Politik

Kampf ums Getreide: Russland beschießt Silos in Odessa

Die russischen Streitkräfte haben Getreidesilos im Hafen von Odessa unter Raketenbeschuss genommen. Währenddessen tagt in St. Petersburg der Russland-Afrika-Gipfel, wo Getreidelieferungen zentrales Thema sind.
27.07.2023 14:52
Aktualisiert: 27.07.2023 14:52
Lesezeit: 2 min
Kampf ums Getreide: Russland beschießt Silos in Odessa
Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin (M), Präsident von Russland, gestikulierend vor einer Plenarsitzung des Russland-Afrika-Gipfels und des wirtschaftlichen und humanitären Forums. (Foto: dpa) Foto: Pavel Bednyakov

Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben in der Nacht zu Donnerstag erneut Hafenanlagen in der Region Odessa beschossen. Es seien vom Schwarzen Meer aus Raketen auf die Anlagen abgefeuert worden, teilte Oleh Kiper, der Gouverneur der im Süden der Ukraine gelegenen Region, mit.

Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg

Seit Russland am Montag vergangener Woche das Getreideabkommen ausgesetzt hat, haben seine Truppen regelmäßig die Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer angegriffen. Vor allem ärmere Länder insbesondere in Afrika sind aber von den Getreidelieferungen der Ukraine abhängig, was ein wichtiges Thema beim zweitägigen Russland-Afrika-Forum in St. Petersburg ist.

Dort stellte der russische Präsident Wladimir Putin sechs afrikanischen Ländern kostenlose Getreidelieferungen in Aussicht. Sein Land sei in der Lage, die Ukraine bei der Getreideversorgung in Afrika zu ersetzen.

Zugleich lässt der russische Präsident zunehmend Hafenanlagen in der Ukraine angreifen, die für Getreideausfuhren benötigt werden. So seien in der Nacht von einem U-Boot im Schwarzen Meer aus Kalibr-Raketen auf Hafenanlagen in der Oblast Odessa abgefeuert worden, teilte Gouverneur Kiper mit. Ein Wachmann sei getötet worden. Zudem sei ein Frachtterminal beschädigt worden. Um welchen Hafen es sich handelte, ließ Kiper offen.

In den vergangenen neun Tagen seien insgesamt 26 Infrastruktureinrichtungen an ukrainischen Häfen sowie fünf zivile Schiffe beschädigt worden, erklärte der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Olexander Kubrakow bereits am späten Mittwochabend. Betroffen waren auch schon Anlagen im Donau-Delta, das zum Teil zur Ukraine gehört. Damit wird auch die Ausweichroute für Getreideausfuhren über die Donau via Rumänien erheblich beeinträchtigt.

Getreideabkommen liegt auf Eis

Das Getreideabkommen war im vergangenen Juli von der Türkei und den Vereinten Nationen (UN) vermittelt worden. Es sieht vor, dass die Ukraine trotz des von Russland im Februar 2022 begonnenen Krieges durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer ihr Getreide verschiffen kann und so eine weltweite Ernährungskrise verhindert wird. Afrikanische Staaten haben sich deswegen bereits besorgt gezeigt und unlängst eine Friedensinitiative gestartet.

In St. Petersburg sagte Putin vor Staats- und Regierungschefs aus Afrika, Russland sei bereit, innerhalb von drei bis vier Monaten mit der kostenlosen Belieferung von sechs afrikanischen Staaten mit Getreide zu beginnen. Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea würden jeweils 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide erhalten.

Sein Land sei auch willens, die Beziehungen mit den afrikanischen Staaten in Handels- sowie humanitären Fragen zu vertiefen und mit ihnen bei der Entwicklung ihrer Finanzen zusammenzuarbeiten. Er sei zuversichtlich, dass der Handel radikal gesteigert werden könne.

Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Azali Assoumani, drang in St. Petersburg auf eine Lösung der Ukraine-Krise. Dadurch könne das Leben zahlreicher Menschen gerettet werden, die von Nahrungsmittellieferungen abhingen. Zugleich rief Assoumani, der der Präsident der Komoren ist, Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Koexistenz auf. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Aus Müll wird Luxus: Pilzleder soll Tierhaut und Plastik ersetzen
12.06.2025

Tierhaut ist grausam, Kunstleder giftig – jetzt soll Abfall die Rettung bringen: Schwedische Forscher züchten edles Leder aus Pilzen,...

DWN
Politik
Politik Fall Gelbhaar: Grüne gestehen Fehler ein
12.06.2025

Erst lösten die Vorwürfe gegen den damaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar Aufregung aus – dann kamen Zweifel an ihrer...

DWN
Technologie
Technologie Wenn Klimarettung zur Illusion wird: Die Selbsttäuschung der Tech-Eliten
12.06.2025

Sie predigen Nachhaltigkeit, verbrauchen aber gigantische Energiemengen: Während Tech-Milliardäre den Planeten retten wollen, heizen ihre...

DWN
Politik
Politik Trump spielt mit dem Welthandel – und riskiert den Crash
12.06.2025

Ex-Handelsminister Wilbur Ross warnt: Trump führt einen Wirtschaftskrieg gegen die ganze Welt – kalkuliert, aggressiv und ohne...

DWN
Technologie
Technologie Mittelstand: mehr als 100.000 Euro jährlich durch Solaranlage und E-Autos sparen
12.06.2025

Solaranlagen und E-Autos sind für Unternehmen längst mehr als Prestigeprojekte. Eine neue Analyse zeigt anhand konkreter Lastgänge und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis treibt Zentralbanken: Gold überholt den Euro
12.06.2025

Rekord beim Goldpreis: Gold wird zur zweitgrößten Reserve nach dem Dollar. Die EZB zeigt, warum Zentralbanken den Euro zunehmend...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biontech Curevac Übernahme: Milliarden-Deal für mRNA-Krebstherapien
12.06.2025

Biontech greift nach Curevac – und verfolgt damit ehrgeizige Pläne in der Krebsmedizin. Der milliardenschwere Deal soll Know-how...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ohne VW, BMW & Mercedes-Benz: Das neue Playbook für Automotive-Investments
12.06.2025

Trumps Zölle, Chinas Plattformstrategie und strukturelle Schwächen bei Software und Skalierung zwingen deutsche OEMs zum Umdenken. Für...