Deutschland

Sinkende Einnahmen setzten deutsche Bauern unter Druck

Die Preise, welche die deutschen Bauern erzielen können, sind bei vielen Produkten wieder gefallen. Zudem wird nur eine durchschnittliche Ernte erwartet.
25.06.2023 12:45
Lesezeit: 2 min

Die Landwirte erwarten trotz leichter Entlastung bei den Kosten für Energie und Dünger eine weiter angespannte Geschäftslage - und bangen vielerorts um die Erträge auf den Feldern. «Es wird mit Sicherheit keine gute Getreideernte mehr werden», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor dem Deutschen Bauerntag an diesem Mittwoch und Donnerstag in Münster.

Durch die jüngsten Niederschläge habe sich die Situation mancherorts entspannt. Anderswo gebe es nach langer Trockenheit aber irreparable Schäden. Für Produkte wie Weizen und Raps können Betriebe aktuell nur niedrigere Preise erzielen - bei Milch kommt das im Supermarkt an.

Anspannung vor der Ernte

«Wir hoffen noch, dass wir bundesweit betrachtet in Richtung einer Durchschnittsernte kommen», sagte Rukwied. «An einzelnen Standorten wird es jedoch deutliche Mindererträge geben.» In vielen Gegenden habe es über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen zwischen Ende April und Mitte Juni nicht geregnet.

«Insofern gab es vielerorts einen erheblichen Wassermangel in den oberen Bodenschichten.» Wichtig für das Getreide sei, dass es jetzt dort, wo bisher wenig Regen fiel, flächendeckend Landregen gebe, damit die Körner ausgebildet werden. «Insbesondere die Herbstkulturen wie Zuckerrüben, Mais, Gemüse, Obst und Kartoffeln brauchen jetzt im Sommer Niederschläge.»

Schwankende Kosten

«Das höhere Kostenniveau belastet uns nach wie vor, auch wenn wir nicht mehr dieses extreme Niveau haben wie zuvor», sagte Rukwied zu Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Düngemittel und Energie. «Bei Stickstoffdünger sind wir gestartet mit rund 175 Euro pro Tonne, dann ging es hoch auf mehr als 1000 Euro, jetzt nähern wir uns wieder der Marke von 300 Euro pro Tonne.» Verfügbar seien Düngemittel, Engpässe gebe es nicht. Für Betriebe sei es aber immer eine Herausforderung, wann die richtige Zeit zum Verkauf von Getreide und zum Einkauf von Dünger und Energie ist. Gerade sei das «ein gewisses Lotteriespiel».

Erzeugerpreise unter Druck

Die Preise, die Bauern erzielen können, gingen bei vielen Produkten herunter, wie Rukwied erläuterte. «Bei Weizen hatten wir eine kurze Spitze von mehr als 350 Euro die Tonne, jetzt sind die Preise wieder auf etwa 240 Euro die Tonne eingebrochen.» Auch bei Raps sei es jetzt weniger. «Einzige Ausnahme ist der Schweine-Sektor, der ja aus einer tiefen Krise kommt», sagte der Bauernpräsident. «Es war längst überfällig, dass die Preise nach oben gegangen sind. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Erzeugung massiv zurückgegangen ist. Da haben wir jetzt langsam den Effekt, dass Ware am Markt knapper wird.»

Preisplus im Supermarkt gedämpft?

Angesichts eines zuletzt schwächeren Anstiegs der Verbraucherpreise sagte Rukwied: «Ich gehe davon aus, dass aktuelle Kostensteigerungen bei den meisten Lebensmitteln inzwischen eingepreist sind.» Dabei gelte: Je höher der Verarbeitungsgrad, desto geringer der Einfluss des Rohprodukts. «Bei Brötchen ist der Anteil von Weizen, Roggen oder Dinkel marginal, da sind die anderen Kosten die wesentlichen Preistreiber gewesen», sagte Rukwied mit Blick auf Energie-, Lohn- und Logistikkosten.

Im Mai hatte der Preisauftrieb laut Statistischem Bundesamt auf 6,1 Prozent nachgelassen, Nahrungsmittel waren um 14,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor - nach 17,2 Prozent im April.

Reaktionen und Aktionen im Handel

«Wenn die Milchpreise zurückgehen, dann muss sich das auch an der Ladentheke bemerkbar machen», sagte Rukwied. Und im Moment seien sie gesunken, im Schnitt auf weniger als 50 Cent pro Kilogramm für die Milchbauern. Für sie werde es schwierig, da sie nach wie vor relativ hohe Kosten für Energie und Futter hätten. «Ich hoffe, dass wir den Tiefpunkt erreicht haben.»

Ganz generell sei Fakt, dass höherwertige Produkte einen höheren Preis haben müssten. «Sonst können wir nicht weiter wirtschaften.» Das gelte für Fleisch wie für pflanzliche Produkte. Und Lockpreise? «Wenn ab und an der Abverkauf ein bisschen zäher läuft oder zum Auftakt der Grillsaison einmal die Kauflust geweckt wird, dann kritisieren wir entsprechende Angebote nicht.» (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...