Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben in der Nacht zu Donnerstag erneut Hafenanlagen in der Region Odessa beschossen. Es seien vom Schwarzen Meer aus Raketen auf die Anlagen abgefeuert worden, teilte Oleh Kiper, der Gouverneur der im Süden der Ukraine gelegenen Region, mit.
Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg
Seit Russland am Montag vergangener Woche das Getreideabkommen ausgesetzt hat, haben seine Truppen regelmäßig die Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer angegriffen. Vor allem ärmere Länder insbesondere in Afrika sind aber von den Getreidelieferungen der Ukraine abhängig, was ein wichtiges Thema beim zweitägigen Russland-Afrika-Forum in St. Petersburg ist.
Dort stellte der russische Präsident Wladimir Putin sechs afrikanischen Ländern kostenlose Getreidelieferungen in Aussicht. Sein Land sei in der Lage, die Ukraine bei der Getreideversorgung in Afrika zu ersetzen.
Zugleich lässt der russische Präsident zunehmend Hafenanlagen in der Ukraine angreifen, die für Getreideausfuhren benötigt werden. So seien in der Nacht von einem U-Boot im Schwarzen Meer aus Kalibr-Raketen auf Hafenanlagen in der Oblast Odessa abgefeuert worden, teilte Gouverneur Kiper mit. Ein Wachmann sei getötet worden. Zudem sei ein Frachtterminal beschädigt worden. Um welchen Hafen es sich handelte, ließ Kiper offen.
In den vergangenen neun Tagen seien insgesamt 26 Infrastruktureinrichtungen an ukrainischen Häfen sowie fünf zivile Schiffe beschädigt worden, erklärte der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Olexander Kubrakow bereits am späten Mittwochabend. Betroffen waren auch schon Anlagen im Donau-Delta, das zum Teil zur Ukraine gehört. Damit wird auch die Ausweichroute für Getreideausfuhren über die Donau via Rumänien erheblich beeinträchtigt.
Getreideabkommen liegt auf Eis
Das Getreideabkommen war im vergangenen Juli von der Türkei und den Vereinten Nationen (UN) vermittelt worden. Es sieht vor, dass die Ukraine trotz des von Russland im Februar 2022 begonnenen Krieges durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer ihr Getreide verschiffen kann und so eine weltweite Ernährungskrise verhindert wird. Afrikanische Staaten haben sich deswegen bereits besorgt gezeigt und unlängst eine Friedensinitiative gestartet.
In St. Petersburg sagte Putin vor Staats- und Regierungschefs aus Afrika, Russland sei bereit, innerhalb von drei bis vier Monaten mit der kostenlosen Belieferung von sechs afrikanischen Staaten mit Getreide zu beginnen. Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea würden jeweils 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide erhalten.
Sein Land sei auch willens, die Beziehungen mit den afrikanischen Staaten in Handels- sowie humanitären Fragen zu vertiefen und mit ihnen bei der Entwicklung ihrer Finanzen zusammenzuarbeiten. Er sei zuversichtlich, dass der Handel radikal gesteigert werden könne.
Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Azali Assoumani, drang in St. Petersburg auf eine Lösung der Ukraine-Krise. Dadurch könne das Leben zahlreicher Menschen gerettet werden, die von Nahrungsmittellieferungen abhingen. Zugleich rief Assoumani, der der Präsident der Komoren ist, Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Koexistenz auf. (Reuters)