Politik

Lagebericht Ukraine: Selenskij deutet erstmals indirekt Rückzug aus Bachmut an

Lesen Sie alle relevanten Meldungen des Tages zum Krieg Russlands gegen die Ukraine.
17.03.2023 11:00
Aktualisiert: 24.03.2023 09:00
Lesezeit: 2 min
Lagebericht Ukraine: Selenskij deutet erstmals indirekt Rückzug aus Bachmut an
Der Kampf um Bachmut wird nach wie vor erbittert geführt. (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Angesichts wieder verstärkter russischer Angriffe auf Bachmut wird die Lage der ukrainischen Streitkräfte dort immer prekärer. Die ukrainischen Truppen befinden sich im Kampf um die Stadt im Donbass nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenskij in einer schwierigen Lage. „Für mich ist das Wichtigste, dass wir unsere Soldaten nicht verlieren, und natürlich werden die Generäle vor Ort die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sich die Lage weiter zuspitzt und die Gefahr besteht, dass wir unsere Leute verlieren, weil sie eingekesselt werden“, sagte Selenskij und spielte damit erstmals vage auf einen möglichen Rückzug an.

Nach Angaben des ukrainischen Militärs vom Donnerstagmorgen verstärken die russischen Streitkräfte ihre Angriffe mit der Absicht, die Stadt in der Ostukraine vollständig einzunehmen. Bachmut sei zusammen mit den südwestlich gelegenen Ortschaften Awdijiwka und Marjinka derzeit „das Epizentrum der Feindseligkeiten“, teilte das ukrainische Militär mit.

Prigoschin stellt Ansprüche

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärte allerdings, Bachmut sei noch teilweise in der Hand ukrainischer Truppen. „Es muss klar gesagt werden, dass der Feind noch nicht gegangen ist“, schrieb er auf Telegram.

Prigoschin hat wiederholt die russische Militärführung kritisiert. In seinem Beitrag vom Donnerstag machte er in diesem Zusammenhang drei Punkte deutlich. Die russischen Truppen müssten ihre Stellungen besser halten, schrieb er mit Ausrufezeichen. Zudem müsse die Kommandostruktur gut organisiert sein. So habe er General Sergej Surowikin lange nicht mehr gesehen.

Surowikin hatte über mehrere Monate das Kommando über die Ukraine geführt, bevor Generalstabschef Waleri Gerasimow ihm direkt übergeordnet wurde. Als dritten Punkt bekräftigte Prigoschin, der Nachschub mit Munition müsse gesichert sein. Bereits zuvor hatte er die Militärführung diesbezüglich kritisiert.

Showdown in Bachmut

Die ukrainische Regierung hat bislang betont, an Bachmut festhalten zu wollen. „Bachmut hat die wichtige Aufgabe, Russland so viele Verluste wie möglich zuzufügen und vor allem einen Gegenangriff vorzubereiten“, der Ende April erwartet werde, erklärte der Militäranalyst Pavel Naroschny im ukrainischen NV Radio.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu dagegen hat seinerseits mehrfach betont, Bachmut müsse erobert werden, um weiter nach Westen vordringen zu können. Bachmut ist eine der letzten Regionen in der Provinz Donezk, die noch nicht in russischer Hand sind.

Die Schlacht dort ist eine der heftigsten des russischen Angriffskriegs. Für die ukrainischen Streitkräfte ist es nach Ansicht des Militärexperten Wladyslaw Selesnijow überlebenswichtig, den Westen der Stadt zu halten, um über diese Route den Nachschub zu sichern und notfalls abziehen zu können. Andernfalls drohe ihnen eine Einkesselung. Solange die Stadt ansatzweise gehalten werde, würden russische Truppen dort gebunden. Dort sind vor allem auch Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner aktiv.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...