Wert der für Dritte verwalteten Anlagen brach um mehr als 300 Milliarden auf 1,64 Billionen Euro ein.

Von daher sei der Gewinnrückgang dort nicht überraschend, sagte Terzariol. Sobald die Anleger keine großen Zinssteigerungen mehr erwarten, dürfte sich der Trend drehen. Allein im Januar seien dem Bond-Spezialisten Pimco schon wieder zehn Milliarden Euro zugeflossen, sagte der Finanzvorstand.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...