Unternehmen

Geschäftsklima in Deutschland bricht überraschend ein

Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Mai stärker eingetrübt als erwartet. Die Frühjahrsbelebung droht auszufallen. Offenbar wird die Nachfrage zum Problem.
24.05.2023 11:10
Aktualisiert: 24.05.2023 11:10
Lesezeit: 2 min

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai deutlich verschlechtert und lässt neue Rezessionssorgen aufkommen. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel auf 91,7 Punkte, von revidiert 93,4 Zählern im April, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Es war der erste Rückgang des an den Finanzmärkten stark beachteten Barometers nach sechs Anstiegen in Folge.

Die erhoffte Frühjahrsbelebung droht dem Ifo-Institut zufolge auszufallen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 93,0 Punkte gerechnet. "Ein weiteres Schwächesignal. Das sieht weiterhin nach Rezession aus", warnte Jens-Oliver Niklasch, Öknonom bei der LBBW.

Treiber der negativen Entwicklung waren laut Ifo deutlich pessimistischere Erwartungen. Die Unternehmen waren aber auch etwas weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften: "Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Stimmung in der Wirtschaft habe einen deutlichen Dämpfer erhalten.

"Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe", der Nachrichtenagentur Reuters zu der Manager-Befragung. "Im zweiten Quartal dürfte es in Richtung einer Stagnation gehen." Schon im ersten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt von Europas größter Volkswirtschaft stagniert, nachdem es Ende 2022 sogar um 0,5 Prozent geschrumpft war. Ein Grund für die erwartete Flaute sieht der Experte in den Zinserhöhungen, mit denen die Notenbanken weltweit auf die höhere Inflation reagieren.

ZINSERHÖHUNGEN ALS DÄMPFER

"Die Zinserhöhungen scheinen die Nachfrage zu dämpfen", sagte Wohlrabe mit Blick auf die gestiegenen Zinskosten. So seien etwa die Exporterwartungen in der deutschen Industrie gesunken. "Sie hat wohl deutlich weniger Neuaufträge erhalten", sagte der Ifo-Experte. "Die Nachfrage wird zum Problem." Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einer Konjunkturflaute und zugleich hohen Inflation. Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlten weiterhin.

Laut einer Prognose der EU-Kommission wird Deutschland dieses Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um voraussichtlich nur 0,2 Prozent zu den Schlusslichtern im Euroraum mit Blick auf die wirtschaftliche Dynamik gehören. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strategische Aktienauswahl: Diese 4 Kriterien führen zu langfristigem Anlageerfolg
29.12.2025

Die richtige Aktienauswahl entscheidet langfristig über Erfolg oder Misserfolg an den Märkten. Doch welche grundlegenden Kriterien sind...

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...