Finanzen

Russland: Sberbank überweist Rekord-Dividende an den Staat

Die russische Sberbank will eine Dividende in Rekordhöhe ausschütten. Allein der russische Staat soll umgerechnet rund 3,6 Milliarden Dollar erhalten.
Autor
18.03.2023 11:51
Aktualisiert: 18.03.2023 11:51
Lesezeit: 2 min

Die russische Sberbank will in diesem Frühjahr eine Dividende in Rekordhöhe ausschütten. Allein die russische Staatskasse soll auf diesem Wege umgerechnet rund 3,6 Milliarden Dollar erhalten.

Die von der Sberbank geplante Dividende entspricht etwa 200 Prozent ihres Nettogewinns von 270,5 Milliarden Rubel. In den Vorjahren hatte die Bank nur 40 bis 56 Prozent ihres Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet, wie die Financial Times berichtet. Die ungewöhnliche Tatsache, dass die Bank etwa doppelt so viel an ihre Aktionäre auszahlen will, wie sie Gewinne gemacht hat, ist auf ihre ungewöhnlich niedrige Dividende vom letzten Jahr zurückzuführen.

Die ungewöhnlich hohe Dividenden-Ausschüttung der Sberbank wurde durch ihren Rekord-Nettogewinn im Jahr 2021 ermöglicht, den sie auf Empfehlung der russischen Zentralbank im vergangenen Frühjahr nicht als Dividende ausschüttete. Denn damals bemühten sich die russischen Behörden, die finanzielle Stabilität des Landes nach den westlichen Sanktionen aufrechtzuerhalten.

Im Vergleich zu 2021 sind die Ergebnisse der Sberbank 2022 wieder um etwa 80 Prozent zurückgegangen. "Aber die Bank hat von ihrem Recht Gebrauch gemacht, Dividenden aus ihren einbehaltenen Gewinnen zu zahlen", sagte Timur Nigmatullin, Analyst bei der russischen Investmentgesellschaft Finam. "Wenn man das Geld hat, warum sollte man es nicht ausschütten?", fügte er hinzu und verwies auf die hohe Kapitalausstattung der Bank.

Die Sberbank ist dieses Jahr in der Lage, eine große Ausschüttung vorzunehmen, dank der "Beständigkeit des Geschäfts", sagte der Vorstandsvorsitzende Herman Oskarowitsch Gref in einer Erklärung. Der frühere Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Handel fügte hinzu: "Unsere Dividenden sind nicht nur ein zusätzliches finanzielles Einkommen für jeden privaten Aktionär, von denen wir 1,5 Millionen haben, sondern auch ein bedeutender Beitrag zum Staatshaushalt."

Die Dividenden-Auszahlung an den Staat "ist eine beträchtliche Summe, die in diesem Jahr ein zusätzliches Prozent der erwarteten Haushaltseinnahmen ausmachen wird", zitiert die Financial Times Sofya Donets, Chefvolkswirtin bei Renaissance Capital. Die Auszahlung nähere sich den 300 Milliarden Rubel, welche die russische Regierung mit einer 5-prozentigen Sondersteuer auf die "exzessiven Gewinne" der großen Unternehmen einzunehmen hoffte.

Die Sberbank hält etwa die Hälfte der russischen Privatkundeneinlagen, und etwa jeder dritte Privatkunde tätigt seine Bankgeschäfte bei der Sberbank. Der Quasi-Monopolstatus der Bank hat ebenfalls dazu beigetragen, dass sie robust ist. Der Nettogewinn der Sberbank war 2022 höher als der des gesamten Bankensektors, der insgesamt nur 200 Milliarden Rupien erwirtschaftete, weil andere Kreditinstitute teils große Verluste verzeichneten.

Als Reaktion auf die Dividendenankündigung stiegen die Aktien der Sberbank an der russischen Hauptbörse MOEX um 10 Prozent, handelt aber weiterhin rund 40 Prozent unter ihrem Vorkriegsniveau. Dies steht im Gegensatz zu den Banken in Europa und den USA, die sich seit der letzten Woche im Griff einer akuten Bankenkrise befinden und massive Kursverluste verzeichnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mindestlohnerhöhung 2026: Praxisleitfaden mit Checkliste und Rechenbeispielen für Betriebe
02.12.2025

Die Mindestlohnerhöhung ab 2026 bringt spürbare Veränderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wie stark Betriebe tatsächlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Schufa öffnet Blackbox: Neuer Score ab Ende März einsehbar
02.12.2025

Ab Ende März 2026 können Verbraucher den neuen Schufa-Score kostenfrei einsehen. Die Berechnung orientiert sich an zwölf...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie steigt: Supreme Court prüft Glyphosat-Urteil
02.12.2025

Die Bayer-Aktie klettert auf ein neues Jahreshoch, beflügelt durch die Unterstützung des US-Generalstaatsanwalts. Analysten sehen Chancen...