Politik

Pentagon-Leak: Ungarn zählt USA zu seinen drei größten Gegnern

In den jüngst geleakten Pentagon-Dokumenten nennt der Ministerpräsident von Ungarn, Viktor Orban, die USA als einen der drei Hauptgegner seiner Fidesz-Partei. 
Autor
12.04.2023 17:37
Aktualisiert: 12.04.2023 17:37
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Pentagon-Leak: Ungarn zählt USA zu seinen drei größten Gegnern
Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, betrachtet die USA offenbar als einen seiner größten Gegner. (Foto: dpa) Foto: Denes Erdos

Eine größeren Menge an Dokumenten, bei denen es sich offenbar um durchgesickerte CIA-Papiere handelt, enthüllt zahlreiche Details über die Einschätzung der USA im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine. Die Dokumente decken zum Beispiel auf, wie viele Informationen die US-Geheimdienste von den eigenen Verbündeten der USA abgefangen haben. Und sie enthalten auch eine Einschätzung über Ungarn, wie das Wall Street Journal berichtet.

In dem CIA-Bericht vom 2. März dieses Jahres heißt es, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban die USA bei einem Treffen zur politischen Strategie am 22. Februar als Hauptgegner bezeichnet habe und dass dies "eine Eskalation der antiamerikanischen Rhetorik" darstelle. In der Notiz wurde die US-Botschaft als Quelle für die Information angegeben, was auf eine mögliche Überwachung des Treffens der Regierungspartei durch die USA hindeutet.

Auch das Wall Street Journal kann die Echtheit der durchgesickerten CIA-Dokumente nicht authentifizieren. Doch nach Ansicht der US-Zeitung enthalten die Berichte genügend Details, die ihnen Glaubwürdigkeit verleihen. Beamte des Verteidigungsministeriums haben demnach erklärt, dass einige der Dokumente authentisch sein könnten, dass aber einige andere Dokumente anscheinend verändert worden sind.

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs hat Ungarn wiederholt Skepsis gegenüber den Positionen der westlichen Partner zum Ausdruck gebracht. So beteiligt sich das Land nicht an der allgemeinen Abkehr von russischer Energie und verweigert die Bereitstellung von Militärhilfe für die Ukraine. Die Einordnung der USA als einer der "Hauptgegner" zeigt nun aber, wie stark die seit langem bestehenden Probleme zwischen Ungarn und den USA eskaliert sind.

Ungarns Außenminister Péter Szijjártó erklärte am Dienstag in Moskau, er habe mit Russland ein neues Energieabkommen geschlossen, das Budapest mehr Spielraum für den Import russischer Gasmengen einräumt als in einem im vergangenen Jahr unterzeichneten langfristigen Vertrag vereinbart. Ungarn hat ebenfalls die Bemühungen des Westens kritisiert, es als Teil einer gemeinsamen Front gegen China zu rekrutieren, das Budapest seit Jahren aggressiv umwirbt.

Anfang dieses Jahres besuchte Chinas Spitzendiplomat Wang Yi den ungarischen Premierminister Orban in Ungarn, während die USA über die wachsenden chinesischen Investitionen in dem Land verärgert sind. Budapest war das erste Land in der Europäischen Union, das mit Peking ein so genanntes Seidenstraßen-Memorandum unterzeichnete. Es finanziert eine von China gebaute Eisenbahnlinie, die Ungarn mit Serbien verbindet.

In Ungarn steht das größte Lieferzentrum von Huawei außerhalb Chinas, trotz des Drucks der USA, das Unternehmen zu verbieten. Nach dem Rauswurf der Budapester Central European University, einer von dem Milliardär George Soros gegründeten und in den USA akkreditierten Hochschule, erklärte sich Orban bereit, die Fudan-Universität in Shanghai aufzunehmen, deren ungarischer Campus die erste chinesische Universität in der EU wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Finnland plant Kürzung von Leistungen für Migranten ohne Sprachkenntnisse
07.10.2025

Finnland macht Ernst: Wer die Sprache nicht lernt, bekommt weniger Geld. Während Helsinki Sozialleistungen kürzt, debattiert Deutschland...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mercedes kämpft mit Absatzrückgang – Luxusstrategie soll Schwäche in China ausgleichen
07.10.2025

Der Autobauer Mercedes-Benz verzeichnet im dritten Quartal einen deutlichen Absatzrückgang. Besonders die schwache Nachfrage in China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmen als Treiber neuer Entwicklungspolitik – auch im Eigeninteresse
07.10.2025

Der Globale Süden gewinnt zunehmend an Bedeutung – nicht nur als Rohstofflieferant, sondern auch als wachsender Absatzmarkt. Vor diesem...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rohstoffe, Gold und KI treiben Kurse weiter nach oben
07.10.2025

Der September an den US-Börsen verlief überraschend stark. Trotz zahlreicher Gründe, die Zweifel an der Nachhaltigkeit des...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs explodiert: Warum er jetzt Rekordhöhen erreicht
07.10.2025

Der Bitcoin-Kurs hat in über Nacht einen neuen Höchststand erreicht. Mit einem Wert von 125.689 US-Dollar übertraf die größte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie kämpft mit Auftragsflaute – dennoch Zeichen der Erholung
07.10.2025

Die deutschen Industrieunternehmen verzeichneten im August unerwartet rückläufige Auftragseingänge und spüren zunehmend die Folgen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Verteidigungs-Aktien 2026: Kriegstreiberei oder Milliardenchance für Investoren?
07.10.2025

Verteidigungs-Aktien 2026 gelten längst nicht mehr als Tabu. Während Drohnenangriffe und NATO-Alarmstarts den Kontinent erschüttern,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zolloffensive: Gefahr für das globale Handelssystem
07.10.2025

Mit seiner aggressiven Zollpolitik stellt US-Präsident Donald Trump die Grundlagen des internationalen Handels infrage. Unter dem Motto...