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PCK Raffinerie: Wie Polen Schwedt die kalte Schulter zeigt

Lesezeit: 3 min
21.03.2023 09:27  Aktualisiert: 21.03.2023 09:27
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat gerade ein sehr wichtiges Urteil in der Frage der Treuhandverwaltung der PCK Raffinierie gefällt. Das dürfte auch den polnischen Konzern PKN Orlen interessieren, der als Investor in Schwedt in Frage kommt.

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Eigentlich hatte es am Dienstag für die Deutschland-Geschäfte des polnischen Energie-Riesen PKN Orlen so ausgesehen, als habe das Unternehmen dort einen wichtigen Meilenstein erreicht: Denn das Bundeverwaltungsgericht in Leipzig hat mit seiner Bestätigung der Treuhandverwaltung beim strategisch wichtigen Werk PCK Schwedt betont, dass Deutschland die Russen als Aktionär aus der Fabrik herausdrängen kann.

Und genau das war eine wichtige Voraussetzung für das polnischen Unternehmen gewesen, sich dort zu engagieren, wie Konzernchef Daniel Obajtek immer wieder betont hat. Obajtek ist Mitglied der polnischen Regierungspartei PiS. Doch dann reagierte das Unternehmen auf zahlreiche Anfragen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) überhaupt nicht. Ebenso wenig versorgte der Energie-Riese die polnischen Kolleginnen und Kollegen mit Informationen, so dass der mögliche Einstieg beim deutschen Nachbarn im Prinzip kein Thema war.

Und das war umso erstaunlicher, weil das Werk nicht nur strategisch wichtig an der deutsch-polnischen Grenze liegt, sondern auch die Hauptstadt Berlin und ganz Brandenburg mit Treibstoff versorgt. Ohne den Sprit aus der Fabrik fahren die Mitglieder der Bundesregierung in Berlin nicht zur Arbeit. Allein aus diesem prestigeträchtigen Grund müsste den Polen schon an einem raschem Engagement in Schwedt gelegen sein.

Polen ignoriert auch deutschen Einfuhrstopp aus Russland

Trotzdem wirkte es so, als ob die polnischen Verantwortlichen sich in dieser Frage um eine Bewertung herumdrücken. Regierungschef Mateusz Morawiecki persönlich sagte dann zwar noch einen Tag danach in einem Podcast, dass PKN Orlen nach seiner Fusion mit anderen einheimischen Energieunternehmen sogar in Saudi-Arabien als Partner in Betracht gezogen werde. Über Deutschland, das direkt hinter der polnischen Grenze liegt, äußerte sich Morawiecki aber nicht.

Das ist umso seltsamer, weil Deutschland nicht nur eine juristische Bestätigung für seine Abkehr von Russland erhalten hat, sondern auch tatsächlich kaum noch Erdöl von dort bezieht: Denn das Land hat im Januar gerade einmal 3.500 Tonnen eingeführt. Im gleichen Monat des Vorjahres hatte die Einfuhrmenge noch bei 2,8 Millionen Tonnen gelegen, wie das Statistische Bundesamt erklärte. Die Erdölimporte aus Russland kamen damit praktisch zum Erliegen, rein rechnerisch gingen sie um 99,9 Prozent zurück.

Die Ignoranz fällt auch deswegen so stark auf, weil PKN Orlen gerade Ende Februar seine neue Strategie bis 2030 verkündet hat. Und dort spielt das Raffinerie-Geschäft nach wie vor eine wichtige Bedeutung. So soll in den kommenden sieben Jahren der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 400 Milliarden Złoty vergrößert werden. 90 Milliarden Złoty davon – also fast ein Viertel – soll den Plänen zufolge nach wie vor aus dem Raffineriegeschäft stammen.

Deutschland hofft auf polnisches Engagement in Schwedt

Das bedeutet, dass auch in naher Zukunft noch ein Werk wie Schwedt für die Polen geschäftlich interessant bleibt, auch wenn das Unternehmen wie alle anderen Konzerne auch den Fokus verstärkt auf regenerative Energien legt. Derzeit betreibt PKN Orlen sieben Raffinerien in Polen, Tschechien sowie in Litauen und ist mit seinen rund 280 Milliarden Zloty (etwa 60 Milliarden Euro) Umsatz pro Jahr in der Region der stärkste Akteur.

Und dazu gehört natürlich auch Brandenburg. Somit würde Schwedt ganz hervorragend ins Portfolio des Unternehmens passen. Interessant: Trotzdem ist in dem neuen Strategie-Papier von der brandenburgischen Raffinerie mit keinem Wort die Rede.

Die Deutschen stellen sich die Unterstützung dabei so vor: „Derzeit realisieren wir 60 Prozent unserer Lieferungen über Rostock“, sagte der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach. „Wenn die polnische Seite uns so unterstützt, wie es aus unserer Sicht notwendig wäre, dann bekämen wir 200.000 bis 240.000 Tonnen pro Monat zusätzlich. Aus Kasachstan erhalten wir noch einmal 100.000 bis 120.000 Tonnen, wodurch die Importe uns rund 96 Prozent unserer Auslastung ermöglichen würden“, so das brandenburgische Regierungsmitglied. Zur Einordnung: PCK verarbeitet grundsätzlich pro Jahr 12 Millionen Tonnen.

Polen müssen erst eigene Versorgungslücke schließen

Das Problem: Polen ist gerade selber dabei, seine Öllieferungen zu diversifizieren und muss sich damit erst einmal selbst versorgen. Im Dezember des vergangenen Jahres erklärte Konzernchef Daniel Obajtek, dass aktuell 70 Prozent der Einfuhren aus anderen Quellen als aus Russland stammten. Im Januar erteilte er Informationen, dass nun gar kein Rohstoff mehr aus diesem Land fließe. Damit ist eine spürbare Versorgungslücke entstanden, auch wenn Polen sich in der Zwischenzeit sehr bemüht hat, andere Lieferpartner zu finden – beispielsweise Saudi-Arabien, das der einheimischen Presse zufolge eine sehr wichtige Rolle einnimmt.

Die Politiker aus dem Regierungslager werden zwar nicht müde, zu betonen, dass die Energiesicherheit des Landes gesichert sei. Doch fehlen hier nachhaltige Statistiken, so dass es danach aussieht, die Polen müssten selbst erst einmal ihre Probleme lösen, bevor sie sich um Zulieferungen an andere Länder kümmern können. Dass Deutschland als ungeliebter Nachbar dabei nicht den ersten Rang auf ihrer politischen Prioritätenliste einnimmt, ist auch klar. Folglich dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich die Polen zu dem Thema äußern.

Allerdings könnte es spätestens im Herbst nach den Parlamentswahlen eine grundlegende Änderung geben, sollte die Regierungspartei PiS von der liberalen Opposition abgelöst werden. Denn PKN Orlen ist ein staatlich dominiertes Unternehmen, das traditionell von den Gefolgsleuten der jeweiligen Regierung besetzt wird. Doch ist es bis dahin noch lange hin, so dass Deutschland sich weiterhin mit den derzeitigen Entscheidungsträgern in Polen abfinden muss.

 


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