Politik

Südafrikas Marine-Manöver mit Russland und China beunruhigt den Westen

Südafrika führt derzeit eine Militärübungen mit Russland und China durch. Mit dabei ist eine russische Fregatte, die Zirkon-Hyperschallraketen an Bord hat. Dafür hagelt es heftige Kritik von der Opposition und westlichen Verbündeten.
22.02.2023 09:50
Aktualisiert: 22.02.2023 09:50
Lesezeit: 3 min
Südafrikas Marine-Manöver mit Russland und China beunruhigt den Westen
Menschen auf einer Yacht protestieren im Hafen von Kapstadt gegen die russische Fregatte „Admiral Gorschkow“, die in einem Militär-Manöver mit Südafrika und China teilnimmt. (Foto: dpa) Foto: Nardus Engelbrecht

Südafrikas gemeinsame zweiwöchige Militärübungen (vom 17. bis 27. Februar) mit der russischen und chinesischen Marine, die mit dem einjährigen Jahrestag des Beginns des Ukraine-Kriegs am 24. Februar zusammenfallen, sind auf breite Verurteilung und Alarm gestoßen.

Die Fregatte „Admiral Gorschkow“ der russischen Marine, die an dem Manöver teilnimmt, hat die Hyperschallraketen des Typs „Zirkon“ an Bord. Die schiffsgestützten Hyperschall-Seezielflugkörper vom Typ Zirkon fliegen mit neunfacher Schallgeschwindigkeit und haben nach russischen Angaben eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern. Sie bilden zusammen mit dem Avangard-Gleitfahrzeug, das im Jahr 2019 erstmals in Kampfeinsätzen genutzt wurde, das Kernstück des russischen Hyperschallarsenals.

Das Marine-Manöver, das am vergangenen Freitag vor der südöstlichen Hafenstadt Durban in Südafrika startete, hat im Land heftige Kritik hervorgerufen und Befürchtungen geweckt, dass sich das Manöver negativ auf die Beziehungen zu wichtigen westlichen Partnern auswirken wird. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters haben europäische Botschafter und Diplomaten in Südafrika ihre Besorgnis geäußert und die Übung stark verurteilt.

Proteste: Russland ist nicht willkommen

Vor dem Start der Militärübungen gab es Proteste von Südafrikanern, die sich heftig gegen die Übungen aussprachen, Warnungen lokaler politischer Analysten, dass die Durchführung solcher Übungen „eine riskante Strategie“ für die Regierung sei und scharfe Kritik von angesehenen Finanztageszeitungen und Nachrichtengruppen.

„Diese Übungen werden wie ein Blitzableiter sein“, sagte Steven Gruzd, Leiter des Programms für afrikanische Regierungsführung und Diplomatie bei dem südafrikanischen Institut für internationale Angelegenheiten gegenüber Reuters. „Ich bin mir nicht sicher, ob sich Südafrika der möglichen Gegenreaktion wirklich bewusst ist“, fügte er hinzu.

Vor ungefähr zwei Wochen legte die russische Fregatte, auf dessen Flanken die Buchstaben Z und V abgezeichnet sind – Symbole, mit denen Russland für den Krieg in der Ukraine wirbt – in Kapstadt an. Bürgermeisterin Geordin Hill-Lewis schrieb auf Twitter: „Kapstadt wird sich nicht an Russlands schlimmen Krieg in der Ukraine beteiligen.“ Dazu erklärte sie, das russische Schiff in der Stadt nicht willkommen.

Die Schlagzeilen letzte Woche in einem Leitartikel der angesehenen Finanztageszeitung Business Day waren: „Unsere schändliche Freundschaft mit einem Schurkenstaat. Wir segeln in stürmischen Gewässern mit Russland und haben nichts zu gewinnen“. In dem Artikel hieß es: „Es ist schwer, einen strategischen Zweck hinter Kriegsspielen mit internationalen Kriegsverbrechern zu erkennen. Südafrika hat keine nennenswerte Marine, also können wir keine Lehren daraus ziehen."

Der Wochenzeitung Daily Maverick zufolge ist das südafrikanische Militär völlig pleite, und die einst florierende einheimische Rüstungsindustrie ist entweder bankrott oder wurde verkauft, nachdem sie in den letzten Jahren weitgehend in Korruption verwickelt war.

Diplomatische Reaktionen

Letze Woche sagten sechs in Südafrika ansässige Diplomaten – alle aus Nato- oder EU-Ländern – der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber, dass sie die Übungen verurteilten. Einer der Diplomaten, der anonym bleiben wollte, kommentierte: „Das ist nicht richtig, und wir haben ihnen [der südafrikanischen Regierung, Anm. d. Red.] gesagt, dass wir das nicht gutheißen“. Ein europäischer Botschafter fügte hinzu: „Einige Unternehmen haben uns gefragt, ob es noch sicher ist, mit Südafrika Geschäfte zu machen, weil sie mögliche Konsequenzen fürchten“.

Südafrikas Standpunkt

Die südafrikanische Regierung hat bislang eine neutrale Position zum Krieg in der Ukraine eingenommen. Bei einer Abstimmung der Vereinten Nationen zur Verurteilung des Krieges hatte sich Südafrika – das einzige afrikanische Mitglied der G-20 – vergangenes Jahr enthalten. Die Beziehungen Russlands zur regierenden African National Congress (ANC)-Partei existieren schon seit Jahrzehnten, als der ANC von der Sowjetunion im Kampf gegen die Apartheid unterstützt wurde und bevor Nelson Mandela im Jahr 1994 zum Präsidenten des Landes gewählt wurde.

Laut Reuters hat die Regierung die Kritik an der aktuellen Militärübung zurückgewiesen und erklärt, es habe schon ähnliche Übungen mit anderen internationalen Partnern gehalten, darunter auch eine mit Frankreich Ende letzten Jahres.

Details des Manövers

Nach Angaben der Daily Maverick Zeitung nehmen von der südafrikanischer Seite drei Schiffe an den Militärübungen teil. Von russischer Seite wird die Fregatte „Admiral Gorschkow“ die „unaufhaltsame“ russische Rakete Zircon vorführen und ein zweites russisches Schiff wird auch an dem Manöver teilnehmen.

Außerdem werden drei chinesische Schiffe teilnehmen, der Zerstörer Huainan, die Lenkwaffenfregatte Rizhao und das Versorgungsschiff Kekexilihu. Die erste Marineübung der drei Staaten fand im November 2019 vor Kapstadt statt. In den aktuellen Militärübungen werden Südafrika, Russland und China in den Gewässern zwischen der Stadt Durban und Richards Bay in einer Entfernung von 161 Kilometer üben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...