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Stadt in China bezahlt alle Angestellten in Digitalwährung E-Yuan

Chinas digitale Zentralbankwährung E-Yuan ist so weit voran geschritten, dass die Millionenstadt Changshu bereits alle ihre Angestellten damit bezahlen kann.
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26.04.2023 07:06
Aktualisiert: 26.04.2023 07:06
Lesezeit: 3 min

Die Stadt Changshu in der ostchinesischen Provinz Jiangsu hat lokalen Berichten zufolge erklärt, dass ab Mai 2023 alle Beamten in ihrem Zuständigkeitsbereich ihre vollen Gehälter in digitalen Yuan erhalten werden, Chinas digitaler Zentralbankwährung (CBDC). Laut einer Mitteilung der Finanzbehörden der Stadt werden alle Beamte im öffentlichen Dienst, in öffentlichen Einrichtungen und staatlichen Einheiten auf allen Ebenen in digitalen Yuan bezahlt.

Der digitale Yuan war eine der ersten digitalen Zentralbankwährungen der Welt, die entwickelt wurde. Sie ist bereits in mehreren chinesischen Städten und von Millionen Menschen umfassend getestet worden, auch wenn es noch keine offizielle Einführung gegeben hat. Chinas Forcierung seiner Digitalwährung geht einher mit einer zunehmenden Abkehr des Landes vom US-Dollar im internationalen Handel sowie als Währungsreserve.

Der Mitarbeiter eines örtlichen Krankenhauses bestätigte Berichten zufolge, dass das Personal dort ab dem nächsten Monat in digitalen Yuan bezahlt wird. Am 6. Februar dieses Jahres hatten bereits mehrere chinesische Städte während des Neujahrsfestes 180 Millionen digitale Yuan (23,6 Millionen Euro) verschenkt, um die Akzeptanz des Digitalgeldes zu fördern.

Die Provinz Jiangsu, in der sich die Stadt Changshu befindet, hatte im ersten Quartal dieses Jahres zunächst ein Pilotprogramm für den digitalen Yuan gestartet, der auch als E-Yuan oder e-CNY bezeichnet wird. Einem lokalen Bericht zufolge besteht das Ziel darin, bis 2025 ein effizientes, bequemes System für den Betriebs und die Verwaltung des digitalen Yuan zu schaffen.

Digitaler Yuan für Gehälter

Laut einem Bericht des staatlichen Senders Yicai sagte ein Insider aus dem lokalen Bankensektor, dass bestimmte Gebiete in Suzhou bereits damit begonnen haben, Beamte und Personen, die für öffentliche Einrichtungen und staatliche Unternehmen arbeiten, zu einem Teil mit der digitalen Zentralbankwährung zu bezahlen. Doch nun sollen alle staatlichen Angestellten vollständig in E-Yuan bezahlt werden.

Die Mitarbeiter werden ihre Gehälter automatisch in Form von digitalen Yuan über ihre persönlichen Geldbörsen erhalten. In der Stadt Changshu wurden bereits Zahlungskanäle für den digitalen Yuan in verschiedene Zahlungsszenarien wie Wasserrechnungen, Gasrechnungen, Kommunikationsgebühren, Kabelfernsehgebühren und öffentliche Verkehrsmittel vollständig integriert.

Zudem berichtet die Parteizeitung der Kommunistischen Partei Global Times, dass die E-Yuan-App nun auch die Bezahlsysteme Alipay und WeChat Pay unterstützt. Seit dem 28. Februar unterstützt Ningbo als erste Stadt in der ostchinesischen Provinz Zhejiang auch Zahlungen mit E-Yuan für Autobahngebühren, wobei alle lokalen Mautstellen die Zahlung mit digitalen Yuan akzeptieren.

Chinas Zentralbank wählt die Geschäftsbanken auf der Grundlage ihres Kapitals und ihrer technologischen Fähigkeiten für das digitale RMB-System aus. Derzeit hat sie nach einem umfassenden Evaluierungsprozess zehn designierte Institute ausgewählt. Dazu gehören sechs staatliche Banken sowie die China Merchants Bank, die Industrial Bank, die WeBank und die MYbank.

Um die breite Verfügbarkeit des digitalen Yuan zu gewährleisten, hat die Zentralbank Finanzunternehmen und Zahlungsinstitute, die keine Banken sind, dazu ermächtigt, sich aktiv an der Erbringung von Dienstleistungen für den digitalen Yuan zu beteiligen. Dieser Schritt wird als "Brücke" betrachtet, die die operativen Institutionen mit der Öffentlichkeit im Hinblick auf den digitalen Yuan verbindet.

Hongkong lässt E-Yuan floppen

Das E-Yuan-Projekt der chinesischen Regierung hat Anfang dieses Jahr bei den Bürgern der Sonderverwaltungszone Hongkong keine große Begeisterung ausgelöst. In den ersten vier Tagen, nachdem die digitalen Yuan ausschließlich für die Einwohner der Millionenstadt zugänglich waren, hatten lediglich 625 Bürger der Stadt das Angebot tatsächlich genutzt und Geldbörsen für digitale Yuan angefordert, wie eine lokale Zeitung am 28. Februar berichtete.

Die Initiative war von der Bank of China und dem Chipkartenanbieter Octopus Card gestartet worden. Die Stadt Shenzhen, die im Süden an Hongkong grenzt, hatte in dem Stadtstaat Automaten aufgestellt, an denen die Geldbörsen ausgegeben wurden - die ersten ihrer Art. Selbst der 20-prozentige Rabatt auf Einkäufe bei 1.400 lokalen Händlern, der von der Regierung für die Nutzer der digitalen Börsen bereitgestellt worden war, reichte als Anreiz nicht aus.

Trotz aller Bemühungen verläuft die Einführung des e-CNY in Hongkong nur langsam. Im Oktober 2022, zwei Jahre nach der Einführung der Digitalwährung, überstiegen die Transaktionen erst 100 Milliarden Yuan (13 Milliarden Euro). Wie die Shenzhen Securities Times hervorhebt, werden die Behörden den digitalen Yuan in Hongkong dennoch weiter fördern, einschließlich der SIM-Karten-Hardwallets, die Finanz- und Kommunikationsfunktionen miteinander verbinden.

Digitale Zentralbankwährung für die Neue Seidenstraße

China erweitert die Einsatzmöglichkeiten des digitalen Yuan für die Neue Seidenstraße, auch bekannt als Belt and Road Initiative (BRI). Ein Plan zur Förderung der Digitalwährung im grenzüberschreitenden Handel wurde in der Stadt Xuzhou herausgegeben, berichtet die South China Morning Post. Es gibt von Xuzhou aus 18 regelmäßige grenzüberschreitende Zugverbindungen in 21 Länder in Asien und Europa.

Xuzhou plant, die Verwendung des digitalen Yuan zu fördern, um Dienstleistungen und Lagergebühren für Waren zu bezahlen, die in grenzüberschreitenden Zügen transportiert werden. Zudem sieht das Experiment vor, die Verwendung des digitalen Yuan in Zukunft auch auf die Zahlung von Steuern und Versorgungsleistungen in dem Handelszentrum auszuweiten.

Neben Xuzhou kündigte die Hongkonger Währungsbehörde an, dass die Guangdong-Hongkong-Macao Greater Bay Area ein Testgebiet für grenzüberschreitende Zahlungen mit dem digitalen Yuan sein wird. Laut Darryl Chan, dem Vizechef der Hongkonger Zentralbank, prüfen seine Behörde und China derzeit noch ein weiteres grenzüberschreitendes Projekt, an dem auch Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt sind.

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