Deutschland

Riesiger Anteil der deutschen Einkommen fließt in die Miete

Die Deutschen arbeiten zum großen Teil, um ihre Miete zahlen zu können. Vor allem die Haushalte, die gerade erst eingezogen sind, haben einen hohen Mietkostenanteil.
31.03.2023 10:52
Aktualisiert: 31.03.2023 10:52
Lesezeit: 1 min

Die deutschen Mieter geben mehr als ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen aus. 2022 haben die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufgebracht, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Für die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später angemietet haben, lag die Belastung mit 29,5 Prozent besonders hoch. Zum Vergleich: Bei den rund 2,7 Millionen, die ihren Vertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben, waren es 26,8 Prozent.

"Die Mietbelastung insbesondere von Haushalten mit geringen Einkommen und in den Großstädten ist dramatisch", kommentierte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, die Entwicklung. "Es ist ein Alarmzeichen, dass der Anteil der Einkommen, der für Wohnkosten aufgewendet werden muss, in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen ist." Bei Geringverdienern liege die Mietbelastung sogar im Schnitt bei über 40 Prozent der Einkommen.

Rund 1,5 Millionen Mieterhaushalte weisen sogar eine Mietbelastung von 50 Prozent oder mehr auf. Etwa 1,6 Millionen wendeten für die Bruttokaltmiete zwischen 40 und 50 Prozent ihres Einkommens auf. Insgesamt hatten somit 16 Prozent der Mieter eine Belastung von mehr als 40 Prozent. Besonders Einpersonenhaushalte müssen ein Großteil ihres Geldes für das Wohnen berappen. In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern ist es für Mieter besonders teuer: Hier mussten 28,9 Prozent für die Bruttokaltmiete hingeblättert werden. In Kleinstädten beziehungsweise Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern sind es 25,9 Prozent.

"Das Problem des Wohnungsmangels dürfte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen", warnte IMK-Forscher Dullien. "Durch gestiegene Baupreise und gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank befindet sich der Wohnungsbau derzeit im freien Fall." Zugleich leben in Deutschland vor allem durch die Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen fast eine Million Menschen mehr, als man es vor Corona für 2023 erwartet habe. Viele dieser Menschen dürften hier bleiben. "Da schon vor Corona Wohnraum knapp war, verschärft dies den Wohnungsmangel", sagte Dullien. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...