Wirtschaft

Inflation in Argentinien übersteigt 100 Prozent

Die Inflationsrate in Argentinien hat die Marke von 100 Prozent überschritten. Der überraschend starke Anstieg ist getrieben durch die Lebensmittelpreise.
Autor
14.03.2023 21:56
Aktualisiert: 14.03.2023 21:56
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die argentinische Inflation hat im Februar die Marke von 100 Prozent überschritten und ist damit eine der höchsten Inflationsraten der Welt. Die Verbraucherpreise stiegen binnen Jahresfrist um 102,5 Prozent - so stark wie seit Ende 1991 nicht mehr. Die Preise lagen im Februar um 6,6 Prozent höher als noch im Januar, so die am Dienstag veröffentlichten Regierungsdaten. In einer Bloomberg-Umfrage hatte kein einziger Analyst einen derart starken Anstieg der Verbraucherpreise erwartet.

Die Lebensmittelpreise, die größte Kategorie im argentinischen Inflationsindex, stiegen im Vergleich zum Vormonat sogar um fast 10 Prozent und trugen damit entscheidend zum Anstieg der Gesamtpreise bei. Insbesondere die Preise für Rindfleisch, ein Grundnahrungsmittel und der Nationalstolz der Argentinier, stiegen den Daten zufolge im Februar im Großraum Buenos Aires um bis zu 35 Prozent.

Die Inflation steht auch im Mittelpunkt der diesjährigen Präsidentschaftswahlen. Umfragen zeigen, dass die Inflation für die Wähler wichtiger ist als alle positiven Auswirkungen des jüngsten Wirtschaftswachstums oder die geringere Arbeitslosigkeit in den letzten zwei Jahren. Vor diesem Hintergrund tun sich Präsident Alberto Fernandez und seine gespaltene Koalition schwer damit, eine klare Strategie oder einen gemeinsamen Kandidaten zu finden.

Aber auch die Koalition des ehemaligen Präsidenten Mauricio Macri, unter dessen Regierung sich die Inflationsrate von 2015 bis 2019 auf 57 Prozent mehr als verdoppelt hatte, hat sich noch nicht auf einen einzigen Kandidaten festgelegt. Der Außenseiter-Kandidat Javier Milei gewinnt unter anderem durch seinen Vorschlag, den Peso durch den US-Dollar als Landeswährung zu ersetzen, an Dynamik.

Die Inflation in Argentinien, wo fast 40 Prozent der Bevölkerung in Armut leben, macht die Lohnzuwächse mehr als zunichte. Weder der unternehmensfreundliche Ansatz der Vorgängerregierung von Ex-Präsident Mauricio Macri noch die Währungskontrollen und Preisstopps, die unter dem aktuellen Präsidenten Alberto Fernandez eingeführt worden sind, haben es geschafft, die Verbraucherpreise unter Kontrolle zu bringen.

In Verbindung mit einer sich rasch verschlimmernden Dürre wird die zunehmende Inflation Argentinien voraussichtlich noch tiefer in die Rezession stürzen. "Die Dürre hat bereits drei Punkte des geschätzten argentinischen Bruttoinlandsprodukts gekostet", so die Getreidebörse von Rosario (BCR) in einem Bericht vom letzten Freitag. Die Regierung hatte in ihrem Haushalt für 2023 noch ein Wachstum von 2 Prozent prognostiziert.

Die ausgedörrten Anbauflächen hätten zu Verlusten von mehr als 50 Millionen Tonnen geführt, sagte Julio Calzada, Leiter der Wirtschaftsforschung an der Börse von Rosario, letzte Woche gegenüber Reuters. Er bezeichnete die Wetterbedingungen als "beispiellos". Argentinien ist einer der größten Getreideproduzenten und -exporteure der Welt, insbesondere bei den Grundnahrungsmitteln wie Sojabohnen, Mais und Weizen.

Die BCR schätzt, dass die extreme Trockenheit das Bruttoinlandsprodukt 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Milliarden Dollar schmälern wird. Sie erwartet zudem, dass die Dürre die Staatskasse stark belastet, da die Steuern auf Getreideexporte in der Erntesaison 2022/2023 um mehr als 2,3 Milliarden Dollar sinken werden. Das südamerikanische Landes leidet auch unter geringen Devisenreserven und massiven Schulden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump-Zölle: USA drohen China und Indien mit Strafabgaben wegen russischem Öl
10.09.2025

Trump verschärft den Druck: Wer russisches Öl kauft, soll zahlen. Mit drastischen Strafzöllen auf China und Indien will er Putins...

DWN
Politik
Politik AfD-Verbot: CSU im Bundestag will nicht über AfD-Verbotsantrag sprechen
10.09.2025

AfD-Chef Tino Chrupalla sieht seine Partei unaufhaltsam auf dem Weg zur Regierungsübernahme. Grüne, SPD und Linke wollen jetzt...

DWN
Politik
Politik Energiewende: Tennet warnt vor instabilen Stromnetz in Deutschland
10.09.2025

Das deutsche Stromnetz wird international als eines der sichersten angesehen. Jetzt zeichnet sich laut dem Übertragungsnetzbetreiber...

DWN
Panorama
Panorama Auswandern: Wohin es deutsche Auswanderer zieht
10.09.2025

Immer mehr Deutsche wandern aus: Bei der Wahl ihres neuen Lebensmittelpunktes setzen viele Deutsche auf räumliche Nähe. Für das...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie unter Druck: Stellenabbau und Anpassung des Ausblicks
10.09.2025

Novo Nordisk baut Stellen ab, senkt seine Prognose und will dennoch den Fokus auf Wachstum legen. Der Pharmariese steht unter Druck von...

DWN
Panorama
Panorama OECD-Studie: Deutschland als Studienziel beliebt, Bildungsunterschiede bleiben
10.09.2025

Deutschland gewinnt zunehmend Studierende aus dem Ausland, insbesondere in MINT-Fächern. Gleichzeitig zeigt eine aktuelle OECD-Studie,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue Studie: KI nimmt jungen Menschen die Jobs weg
10.09.2025

Künstliche Intelligenz entzieht der jungen Generation die Perspektive: Während Ältere profitieren, verlieren Berufseinsteiger massenhaft...

DWN
Politik
Politik Waffen statt Zukunft: UN warnt vor globalem Rüstungsboom
09.09.2025

Die weltweiten Militärausgaben erreichen neue Rekordhöhen – und das auf Kosten von Frieden, Bildung und Klimaschutz. Ein aktueller...