Finanzen

Bankrun bei Silicon Valley Bank löst weltweiten Aktien-Kursrutsch aus

Ein Bankrun bei einer amerikanische Bank bringt die Aktienkurse von Geldhäusern weltweit unter Druck.
10.03.2023 10:00
Aktualisiert: 10.03.2023 10:47
Lesezeit: 2 min

Nach dem drastischen Kurssturz versucht die US-Bank SVB Financial Group ihre Kunden auf dem Wagniskapitalmarkt zu beruhigen. Die Aktien der auf die Finanzierung von Startups spezialisierten SVB hatten am Donnerstag an der Wall Street mit einem Minus von gut 60 Prozent einen Rekord-Tagesverlust erzielt und damit Börsenwerte von rund 80 Milliarden Dollar ausgelöscht.

SVB-Chef Gregory Becker habe die Kunden der Silicon Valley Bank angerufen und versichert, dass ihr Geld bei dem Institut geschützt sei, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Einige Startups empfiehlen bereits ihren Geldgebern, Kapital von dem Institut vorsichtshalber abzuziehen. Dazu gehört auch der Founders Fund von US-Tech-Investor Peter Thiel, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Die SVB war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Die SVB-Gruppe, zu der die Silicon Valley Bank gehört, wollte ihre Bilanzen mit einer Aktienplatzierung von 1,75 Milliarden Dollar stärken. Das Finanzinstitut musste Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios hinnehmen, hieß es im Investorenprospekt. Mit der Platzierung der Aktien wollte die Finanzgruppe die Verluste kompensieren. Investoren blieben jedoch besorgt: Die Bank zählt Tech-Unternehmen zu ihren wichtigsten Kunden, die seit dem vergangenen Jahr mit einer stets verschlechternden finanziellen Lage kämpfen, auch weil durch die Anhebung der Zinsen der US-Notenbank Fed die Aufnahme von Krediten teurer wird.

Die Probleme bei der SVB-Gruppe belastete den gesamten Bankensektor. Nachdem bereits in Asien die Börsen im Sog der SVB-Aktien unter Druck geraten waren, ging der Ausverkauf am Freitag bei den europäischen Finanzwerten weiter. Der Bankenindex rutschte um gut vier Prozent ab. Im Dax verlor die Deutsche Bank zehn Prozent, die Commerzbank vier Prozent. In Paris gaben Societe Generale fünf Prozent nach, BNP Paribas um 4,5 Prozent. Barclays fielen in London um knapp fünf Prozent, Santander in Madrid ebenfalls.

Auch bei der SVB setzte sich der Abwärtstrend am Freitag in Frankfurt fort. Die Papiere verloren zweitweise 19 Prozent. Dabei wechselten innerhalb der ersten Handelsstunde bereits 31 Mal so viele SVB-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Thomas Altmann von QC Partners verwies gegenüber der Nachrichtenagentur dpa auf Sorgen über Ansteckungsgefahren. „Noch scheint die Silicon Valley Bank ein Einzelfall zu sein. Aber wie groß die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, das haben frühere Krisen gezeigt“, sagte er.

Die Schweizer Börse ist am Freitag auf den höchsten Tagesverlust seit fast drei Monaten zugesteuert. Auslöser waren auch hier Sorgen um das US-Bankensystem. Die Anleger befürchten, dass auch in den Büchern von anderen Banken unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio schlummern könnten. Der SMI verlor bis kurz vor Handelsschluss 1,8 Prozent auf 10.758 Punkte. Der als "Angstbarometer" geltende Volatilitätsindex kletterte um 18 Prozent.

Sämtliche Standardwerte mussten Federn lassen. Vor allem Finanzwerte warfen die Anleger aus den Depots. Die Private-Equity-Gesellschaft Partners Group büßte fast sechs Prozent ein. Die Großbank Credit Suisse sank 4,8 Prozent, nachdem die Titel vorübergehend ein neues Rekordtief markiert hatten. Fast gleich viel verlor die UBS an Wert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....