Politik

Kommunen brauchen mehr Geld und Personal für Wärmeplanung

Der Deutsche Städtetag fordert mehr Geld vom Bund für die Wärmeplanung, die das Heizungsgesetz den Kommunen vorschreibt. Die Planung sei komplex und werde Jahre dauern.
02.07.2023 11:19
Aktualisiert: 02.07.2023 11:19
Lesezeit: 2 min
Kommunen brauchen mehr Geld und Personal für Wärmeplanung
Das Heizungsgesetz aus dem Ministerium von Robert Habeck benötigt eine zügige Wärmeplanung in den Kommunen . (Foto: dpa) Foto: Moritz Frankenberg

Die kommunale Wärmeplanung steht nach einer Umfrage des Deutschen Städtetags vielerorts noch am Anfang. Fast die Hälfte (47 Prozent) von 119 befragten Städten sind demnach aktuell in der Koordinierungsphase, in der erste Schritte sondiert werden. Weitere 18 Prozent der Städte arbeiten an der Bestandsanalyse, zeigt die Erhebung aus dem Mai, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Beim Aufstellen des Wärmeplans beziehungsweise der Konzeptentwicklung sind weitere 17 Prozent, vier Prozent befänden sich in der Umsetzung. Noch gar nicht angefangen haben ebenfalls vier Prozent der Befragten.

Die Mehrheit der Städte habe sich bei der kommunalen Wärmeplanung «längst auf den Weg gemacht», sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetages. «Die Städte analysieren, wie hoch der Wärmebedarf in den Quartieren ist, wo ein strategischer Ausbau der Fernwärme und wo eine dezentrale Versorgung etwa über Wärmepumpen sinnvoll ist.»

Zuvor hatte schon eine Umfrage der dpa gezeigt, dass die Mehrheit der Kommunen bei der Wärmeplanung am Anfang steht. Die Nase vorn haben Metropolen wie München, Hamburg oder Köln. In einigen Bundesländern geht die Wärmeplanung erst durch Anstoß des Bundes los.

Mit dem Wärmeplanungsgesetz sollen Länder und Kommunen konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Die Wärmeplanung soll zeigen, welche Möglichkeiten es etwa für Fernwärme gibt. Das soll mehr Optionen für eine Umstellung auf klimafreundlichere Heizungen bringen. Bürger können dann sehen, ob ihr Haus bald an ein Wärmenetz angeschlossen werden könnte oder sie auf eine Wärmepumpe setzen sollten.

Das Gebäudeenergiegesetz, bekannt als «Heizungsgesetz», soll an die kommunale Wärmeplanung gekoppelt werden. So sollen Eigentümer alle Informationen über die möglichen Heizungsvarianten haben. Die Wärmeplanung soll in Großstädten ab 2026 und für die restlichen Kommunen ab 2028 vorliegen.

Dedy sprach von einem ambitionierten Zeitplan. «Einen Wärmeplan aufzustellen, ist ein komplexer Prozess und nimmt in der Regel zwei bis drei Jahre in Anspruch. Das gibt es nicht zum Nulltarif.» Der Prozess müsse mit vielen Akteuren vor Ort abgestimmt werden.

Für die Erstellung des Wärmeplans schätzen laut Umfrage mehr als zwei Drittel der befragten Städte die Kosten auf bis zu 200.000 Euro. Ein Großteil erwartet einen zusätzlichen Personalbedarf von bis zu fünf Stellen, bei größeren Städten tendenziell mehr. Über ein Drittel habe eigene Personalkapazitäten zur Wärmeplanung. 36 Prozent der Städte gaben an, externe Planungsbüros hinzugezogen zu haben, 45 Prozent planen das.

Dedy forderte mehr finanzielle Hilfen für die Städte. Die Anschubförderung des Bundes mit erhöhten Fördersätzen von 90 bis 100 Prozent für die kommunale Wärmeplanung solle über das Jahresende hinaus fortgesetzt werden. «Wichtig ist auch, dass Vorreiter-Kommunen, die bereits freiwillig oder auf Basis landesrechtlicher Vorgaben Wärmepläne aufgestellt haben, nicht benachteiligt werden«. Fertige Wärmepläne müssten anerkannt werden.

Das neue Gebäudeenergiegesetz GEG soll vom Bundestag diese Woche verabschiedet werden. Die Vorlage der Ampel-Fraktionen von SPD, Grünen und FDP sieht vor, dass vom 1. Januar 2024 an neue Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie betrieben werden. Beim Heizungstausch soll diese Vorgabe erst greifen, wenn Kommunen eine verbindliche Wärmeplanung vorgelegt haben. In Städten über 100.000 Einwohnern soll dies laut Gesetzentwurf bis 30. Juni 2026 der Fall sein, in kleineren Kommunen zwei Jahre später. Zudem soll es je nach Einkommen eine Förderung von bis zu 70 Prozent der Kosten beim Wechsel auf eine klimafreundliche Heizung geben. (dpa/Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Krieg im All: Deutschland und Großbritannien warnen vor russischen Satelliten
12.11.2025

Deutschland und Großbritannien schlagen Alarm: Russische und chinesische Satelliten bedrohen zunehmend die westliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft COP30: Klimarisiko für Unternehmen und Entwicklungsstaaten steigt
12.11.2025

Entwicklungsstaaten erleiden die schwersten Schäden durch Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Doch auch Unternehmen spüren die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflationsrate: Verbraucherpreise sinken leicht auf 2,3 Prozent
12.11.2025

Die Inflationsrate in Deutschland sinkt leicht – doch Entwarnung gibt es nicht. Trotz rückläufiger Verbraucherpreise bleibt die...

DWN
Politik
Politik Reiche drängt China zu Lockerung der Exportregeln für seltene Erden
12.11.2025

Seltene Erden sind für Hightech, Auto- und Energiewende unverzichtbar. Doch Chinas Exportpolitik bedroht Europas Versorgungssicherheit....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen uneinheitlich: Die Angst vor dem Absturz wächst – und Trump schaut zu
11.11.2025

Die Rally an den US-Börsen wankt: Während der Leitindex Dow Jones am Dienstag stabil bleibt, dominieren beim Nasdaq Composite Index die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs: Erholungsversuch geht beim DAX aktuell weiter – Ende des US-Shutdowns in Sicht
11.11.2025

Der DAX-Kurs zeigt im Börsenhandel am Dienstag wieder seine aktuelle Stärke – doch wie nachhaltig ist der Aufwärtstrend beim DAX...

DWN
Finanzen
Finanzen Schuldenbremse: Reformplan von Bundesbank vorgelegt
11.11.2025

Die Bundesbank bringt mit einem Reformplan zur Schuldenbremse Bewegung in die Finanzpolitik. Ihr Vorschlag verspricht Investitionen,...

DWN
Politik
Politik Lawrows Verschwinden: Wo steckt eigentlich der russische Außenminister?
11.11.2025

Seit einigen Tagen bleibt der russische Außenminister Sergej Lawrow öffentlichen Terminen fern. Ist Lawrow bei Präsident Wladimir Putin...