Politik

Analysten: Wagner-Söldner verfolgen strategische Ziele im Sudan

Lesezeit: 2 min
20.04.2023 12:00
Im Sudan kämpfen Armee und Paramilitärs seit Tagen um die Macht. Auch die russische Wagner-Gruppe hat in dem Land Interessen, sagen westliche Analysten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In dem blutigen Machtkampf im Sudan hat nach Angaben von Beobachtern auch das umstrittene russische Militärunternehmen Wagner strategische Ziele. „Momentan wartet Wagner - und damit de facto Russland - ab, welche Partei die Oberhand gewinnt“, sagte Ben Hunter, Ostafrika-Analyst der britischen Sicherheitsberatungsfirma Verisk Maplecroft, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Später werde sich die kremlnahe Söldnergruppe Wagner auf die Seite der Sieger stellen, um dann direkten Einfluss zu nehmen, sagte Hunter.

Seit Samstag kämpfen die von de-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan geleitete Armee gegen die von seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo geführte paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF). Es geht um die Macht in dem öl- und goldreichen Land im Nordosten Afrikas. Wagner sei auf dem Kontinent eine opportunistische Gruppe, der es vor allem um Zugang zu Bodenschätzen gehe, sagte Hunter. Wer im Land an der Macht sei, sei dabei zweitranging.

Wagner sei bereits seit 2017 im Sudan tätig, erklärte eine Expertin des Zentrums für Internationale und Strategische Studien (CSIS) in Washington, Catrina Doxsee, auf Twitter. Damals wurde das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas noch von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir geführt.

Weil Wagner „anpassungsfähig“ sei, habe sich die Gruppe nach der Absetzung Al-Baschirs 2019 mit der militärischen Übergangsregierung verbündet und diese mit militärischem Equipment sowie Training versorgt. Zu dem Zeitpunkt standen die heutigen Konfliktparteien – die Armee und die RSF – noch auf derselben Seite. Als Gegenleistung für die Unterstützung habe Russland nach Angaben des Südafrikanischen Instituts für Internationale Angelegenheiten (SAIIA) Lizenzen zum Goldabbau erhalten.

„Bei dem Machtkampf im Sudan geht es im Wesentlichen um sudanesische Innenpolitik, nicht um Russland oder Wagner“, betonte Doxsee. Sobald sich ein Sieger abzeichnen werde, dürfte Wagner aber diese Seite unterstützen, um seine wirtschaftlichen Interessen zu schützen.

Zusätzlich hat der Sudan im Februar mit Moskau ein Abkommen für einen russischen Marinestützpunkt im Hafen von Port Sudan am Roten Meer unterzeichnet. Eine solche Militärbasis würde Russland auch erstmals eine direkte Import- und Exportroute nach Afrika gewähren.

Bislang ist Wagner hauptsächlich in afrikanischen Binnenländern wie der Zentralafrikanischen Republik oder Mali tätig. Der Sudan mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern sei damit für Russland zu einem wichtigen Puzzleteil in Afrika geworden, sagt Doxsee. Der Schutz der wirtschaftlichen Interessen sei Wagner daher wichtiger als im aktuellen Konflikt eine der Parteien zu unterstützen.

Laut einem Bericht der Globalen Initiative gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität (Globale Initiative) verfolgt die Wagner-Gruppe bereits in mehr als einem Dutzend afrikanischen Ländern wirtschaftliche Ziele, mit Fokus auf Öl, Gas, Gold und Diamanten. Vor allem seit Beginn des Ukraine-Kriegs habe Afrika demnach für Russland an strategischer Bedeutung gewonnen, heißt es.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...