Finanzen

Gold-Rausch der Zentralbanken wird sich 2023 fortsetzen

Notenbanken haben im vergangenen Jahr so viel Gold gekauft wie nie zuvor. Glaubt man Insidern, wird sich der Trend auch dieses Jahr fortsetzen.
25.04.2023 11:15
Aktualisiert: 25.04.2023 11:15
Lesezeit: 2 min

Zentralbanken werden wahrscheinlich auch im laufenden Jahr in großem Umfang Gold kaufen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, welche die Großbank HSBC im Februar und März weltweit unter 83 Notenbanken durchgeführt hatte.

Demnach gaben zwei Drittel der befragten Institute an, dass sie damit rechnen, dass die Mehrheit der Zentralbanken ihre Bestände auch im laufenden Jahr ausbauen wird, berichtet die Financial Times.

Im vergangenen Jahr erwarben Zentralbanken mit Netto-Käufen von 1.136 Tonnen so viel Gold wie nie zuvor, ein Anstieg um 152 Prozent verglichen mit dem Jahr 2021. Seit dem Jahr 2010 stocken die Notenbanken global betrachtet ihre Goldreserven auf, wobei sich die durchschnittlichen jährlichen Nettokäufe in der Regel um die Marke von 500 Tonnen eingependelt hatten. Die zwei Jahrzehnte davor (1990 bis 2010) waren noch durch deutliche Netto-Verkäufe geprägt, welche durchschnittlich 300 Tonnen pro Jahr betragen haben dürften.

Es sind vor allem zwei Faktoren, die den Gold-Boom ausgelöst hatten: zum einen die in vielen Weltgegenden andauernd hohe Inflation und zum anderen die Verhängung von Finanzsanktionen durch die G7-Staaten als Reaktion auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine. So beschlagnahmte die US-Regierung etwa 300 Milliarden US-Dollar an russischen Devisenreserven und russische Banken wurden aus dem internationalen Finanzkommunikationssystem SWIFT ausgeschlossen.

Die Sanktionen führten dazu, dass einige Länder ihre Devisenreserven und ihren Handelsverkehr seitdem unabhängiger vom US-Dollar und der amerikanischen Rechtsprechung aufstellen.

Lesen Sie dazu: Südost-Asien will Dominanz westlicher Währungen brechen

Im vergangenen Jahr hatten insbesondere Regierungen verstärkt Gold gekauft, die den westlichen G7-Staaten beziehungsweise der NATO neutral bis kritisch gegenüberstehen – beispielsweise die Türkei, China und Staaten im Nahen Osten und Zentralasien. „Viele Länder haben registriert, dass beispielsweise Russlands im Inland gehaltener Goldschatz in Situationen von Nutzen sein kann, in denen ihnen der Zugriff auf ihre anderen Reserven verwehrt wird“, zitiert die FT einen Analysten des World Gold Council.

Während viele Länder (darunter auch Deutschland) große Teile ihres Goldschatzes in den USA oder Großbritannien lagern, behielt Russland seine Reserven stets auf eigenen Territorium.

Nicht zuletzt die verstärkte Nachfrage der Zentralbanken hat den Goldpreis auf die aktuellen Stände um 2.000 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gehievt – Werte, die knapp unter dem Allzeithoch liegen. Da keine Trendumkehr bei den geopolitischen Spannungen im laufenden Jahr absehbar ist, dürfte die Nachfrage nach Gold weiterhin robust ausfallen oder sogar noch zunehmen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...