Politik

Schottlands neuer Regierungschef betont Ziel der Unabhängigkeit

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, macht sich für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark.
27.03.2023 17:00
Aktualisiert: 27.03.2023 17:31
Lesezeit: 2 min

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, hat sich unmittelbar nach seiner faktischen Nominierung für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark gemacht. "Das schottische Volk braucht die Unabhängigkeit jetzt mehr als jemals zuvor", sagte der 37-Jährige am Montag nach seiner Wahl zum Chef der Schottischen Nationalpartei (SNP). "Wir werden die Generation sein, die sie umsetzt." Schottland gehöre in die Europäische Union.

In dem sechs Wochen langen, hart geführten Wahlkampf um den SNP-Vorsitz stand zudem der Streit über Sozialreformen wie etwa die Rechte von Transgender-Bürgern im Vordergrund. Yousaf soll am Dienstag vom Parlament in Edinburgh zum First Minister gewählt und am Mittwoch seinen Eid ablegen.

Yousaf wird Nachfolger von Nicola Sturgeon, die Mitte Februar nach acht Jahren im Amt zurückgetreten war. Er hat im Wahlkampf auf seinen eigenen Werdegang als Beispiel für ein inklusives, multikulturelles Schottland verwiesen, das der SNP vorschwebe. Der in Glasgow geborene Sohn einer Mutter aus Kenia und eines Vaters aus Pakistan ist praktizierender Muslim. Er legte 2016 seinen Eid auf die schottische Verfassung auf Urdu ab, während er einen Kilt trug.

Im Wahlkampf schien er seinen Glauben leichter mit der Politik der SNP in Einklang zu bringen als seine wichtigste Konkurrentin Kate Forbes, die der Free Church of Scotland angehört: Während er die Ehe für Homosexuelle unterstützte, sprach sie sich dagegen aus und erntete Kritik dafür.

Mit Yousafs Ernennung zum First Minister geht nach dem Amtsamtritt des britischen Premierministers Rishi Sunak - ein Hindu - ein zweiter hochrangiger Posten auf der Insel an ein Mitglied einer religiösen Minderheit. Die beiden Männer dürften politisch in den kommenden Monaten bei gleich mehreren Punkten aneinandergeraten: Die Regierung in London lehnt ein neues Unabhängigkeitsreferendum kategorisch ab und hat ihr Veto eingelegt gegen ein schottisches Gesetz, wonach Bürger leichter ihr offiziell eingetragenes Geschlecht ändern können sollen.

Am Montag kündigte Yousaf an, gegen das Veto vorzugehen. Der bekennende Republikaner hat sich zudem dafür ausgesprochen, die Monarchie in Schottland abzuschaffen und stattdessen ein gewähltes Staatsoberhaupt einzuführen.

Yousafs dringendste Aufgabe dürfte sein, die Einheit der SNP wiederherzustellen, historisch eigentlich eine der Stärken der Partei. Allerdings hat der Streit um die Nachfolge von Sturgeon Spuren hinterlassen. Uneinigkeit herrscht insbesondere bei der Frage, welcher Weg zu einer Unabhängigkeit führen soll. Yousaf hat sich dafür ausgesprochen, bei den etwa 5,4 Millionen Schotten wieder für die Loslösung zu werben. "Der Schlüssel zur Erlangung der Unabhängigkeit ist diese durchgehende Unterstützung durch die Mehrheit", sagte er. Dann würden auch die von London aufgestellten Hindernisse verschwinden.

Bei der Abstimmung 2014 sprachen sich 55 Prozent der Schotten gegen ein Ende der seit drei Jahrhunderten bestehenden Union mit dem südlichen Nachbarn aus. Nach dem britischen EU-Austritt und während der Coronavirus-Pandemie stieg die Zahl der Befürworter einer Unabhängigkeit Schottlands in Umfragen an, um 2020 einen Rekordwert von 58 Prozent zu erreichen. Einer Umfrage in diesem Monat zufolge fiel sie jedoch seitdem auf 39 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Auto-Förderung: Wie geht es weiter und was plant die neue Bundesregierung?
28.04.2025

Das Ziel bleibt eindeutig – der genaue Weg aber offen. "Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern", steht im...

DWN
Politik
Politik Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister: Steuerzahlerbund kritisiert Selbstbedienung
28.04.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boeing unter Druck: Zölle verschärfen die Krise beim größten US-Exporteur
28.04.2025

Boeing, der größte US-Exporteur, steckt seit Jahren in einer Krise. Neue Zölle und Handelskonflikte verschärfen sie weiter. Die...

DWN
Panorama
Panorama Stromausfall Spanien und Portugal: Nichts geht mehr - schwierige Suche nach der Ursache
28.04.2025

Ein umfassender Stromausfall Spanien hat am Montagmittag die Iberische Halbinsel erschüttert. Weite Teile Spaniens und Portugals auf dem...

DWN
Politik
Politik Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick
28.04.2025

Acht Tage vor der geplanten Kanzlerwahl von Friedrich Merz steht die Aufstellung der Ministerposten der Union fest. Die SPD wird ihre...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor – Kabinettsliste mit Manager für Digitalisierung
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung haben CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Technologie
Technologie Profi für Sicherheitslösungen: Bedrohungen sind alltäglich - so erhöhen Unternehmen die Cybersicherheit
28.04.2025

Cybersicherheitsabteilungen in Unternehmen ähneln zunehmend Notaufnahmen – jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Bedrohungen...