Wirtschaft

„Pragmatisch und härter“: Chinas Zentralbank mit neuem Chef

Die chinesische Zentralbank hat einen neuen Vorsitzenden. Er verfügt über jahrelange Erfahrung im Finanzsystem Chinas und gilt als Hardliner. Auf einen Aspekt will er sein besonderes Augenmerk legen.
25.07.2023 15:38
Aktualisiert: 25.07.2023 15:38
Lesezeit: 2 min

Die chinesische Zentralbank bekommt inmitten einer schwierigen Phase für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt einen neuen Chef. Der bisherige Vize Pan Gongsheng sei am Dienstag zum obersten Währungshüter ernannt worden, berichteten Staatsmedien übereinstimmend.

Hardliner wird neuer Zentralbank-Chef

Die Kommunistische Partei hatte Pan kürzlich zum Parteisekretär der Notenbank ernannt, was bereits als Hinweis auf seine Beförderung gewertet wurde. Der 60-Jährige löst Yi Gang an der Spitze einer der mächtigsten Notenbanken der Welt ab, der diese seit 2018 geleitet hatte. Seit längerem wurde bereits vermutet, dass der 65-jährige Yi in den Ruhestand gehen könnte. Er hatte sich für marktfreundliche Reformen eingesetzt.

Pan steht vor keiner leichten Aufgabe: Er muss die Abwertung der Landeswährung Yuan stoppen, ebenso die Krise am Immobilienmarkt. Auch die gestiegene Deflationsgefahr sowie die enorme Verschuldung vieler Regionen gelten als Risiken für die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

„Unser Finanzsystem ist vielen internen und externen Belastungen ausgesetzt“, sagte der Co-Dekan des China Capital Market Research Institute an der Renmin-Universität, Zhao Xijun. „Pan verfügt über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit solchen Herausforderungen.“

Pan spielte eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung und beim Börsengang der staatlichen Industrial and Commercial Bank of China und der Agricultural Bank of China, bevor er 2012 stellvertretender Gouverneur der Zentralbank wurde. Seit 2016 war er auch Chef der Devisenaufsicht, die die weltweit größten Devisenreserven in Höhe von rund 3,2 Billionen US-Dollar verwaltet.

Pan vertritt eine harte Haltung gegen Währungsspekulanten und ist für ein Verbot von Kryptowährungen. Er verfügt auch über internationale Erfahrung, forschte etwa an der Universität Cambridge und an der Harvard University.

„Mehr Wert auf Stabilität des Yuan“

„Pan wird mehr Wert auf Risikoprävention legen, da er von Geschäftsbanken kommt und sich früher mit Risiken befasste“, sagte Xu Hongcai von der staatlich unterstützten China Association of Policy Science. „Er wird der Stabilität des Yuan mehr Aufmerksamkeit schenken.“

Die chinesische Zentralbank steht auch vor der Aufgabe, die Konjunktur mit anzuschieben. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch.

Chinas Politbüro versprach erst am Montag Unterstützung für die Wirtschaft inmitten einer „schwierigen“ Erholung von der Pandemie. Es forderte dabei eine "umsichtige" Geldpolitik und eine stabile Währung.

„Pan ist pragmatisch und härter bei der Umsetzung politischer Pläne“ als sein Vorgänger Yi, sagte ein ehemaliger Ökonom der Zentralbank, der anonym bleiben wolle. Er „respektiert den Markt, ist aber nicht dogmatisch“. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ASML Energieversorgung: Der Strommangel bedroht Europas Technologievorsprung
26.10.2025

ASML ist das Rückgrat der globalen Chipproduktion – doch der Konzern kämpft mit einem paradoxen Problem: Es fehlt an Strom. Während...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ruhestand aufschieben: So regelt man die Weiterbeschäftigung
26.10.2025

Auch unbefristete Arbeitsverträge haben in den meisten Fällen ein natürliches Ablaufdatum: das Erreichen des Renteneintrittsalters. Aber...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kompetenzen der Zukunft: Mit diesen Fähigkeiten sichern Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit
26.10.2025

Die Arbeitswelt verändert sich rasanter denn je. Unternehmen, die auf Kompetenzen der Zukunft setzen, sichern sich nicht nur Talente,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China setzt Europa unter Druck: Billigimporte stellen globalen Handel und Sicherheit auf die Probe
26.10.2025

Der europäische Markt steht vor wachsenden Herausforderungen durch den massiven Zustrom importierter Waren aus China. Zwischen Logistik,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Von Bier bis Cola - viele Getränke werden teurer
26.10.2025

Nach Ankündigungen von Brauereien könnte es erstmals seit mehreren Jahren wieder zahlreiche Preiserhöhungen bei Bier geben. Krombacher...

DWN
Panorama
Panorama Abbrecherquote steigt weiter: Immer mehr verlassen die Schule ohne Abschluss
26.10.2025

Die Zahl derjenigen, die nicht wenigstens mit einem Hauptschul- oder vergleichbarem Zeugnis die Schule verlassen, steigt weiter. Woran das...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz Arbeitsmarkt: Warum die KI auch Manager ersetzt
26.10.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in Büros, Management...

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...