Bei der Deutschen Bahn kommt es nun doch nicht zu dem angekündigten 50-stündigen Warnstreik ab Sonntagabend. "Millionen Reisende und Kunden können aufatmen", teilte die Bahn am Samstagnachmittag mit. Das Unternehmen habe sich mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf einen Vergleich geeinigt. Dazu gehöre, dass nun zügig und konstruktiv mit dem Ziel eines baldigen Tarif-Abschlusses verhandelt werde.
Die Bahn hatte zuvor beim Arbeitsgericht Frankfurt einen Eilantrag eingereicht, um den bundesweiten Warnstreik zu stoppen. Die Fahrgäste müssten aber in den nächsten Tagen mit Einschränkungen im Fern- und Nahverkehr rechnen, teilte die Bahn mit. Unter anderem müssten rund 50.000 Zugfahrten sowie die dazugehörigen Schicht- und Einsatzpläne neu geplant werden. Über das genaue Fahrplanangebot werde ab Sonntagmittag informiert.
"Der 50-Stunden-Warnstreik der EVG ist in letzter Minute abgewendet", erklärte das Unternehmen. "Der Gang der Deutschen Bahn vors Arbeitsgericht hat sich für alle gelohnt." Im Interesse der Eisenbahnverkehrsunternehmen, deren Kundinnen und Kunden sowie der Industrie habe man alles getan, um den Streik zu verhindern. Zu dem geschlossenen Vergleich gehöre auch das Thema Mindestlohn.
Die Bahn hatte am Samstag zu ihrem Eilantrag erklärt, man habe über zehn Prozent Lohnerhöhung angeboten, die zentrale Vorbedingung der EVG erfüllt und sich auf die Gewerkschaft zubewegt. Dennoch wolle die EVG ab Sonntagabend 50 Stunden lang streiken. "Das ist unverhältnismäßig und schädigt Kunden sowie unbeteiligte Dritte", hatte es geheißen.
Die EVG hatte am Freitag einen bundesweiten Streik bei der Deutschen Bahn und fast allen Konkurrenzbahnen angekündigt. Er sollte ab Sonntagabend 22.00 Uhr bis Dienstagnacht 24.00 Uhr praktisch den gesamten Verkehr bundesweit lahmlegen. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit auch der längste gewesen. Die EVG hatte erklärt, sollte die Bahn noch etwas verhandlungsfähiges auf den Tisch legen, werde man nicht streiken. Vor allem beim Thema Mindestlohn komme man aber bislang nicht zusammen.
Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Die Bahn hat zehn Prozent mehr Lohn für untere und mittlere Einkommen, acht Prozent mehr Geld für höhere Einkommen sowie zusätzlich 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie für alle angeboten. (Reuters)