Den Reisenden der Deutschen Bahn drohen in den anstehenden Sommerferien unbefristete Streiks. Nach der gescheiterten Tarifrunde mit der Bahn (DB) rief die Eisenbahnergewerkschaft EVG zur Urabstimmung auf. Dies dürfte etwa vier bis fünf Wochen dauern, sagte EVG-Chef Martin Burkert am Donnerstag in Berlin. "Unbefristete Streiks werden dadurch möglich."
Die EVG will sich erst nach der Urabstimmung zu ihren Streikplänen äußern. Burkert sagte jedoch, während des Votums von rund 110.000 Mitgliedern seien Warnstreiks nicht ausgeschlossen. Er machte aber deutlich, dass die Gewerkschaft weiter verhandlungsbereit sei. "Um zu einem Abschluss zu kommen, muss die DB AG jetzt noch einmal ordentlich nachlegen", sagte Burkert mit Blick auf den Staatskonzern.
Die EVG erklärte, die von der Bahn angebotene Laufzeit von 27 Monaten sei deutlich zu lang, die Lohnerhöhung zu niedrig und zu spät. Die Deutsche Bahn kritisierte die EVG scharf. "Diese Eskalation ist absolut unnötig, wir waren ganz kurz vor dem Abschluss." Es lägen 140 Seiten unterschriftsreifer Tarifvertrag auf dem Tisch.
Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen, darunter etwa 180.000 bei der Deutschen Bahn. Jüngst hat die EVG Tarifabschlüsse mit mehreren privaten Konkurrenten des Staatskonzerns erzielt. Die Vereinbarungen etwa mit der Transdev-Gruppe beinhalten insgesamt 420 Euro mehr Lohn sowie Inflationsausgleichsprämien von rund 1000 Euro oder mehr, bei einer Vertragslaufzeit von 21 Monaten.
Die EVG hatte ursprünglich zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr - bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Bahn hatte zuletzt einen "hohen Festbetrag" sowie einen zusätzlichen Inflationsausgleich von 2850 Euro netto bei einer Laufzeit von 27 Monaten in Aussicht gestellt. Zudem habe man strukturelle Verbesserungen angeboten, um die Bahn als Arbeitgeber attraktiver zu machen und das Personal zu binden, erklärte der Staatskonzern. EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay erklärte, Verhandlungsstand mit der Bahn sei zuletzt ein Festbetrag von 400 Euro in zwei Schritten gewesen. Dies sei nicht ausreichend. (Reuters)