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Core-Satellite: Was Professoren über den Mix aus Aktien und ETFs denken

Lesezeit: 3 min
12.07.2023 15:41  Aktualisiert: 12.07.2023 15:41
Ein Core-Satellite-Portfolio besteht aus global diversifizierten ETFs, denen Einzeltitel wie Aktien oder spezialisierte ETFs beigemischt werden. Lohnt sich das? 
Core-Satellite: Was Professoren über den Mix aus Aktien und ETFs denken
Ein Core-Satellite-Ansatz kombiniert aktive Anlagestrategien mit passivem Buy-and-Hold. (Foto: iStock.com/tadamichi)
Foto: tadamichi

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Laut den Verbraucherseiten JustETF und ExtraETF ist der Core-Satellite-Ansatz beliebt. Die Strategie unterteilt den risikoreichen Teil eines Portfolios in einen Core, der aus kapitalisierungsgewichteten, global diversifizierten ETFs besteht – etwa 70 Prozent MSCI World und 30 Prozent MSCI Emerging Markets.

Daneben gibt es einen Satelliten, in dem Einzelwerte wie Aktien oder Anleihen bestimmter Unternehmen, Themen-Fonds oder Faktor-ETFs enthalten sind. Beim Core handelt es sich also um ein passives ETF-Portfolio, während beim Satelliten auch aktives Management mittels Stock-Picking und Market-Timing eingesetzt wird. Häufig wird empfohlen, den Core mit 80 Prozent zu gewichten.

Experten stehen der Strategie offen gegenüber

Finanzprofessoren halten die Strategie gegenüber DWN nicht für optimal, aber für einen gangbaren Weg. Laut dem Portfolio-Experten Olaf Stotz wird ein Weltportfolio aus ETFs auf kapitalisierungsgewichtete Indizes wie den MSCI World als effizient angesehen. „In der Wissenschaft ist der Begriff Core-Satellite-Ansatz nicht stark ausgeprägt, jedoch spielt die Kernidee in vielen Aspekten eine wichtige Rolle“, erklärt der Professor der Frankfurt School of Finance & Economics.

Auch der Entscheidungsforscher Rüdiger von Nitzsch gibt dem Ansatz keine höheren Renditechancen als dem Weltportfolio, wenn man von relativ effizienten Kapitalmärkten ausgehe. „Man trägt mit einer Core-Satellite-Strategie vielmehr ein in der Regel höheres Risiko als nur mit dem Weltportfolio, allerdings ist dieses zusätzliche Risiko in den meisten Fällen nur verschwindend gering“, schreibt der Professor der RWTH Aachen, der mehrere Studien zu der Strategie veröffentlicht hat.

Darum lasse sich das Portfolio aus reiner Rendite-Risiko-Sicht nicht empfehlen. Dennoch rät Nitzsch unter bestimmten Umständen zu der Strategie. Vielen Anlegern gehe es nicht bloß um hohe Rendite und geringe Kursschwankung, sondern sie verfolgten auch nicht-finanzielle Ziele.

„Nicht nur das Thema Nachhaltigkeit und ESG spielt hier eine Rolle, sondern auch bestimmte Wertevorstellungen und Einstellungen und der Wunsch, mit der eigenen Wertanlage etwas Sinnvolles zu unterstützen“, erklärt der Wissenschaftler. Dies könne sehr subjektiv sein, aber dafür biete sich gerade die Core-Satellite-Strategie an, um nicht zu sehr das Rendite-Risiko-Profil zu beeinträchtigen.

Ursprünge liegen in den Siebziger Jahren

Zurück geht der Ansatz auf die US-Finanzwissenschaftler Fischer Black und Jack Treynor in den 1970er-Jahren. Die beiden griffen die Markteffizienzhypothese von Harry Markowitz auf und entwickelten diese fort.

Laut Markowitz lässt sich in liquiden Märkten keine planbare Outperformance erzielen, weil bereits alle Informationen in den Wertpapierkursen eingepreist seien. Allenfalls über Insiderwissen sei eine Überrendite möglich. Aktives Management über Market-Timing und Stock-Picking hätte daher keinen Aussicht auf Erfolg.

Treynor und Black vermuteten hingegen aufgrund empirischer Erkenntnisse, dass sich in Nischenmärkten durchaus Überrenditen erzielen lassen. Daher empfahlen sie für effiziente Märkte ein passives Portfolio über Indexfonds und für die Nischenmärkte einen aktiven Ansatz. Weil damals aber Indexfonds gerade erst im Kommen waren, konnte sich der Ansatz nicht durchsetzen.

Heutzutage gilt zwar die Theorie von Treynor und Black als überholt, aber der Ansatz ist unter Privatanlegern dennoch verbreitet. Angesichts dessen empfiehlt Rüdiger von Nitzsch, auf kostengünstige Produkte zu setzen, Risiken wenn möglich zu streuen und von einem ständigen Rein-und-Raus abzusehen.

Satellit kann 20 Prozent Gewicht haben

Der Satellit könne gegenüber dem Core mit 20 Prozent gewichtet sein. „Die Gewichtung kann aber auch höher oder niedriger ausfallen, je nachdem, wie gut der Satellite diversifiziert ist“, erklärt der Professor.

Olaf Stotz rät zu einem Satelliten aus Faktor-ETFs. „20 Prozent in etablierte Faktoren zu investieren, würde Sinn machen, da sich hieraus Renditechancen erwarten lassen.“ Renditeträchtige Faktor-Strategien seien etwa Quality, Value und Size.

„Ein Weltaktien-ETF mit einem Quality-, Value- und Size-ETF kann als Umsetzung des Core-Satellite-Ansatzes angesehen werden“, erklärt er weiter. Finanzwissenschaftler sind sich indes beim Faktor-Investing uneins: Ein anderer Professor erachtete gegenüber DWN den Ansatz nicht als erfolgsversprechender als ein klassisches Weltportfolio.

Laut Stotz macht es keinen Sinn, mit einer Core-Satellite-Strategie in gehypte Themen wie Künstliche Intelligenz zu investieren. „Hier kauft der Anleger zu teuer.“ Auch Einzelaktien seien nicht empfehlenswert, da der Anleger im Schnitt für das eingegangene Risiko nicht entlohnt werde. Allenfalls werde sein Spieltrieb befriedigt.

„Themen dagegen, die sich mit Präferenzen in Verbindung bringen lassen (beispielsweise Nachhaltigkeitsaspekte oder soziale Aspekte), machen als Satellit dagegen wieder Sinn“, fährt Stotz fort. „Der Anleger fühlt sich dadurch besser, auch wenn keine Mehrrendite damit verbunden ist.“

Laut Studien schafft es eine große Mehrheit der Fondsmanager nicht, einen Vergleichsindex nach Abzug der Kosten über lange Zeiträume von zehn Jahren und mehr zu schlagen. Außerdem würden die Outperformer unter den Fondsmanagern ständig wechseln, sodass sich aus einer vergangenen Outperformance keine Rückschlüsse über die künftige Entwicklung eines Fonds ziehen lasse.

Die schwächere Performance der Fondsmanager wird als ein Indiz angesehen, dass sich aktives Management langfristig gegenüber einer indexbasierten Strategie nicht auszahlt.

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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