Deutschland

Deutsche Exporte nach China brechen ein

Lesezeit: 3 min
25.05.2023 10:01  Aktualisiert: 25.05.2023 10:01
Die deutschen Exporte nach China sind stark eingebrochen, während die meisten EU-Staaten sogar mehr nach China exportieren. Die deutsche Wirtschaft hat ein massives Problem.
Deutsche Exporte nach China brechen ein
Die deutschen Exporte nach China sind eingebrochen. (Foto: dpa)
Foto: Christian Charisius

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutschen Exporte nach China sanken im April auf 7,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Dies ist ein Rückgang zum Vorjahresmonat um 9,6 Prozent. Wenn man die ersten vier Monate dieses Jahres mit den ersten vier Monaten 2022 vergleicht, ergibt sich sogar ein Rückgang um 11,3 Prozent, obwohl China seine strikte Corona-Politik längst beendet hat. Offenbar hat der starke Exportrückgang andere Gründe.

Mehrere große deutsche Unternehmen meldeten für das erste Quartal erhebliche Umsatzeinbrüche in China, darunter BASF, Volkswagen und Bosch. Deutschlands Autobauer verlieren massiv Marktanteile in China, da die dortigen Autobauer vor allem bei den Elektrofahrzeugen technologisch aufgeholt haben und den heimischen Markt dominieren. Chemieproduzenten und andere energieintensive Unternehmen leiden erheblich unter den hohen deutschen Strompreisen. Aber auch die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar hat die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Waren beeinträchtigt.

Carsten Brzeski, globaler Leiter der Makroforschung bei der niederländischen Bank ING, sagte, die deutschen Exporteure fühlten sich auch als Opfer der wachsenden Sicherheits- und Handelsspannungen zwischen Peking und Washington. "Deutschland wird jetzt als Verbündeter der USA angesehen, was zu einer stärkeren - expliziten oder impliziten - Entmutigung beim Kauf deutscher Produkte geführt hat", zitiert ihn die Financial Times.

Der Rückgang der deutschen Exporte nach China ist einer von mehreren Indikatoren dafür, dass das verarbeitende Gewerbe in Deutschland zu Beginn dieses Jahres unter einem starken Rückgang leidet. Dazu gehören eine geringere Fabrikproduktion, ein Einbruch der Nachfrage und ein schrumpfender Auftragsbestand, was das Wachstum in der größten Volkswirtschaft der EU bremst.

Während die deutschen Exporte nach China einbrachen, verzeichneten die meisten anderen europäischen Staaten in diesem Jahr sogar höhere Exporte nach China. Laut Eurostat stiegen die Ausfuhren aus den 27 EU-Mitgliedstaaten nach China im ersten Quartal um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die deutschen Unternehmen verlieren derzeit massiv Marktanteile auf ihrem zweitgrößten Markt außerhalb Europas.

Der Rückgang der deutschen Exporte bedeutet, dass China in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur 6 Prozent der deutschen Gesamtexporte ausmachte. Dies war der niedrigste Anteil seit 2016 und ein Rückgang um mehr als 7 Prozent zum gleichen Zeitraum der letzten vier Jahre, wie die Daten des statistischen Bundesamtes zeigen.

In Deutschland hatte man gehofft, dass das verarbeitende Gewerbe von einem Anstieg der chinesischen Nachfrage profitieren würde, nachdem Peking die Null-Covid-Politik Ende letzten Jahres aufgehoben hatte und Engpässe in der Lieferkette gelockert wurden. Doch anders als andere Staaten wurden derartige Hoffnungen hierzulande nun bitter enttäuscht.

"Es sind vor allem die Dienstleistungen, die sich erholt haben, aber noch nicht das verarbeitende Gewerbe", sagt Brzeski von ING und fügt hinzu, dass die Autobauer von einem Mangel an kleineren Elektrofahrzeugen betroffen sind sowie von dem chinesischen Trend, Modelle von einheimischen Herstellern zu kaufen. Kraftfahrzeuge und -teile machten im vergangenen Jahr mehr als 15 Prozent der gesamten deutschen Exporte aus.

Obwohl die europäischen Gaspreise seit dem Höchststand im letzten Jahr stark gesunken sind, bleiben sie weiter höher als in früheren Jahren, was energieintensive Unternehmen nachhaltig benachteiligt. "Die Chemieproduktion ist aufgrund der Energiekrise stark zurückgegangen", zitiert die Financial Times Oliver Rakau, den Chefökonomen für Deutschland bei der Forschungsgruppe Oxford Economics. "Die Wettbewerbsfähigkeit ist dauerhaft beeinträchtigt."

Bosch meldete auch einen Nachfragerückgang in China, der den Umsatz in der Region Asien-Pazifik im ersten Quartal um 9,3 Prozent sinken ließ. "Insbesondere in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 haben wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der als Reaktion auf die Corona-Pandemie verhängten Beschränkungen weiterhin zu spüren bekommen", so Bosch.

Am Donnerstag meldete das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das erste Quartal. Demnach ist Deutschland in eine Rezession gerutscht. Der IWF geht zudem davon aus, dass Deutschland in diesem Jahr die schwächste Leistung unter den großen Volkswirtschaften der Welt erbringen wird, und prognostiziert einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent.



 

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...