Finanzen

Europäischer Rechnungshof kritisiert EZB für zu lockere Bankenaufsicht

Der Europäische Rechnungshof sieht deutliche Mängel bei der Bankenaufsicht durch die EZB. Trotz schwelender Bankenkrise und zunehmender Kreditrisiken seien die Auflagen nicht verschärft worden
12.05.2023 10:12
Aktualisiert: 12.05.2023 10:12
Lesezeit: 2 min

Der Europäische Rechnungshof kritisiert die Arbeit der EZB-Bankenaufsicht bei der Überwachung der Kreditrisiken von Geldhäusern. EZB-Aufseher müssten mehr unternehmen, um sicherzustellen, dass Banken in der EU ihre Kreditrisiken angemessen steuerten, teilte der Europäische Rechnungshof in einem am Freitag veröffentlichten Bericht mit.

Trotz verstärkter Anstrengungen bei der Überwachung der Kreditrisiken und Problemdarlehen habe die Aufsicht Banken mit größeren Risiken keine entsprechend schärferen Vorgaben gemacht. Aufsichtliche Maßnahmen seien zum Teil auch dann nicht ausreichend verschärft worden, als einzelne Institute anhaltende Mängel bei der Handhabung ihrer Kreditrisiken aufwiesen. Insgesamt sei die Kontrolle der Kreditrisiken durch die EZB-Aufsicht aber von guter Qualität.

Trotz Kreditrisiken bleibt EZB-Bankenaufsicht zu lax

„Die EZB muss mehr tun, um sicherzustellen, dass das Kreditrisiko angemessen gehandhabt und abgedeckt wird von den Banken“, sagte das Rechnungshof-Mitglied Mihails Kozlovs zu dem Bericht. Aufseher müssten die ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeuge zudem effizienter einsetzen. Der EU-Rechnungshof konzentrierte sich in seinem Bericht auf die Bankenprüfung (SREP) 2021 und nahm dabei insbesondere Aufsichtsdaten von zehn Instituten mit besonders hohen Anteilen von notleidenden Krediten unter die Lupe.

Der Rechnungshof bemängelte, dass die Kontrolleure von Banken mit höheren Risiken nicht auch entsprechend härtere Kapitalvorgaben verlangt hätten. Aus Sicht des Rechnungshofs ist die Aufsicht an dieser Stelle zu lasch vorgegangen. Sie habe den Instituten mit den größten Risiken Vorgaben gemacht, die am unteren Ende der Bandbreite gelegen hätten, erklärten die Prüfer.

Sie kritisierten darüber hinaus eine mangelnde personelle Ausstattung der EZB-Bankenaufsicht – auch in den gemeinsamen Überwachungsteams mit den nationalen Aufsichtsbehörden. Zudem dauere die Bankenprüfung zu lange. Der Rechnungshof empfahl unter anderem, diese zu straffen und innerhalb von zehn Monaten die Entscheidungen zu fällen.

Rechnungshof mahnt zur Nachbesserung

Auch sollte die Aufsicht nötigenfalls ihre ganze Bandbreite an Befugnissen einsetzen, wenn eine Bank anhaltende Schwächen bei der Risikokontrolle aufweise. Die EZB griff in ihrer Antwort auf den Bericht mehrere Empfehlungen auf. Sie lehnte es allerdings ab, wie vom Rechnungshof vorgeschlagen, dass die EZB-Aufsicht unabhängig vom geldpolitischen Arm der Notenbank über ihre eigene Personalausstattung entscheiden solle.

Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der Großbanken in der Euro-Zone zuständig, die kleineren Banken werden von den nationalen Aufsehern der Euro-Länder überwacht. Aktuell kontrolliert die EZB 110 Institute, darunter in Deutschland die Deutsche Bank und die Commerzbank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis unter Druck nach Handelsabkommen
12.05.2025

Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf Entspannung. Die Verunsicherung am Markt wird kleiner, der sichere Hafen...

DWN
Politik
Politik Friedensoffensive: Selenskyj lädt Putin zu persönlichem Treffen in die Türkei ein
12.05.2025

Selenskyjs persönliches Gesprächsangebot an Putin in der Türkei und sein Drängen auf eine sofortige, 30-tägige Feuerpause setzen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch
12.05.2025

Bei ihren Zollgesprächen haben China und die USA nach Angaben der chinesischen Delegation eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“...

DWN
Politik
Politik Hoffnung auf neue Gespräche: Putin bietet Verhandlungen mit Ukraine an
12.05.2025

Wladimir Putin schlägt überraschend neue Verhandlungen mit der Ukraine vor – doch Kiew und der Westen setzen ihn mit einem Ultimatum...

DWN
Technologie
Technologie Das Ende von Google? Warum SEO dennoch überleben wird
12.05.2025

Künstliche Intelligenz verändert die Online-Suche radikal – doch wer jetzt SEO aufgibt, riskiert digitalen Selbstmord.

DWN
Politik
Politik Großbritanniens leiser EU-Kurs: Rückkehr durch die Hintertür?
12.05.2025

Offiziell betont die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer weiterhin die Eigenständigkeit Großbritanniens nach dem...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...